Mystery Thriller Band 224
Toten? Hatte sie das wirklich gesagt? Dämlicher ging’s wohl nicht, was? dachte sie ärgerlich. Brad muss ja denken, du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank.
Und genau so sah er sie nun auch an, während er sich räusperte. „Nun, lass es mich mal so ausdrücken“, antwortete er schließlich. „Einen Menschen, der nicht mehr am Leben ist. Hilft dir das irgendwie weiter?“ Er schüttelte den Kopf. „Also, um genau zu sein: Am Waldrand außerhalb der Stadtgrenze wurde eine Leiche gefunden. Wie es aussieht, handelt es sich um Mord. Und deshalb braucht Sheriff Latimer uns jetzt. Also, was ist – willst du noch mehr Zeit vergeuden oder dich endlich mal ein bisschen beeilen?“
„Äh … Klar, natürlich! Warte hier, ich komm sofort!“ Eilig lief Melissa nach oben, wo sie sich in ihrem Zimmer wieder umzog. Dabei bemühte sie sich nach Kräften, die Ruhe zu bewahren, was ihr aber schwerfiel. Sie war noch immer ganz durcheinander. Erst dieser komische Brief, dann die Geräusche – und schließlich hatte Brad plötzlich vor ihr gestanden und ihr mitgeteilt, dass eine Leiche aufgefunden worden war.
Aufregung erfasste sie. Ihr erster Mordfall! Doch dann ermahnte sie sich zur Ruhe. Egal, was hinter der Sache steckte, für die Bewohner von Deadman’s Landing kam der Vorfall absolut zur falschen Zeit. Wie es aussah, sollte der Ort wirklich nie zur Ruhe kommen …
Wenige Minuten später trat Melissa wieder nach draußen, wo Brad, ungeduldig von einem Fuß auf den anderen wippend, auf sie wartete. Sobald sie ihn sah, klopfte ihr Herz wieder schneller. In seiner Uniform gab er wirklich eine verdammt gute Figur ab, aber dennoch konnte sie es kaum erwarten, ihn in Freizeitklamotten zu sehen. Wie er sich wohl privat kleidete? Noch so wie früher zu Schulzeiten, in Jeans und T-Shirt?
Melissa verdrehte, genervt von ihren eigenen Gedankengängen, die Augen. Worüber machte sie sich da eigentlich Gedanken? Warum dachte sie ständig über diesen Typen nach, der immerzu unfreundlich zu ihr war? Hatte sie denn überhaupt keinen Stolz?
„Dann mal los“, sagte Brad knapp, als er sie erblickte. Er ging schnellen Schrittes voran zu seinem Wagen, einem silberblauen Mustang, den er am Straßenrand vor dem Haus abgestellt hatte. Melissa setzte sich auf den Beifahrersitz und schnallte sich an. Brad gab Gas.
Während er fuhr, musste Melissa wieder an die unheimlichen Geräusche denken, und sie fragte: „Sag mal, hast du schon länger vor dem Haus gestanden vorhin? Ich meine, bevor ich die Tür geöffnet habe?“
Er setzte den Blinker, fuhr links auf die Mainstreet ab und sah Melissa dann stirnrunzelnd an. „Nein, wieso? Ich bin gekommen und wollte gerade klingeln, als du die Tür aufgerissen hast.“ Er schüttelte den Kopf. „Sheriff Latimer hat mich auf dem Handy angerufen, als ich gerade zu Hause war. Ich hab mich dann gleich wieder umgezogen und bin dann direkt zu dir gefahren. Sonst noch Fragen?“
Melissa schluckte. Wenn sie wollte, dass sich das Verhältnis zwischen Brad und ihr entspannte, sollte sie sich vielleicht ein bisschen weniger … merkwürdig ihm gegenüber verhalten.
Doch sofort wurde sie wütend auf sich selbst. Brad war es schließlich, der sich ihr gegenüber abweisend und reichlich unkollegial verhielt! Und dabei kannte sie nicht einmal den Grund dafür. Das konnte doch wohl unmöglich damit zusammenhängen, dass sie früher in dieselbe Klasse gegangen und dort nicht gerade zu Freunden geworden waren, oder? Wie dem auch sei, sagte sie sich, wenn jemand sein Verhalten ändern muss, dann er!
Sie verließen die Mainstreet und fuhren weiter. Es dauerte noch knapp zehn Minuten, dann erreichten sie den Waldrand. Schon aus der Ferne sah Melissa den Jeep den Sheriffs, das einzige offizielle Fahrzeug der Polizei von Dedmon’s Landing. Er war brandneu und verfügte sogar über ein eingebautes Ortungssystem, mit dem man den Wagen jederzeit in Deadman’s Landing ausfindig machen konnte – purer Luxus.
Neben dem Jeep stand ein anderer Pkw sowie ein Krankenwagen. Brad hielt direkt neben dem anderen Wagen, und sie stiegen aus.
Sheriff Latimer stand zusammen mit einem anderen Mann neben seinem Jeep. Beide Männer blickten auf eine Gestalt, die vor ihnen am Boden lag. Der Krankenwagen war hinten offen, und Melissa erblickte eine verstört aussehende junge Frau, die von den Ärzten betreut wurde.
Melissa schluckte. Vorhin hatte sie die Angelegenheit im Stillen als ihren ersten Mordfall bezeichnet; jetzt aber
Weitere Kostenlose Bücher