Mystery Thriller Band 224
Amy, was machst du denn hier? Melissa schüttelte den Kopf. Was Dümmeres ist dir wohl nicht eingefallen, was?
Amy schüttelte den Kopf. „Na, jedenfalls schlag ich mir nicht so die Wampe voll wie du. Und ich hab auch keinen Bedarf an Small-Talk mit dir. Nur eines: Lass die Finger von meinem Freund, kapiert? Sonst lernst du mich richtig kennen, Miststück!“
Melissa verschluckte sich vor Überraschung so sehr, dass sie laut husten musste, und ihr Tränen in die Augen traten. Hastig trank sie einen Schluck nach, und als sie wieder vernünftig Luft bekam, starrte sie Amy entgeistert an. „Ich hab mich ja wohl verhört! Sag mal, spinnst du, mich so anzumachen? Ist dir eigentlich klar, dass du gerade eine Polizeibeamtin beleidigt hast?“
„Und wenn du die Kaiserin von China wärst, würde ich nicht anders mir reden! Also, nur noch mal zur Klarstellung: Lass die Finger von meinem Freund, oder du wirst erleben, wozu ich wirklich im Stande bin!“
Melissa kniff die Augen zusammen. Innerlich brodelte es in ihr, doch sie zwang sich, ruhig zu bleiben. Sie besaß als weiblicher Deputy von Dedmon’s Landing auch eine Vorbildfunktion und durfte sich daher keinesfalls auf Amys Niveau herablassen. „Hör zu, Amy“, sagte sie daher mit ruhiger Stimme. „Ich hab keine Ahnung, wovon du eigentlich sprichst. Ich weiß ja nicht einmal, wer dein Freund überhaupt ist!“
„Jetzt tu mal nicht so scheinheilig!“, fuhr Amy sie an. „Aber zu deiner Info: Brad ist auch alles andere als angetan davon, dass du …“
„Brad?“, fiel Melissa ihr ins Wort. Aus vor Überraschung weit aufgerissenen Augen, starrte sie ihr Gegenüber an. „Moment mal, willst du damit sagen, du und Brad … ihr seid ein Paar?“
„Genau das.“ Amy reckte das Kinn. „Und damit du es gleich weißt: Wir wollen heiraten. Also schmink ihn dir gefälligst gleich wieder ab!“
Aber ich habe doch überhaupt kein Interesse an ihm! wollte Melissa protestierend erwidern. Doch aus irgendeinem Grund kamen ihr diese Worte nicht über die Lippen. „Hör mal“, fragte sie stattdessen, „wie kommst du darauf, dass ich etwas von Brad will? Ich …“
„Ich wollte es dir nur gesagt haben, klar?“ Angewidert blickte sie auf Melissas Teller. „Und jetzt schlag dir nur weiter den Bauch voll.“
Mit diesen Worten und einem hochnäsigen Grinsen drehte sich die Blondine um und tänzelte davon.
Fassungslos starrte Melissa ihr hinterher. Sie hatte das Gefühl, im falschen Film gelandet zu sein. Was war denn hier gerade abgegangen? Dabei beunruhigte sie vor allem die Tatsache, dass nicht einmal Amys unmögliches Auftreten und die Art, wie sie mit ihr gesprochen hatte, sie so sehr schockierte. Nein, es war die Tatsache, dass Brad und Amy ein Paar waren.
Brad – ausgerechnet!
Seufzend fiel Melissas Blick auf ihren Teller, doch sie schob ihn von sich weg. Hatte sie gerade noch einen richtigen Heißhunger verspürt, so war ihr der Appetit nun gründlich vergangen.
Als sie eine halbe Stunde später nach Hause kam, war ihr Dad ausnahmsweise einmal nicht unterwegs. Er saß in der Küche, vor sich auf dem Tisch eine Tasse mit dampfendem Tee, und blätterte in einer Medizinzeitschrift. Als Melissa eintrat, blickte er auf.
„Da bist du ja“, sagte er und erhob sich. Aus seinem Blick sprach Besorgnis. „Ich habe schon gehört, was passiert ist. Mit Harry, meine ich. Schlimm, das Ganze. Ich hoffe, der Anblick war nicht zu …“
Er stockte mitten im Satz, doch Melissa wusste natürlich auch so, was er sagen wollte, und drückte lächelnd seine Hand. „Mach dir keine Gedanken um mich, Dad. Deine Tochter ist schon groß, hörst du? Außerdem wusste ich, worauf ich mich mit diesem Job einlasse. Auch in einer Kleinstadt herrscht schließlich nicht immer Sonnenschein, nicht wahr?“ Leise fügte sie hinzu: „Schon gar nicht in dieser …“
„Ich weiß, was du meinst. Nach den letzten Verbrechen um diese Rollenspieler haben viele Einwohner befürchtet, dass es dabei nicht bleiben würde. Auch wenn das natürlich im Grunde vollkommen absurd ist, da das eine nichts mit dem anderen zu tun hat, scheint es doch manchmal so, als würden diejenigen, die immer wieder davon sprechen, dass Dedmon’s Landing verflucht sei, recht behalten. Aber wenn du mich fragst, ist das nichts weiter als Zufall.“
Melissa nickte. „Sehe ich im Grunde ebenso. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, gleich an meinem ersten Diensttag …“ Sie winkte ab. „Aber lassen wir das. Hör mal, Dad,
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