Mystery Thriller Band 224
ungutes Gefühl. Sie musste an das denken, was sich in den letzten Tagen zugetragen hatte, und in ihr stieg die Ahnung auf, dass ein weiteres Kapitel in der Reihe mysteriöser Vorkommnisse folgte. Vielleicht wäre es das Beste gewesen, wenn sie das Geräusch einfach ignoriert hätte, doch das konnte sie nicht. Und vielleicht hatte es sich ja auch bloß so angehört, als ob jemand in regelmäßigen Abständen etwas gegen ihr Fenster warf. Bestimmt war da draußen gar niemand.
Und als sie das Fenster schließlich erreichte, den Vorhang zur Seite schob und durch die Scheibe nach draußen blickte, schien sich diese Hoffnung zu erfüllen, denn zu sehen war, zumindest auf den ersten Blick, niemand.
Sicher, die Sicht war ohnehin nicht sehr gut, schließlich war es Nacht. Doch es herrschte auch keine absolute Finsternis: Der volle Mond, der hoch am Himmel stand, tauchte die Umgebung in fahlen Schein. Zudem spendeten die Sterne weiteres Licht, und so konnte Melissa, deren Zimmer nach hinten raus gelegen war, den kleinen elterlichen Garten relativ gut erkennen: Sie sah die Umrisse des kleinen Brunnens, den Goldfischteich und die Gartenlaube, doch etwas Auffälliges gab es nicht.
Zunächst nicht.
Denn in dem Moment, in dem Melissa sich schon irritiert abwenden wollte, schoss auf einmal ein Schatten hinter der Laube hervor. Im nächsten Moment sah sie etwas aufblitzen, und dann ein hell erleuchtetes Gesicht.
Ein hell erleuchtetes, maskiertes Gesicht.
Eine schwarze Gestalt mit einer hässlichen weißen Maske.
Der Schwarze Magier …
Melissa schrie auf!
8. KAPITEL
Einen Augenblick lang hatte Melissa das Gefühl, gelähmt zu sein. Sie wollte, aber konnte sich nicht rühren, schien vor Schreck wie erstarrt zu sein, und so blieb ihr nichts anderes übrig als dazustehen und durch die Fensterscheibe in den nächtlichen Garten zu starren.
Was sie sah, konnte sie nicht begreifen. Der Schwarze Magier! Die Schreckensgestalt aus Kindheitstagen … Wie konnte das sein?
Es dauerte einige Sekunden, doch dann endlich setzte ihr Verstand wieder ein, und ihr wurde klar, wie absurd die Szenerie war – und vor allem ihr eigenes Verhalten. Natürlich stand jemand draußen im Garten, aber wer immer es auch sein musste, eines wusste sie sicher: Es war nicht der Schwarze Magier.
Denn der existierte nicht.
Vielmehr musste es irgendjemand sein, der sich entsprechend maskiert hatte und jetzt mit einer Taschenlampe sein Gesicht beleuchtete, nachdem er Steine gegen Melissas Fenster geworfen hatte, um sie zu wecken und zum Fenster zu locken.
Nein, nicht irgendjemand – sondern die Person, die ihr schon den Drohbrief geschickt und den Karton mit der toten Ratte vor die Tür gelegt hatte und die auch für den Anruf am Tag ihrer Ankunft verantwortlich war.
Amy! Diese durchgeknallte Irre! Warte nur, dich krieg ich!
Ab diesem Moment dachte Melissa nicht mehr nach. Sie wollte nur noch eines: Nach unten eilen, in den Garten hinausstürmen und diesem ganzen Spuk ein Ende bereiten!
Hastig wandte sie sich vom Fenster ab und rannte, so wie sie war, barfuß und im Pyjama, los. Stürzte aus ihrem Zimmer in den Flur hinaus zur Treppe und flog förmlich über die Stufen.
Sie war fast unten angekommen, da rutschte sie aus, verlor den Halt und stürzte, wild mit den Armen rudernd, über die letzten zwei Stufen nach unten. Sie spürte noch, wie sie mit dem Kopf hart auf den Boden aufschlug, dann wurde es dunkel um sie herum.
„Und du bist wirklich sicher, dass du keinen Arzt brauchst?“ Ihr Vater blickte skeptisch drein, doch Melissa blieb bei ihrer Entscheidung.
„Ganz sicher, Dad. Das Einzige, das ich jetzt brauche, ist Schlaf, Schlaf und nochmals Schlaf.“
„Aber du warst ohnmächtig“, wandte Brad ein. Auch er war sichtlich besorgt, was Melissa rührte.
„Aber nur ein paar Sekunden“, erwiderte sie. „Ich bin gestürzt und war kurz weggetreten, aber als mein Vater an mir rüttelte, bin ich auch sofort wieder wach geworden. Also – alles halb so schlimm.“
Es stimmte in der Tat: Melissa war nur ganz kurz bewusstlos gewesen. Ihr Vater, durch ihren Schrei, als sie die Gestalt im Garten entdeckt hatte, und das Rumpeln auf der Treppe endgültig wach geworden, war zu ihr geeilt. Nachdem sie sich hingesetzt und ihm erzählt hatte, was vorgefallen war, hatten sie sich gemeinsam auf den Weg in den Garten gemacht, wo jedoch niemand mehr zu sehen gewesen war.
Mr Carlisle hatte schließlich darauf bestanden, den Sheriff zu rufen, und Melissa
Weitere Kostenlose Bücher