Mystery Thriller Band 224
Moment kam Amber aus der Küche. „Sorry, Leute, aber das mit den Pizzen dauert noch ein bisschen. Vielleicht so fünf Minuten. Ist das okay?“
Melissa nickte. „Klar doch.“
„Super, danke fürs Warten!“ Amber verschwand wieder in der Küche.
„Na, dann kann ich ja mal schnell für kleine Deputys gehen“, sagte Brad grinsend und verschwand in Richtung der Toiletten.
Melissa sah ihm lächelnd nach. Sie spürte, dass sie heute schon etwas entspannter war. Die Tatsache, dass es weder gestern noch heute irgendwelche Vorkommnisse gegeben hatte, tat ihr gut.
Sie wollte gerade noch einen Schluck Cola trinken, als sie hörte, wie hinter ihr die Tür aufgerissen wurde und jemand mit schnellen Schritten ins Lokal stapfte. Sie wandte sich um, um zu sehen, wer da gekommen war, und erblickte Amy, die mit zu Schlitzen verengten Augen auf sie zukam.
„Du verdammtes Miststück, dir werde ich’s zeigen!“ Amy erreichte sie, griff nach Brads Glas, das auf dem Tresen stand, und schüttete Melissa dessen Inhalt ins Gesicht, ehe diese auch nur eine Chance hatte, zu reagieren.
„Hey!“ Melissa zuckte zurück und wäre beinahe vom Barhocker gekippt. Angeekelt wischte sie sich die süße Flüssigkeit aus dem Gesicht und fuhr mit den Fingern durch ihr nasses, verklebtes Haar. „Sag mal, spinnst du jetzt völlig?“
„Fragt sich nur, wer hier spinnt, wie? Was bildest du dir eigentlich ein!? Reicht dir wohl nicht mehr, dich an Brad ranzumachen, was? Jetzt hetzt du mir auch noch den Sheriff auf den Hals, du Dreckstück!“
Melissa verschlug es die Sprache. Ungläubig starrte sie Amy an. Ihr erster Impuls war, sie ebenfalls anzuschreien, doch dann besann sie sich: Erstens brachte es nichts, sich auf dieses Niveau herabzulassen, zweitens war Melissa nicht mehr das Schulmädchen von damals, sondern der Deputy des Sheriffs. „Ich mache mich nicht an Brad heran“, stellte sie mit ruhiger, aber fester Stimme klar. „Außerdem habe ich dir meinen Boss nicht auf den Hals gehetzt. Sheriff Latimer war bei dir, weil es Verdachtsmomente gegen dich gibt, Amy. Und nun würde ich dich bitten, dir vor Augen zu halten, mit wem du sprichst. Nur zu deiner Information: Solltest du mich noch einmal beleidigen, wird das Konsequenzen haben. Ich hoffe, wir verstehen uns.“
Der Blick, den Amy jetzt mit zu Schlitzen verengten Augen auf sie abfeuerte, war so stechend und drohend, dass Melissa unwillkürlich zusammenzuckte. Und in diesem Moment traf sie schlagartig die Erkenntnis, dass jeder Zweifel, Amy könnte zu solchen Taten nicht in der Lage sein, absolut unberechtigt war.
Amy war dazu in der Lage – dazu und zu noch viel mehr, das wurde Melissa in diesem Moment klar.
„Sieh dich vor, Melissa“, sagte Amy jetzt, und ihre Stimme klirrte wie Eis. „Ob Deputy oder nicht – du solltest dich nicht mit der Falschen anlegen.“
Mit diesen Worten reckte sie das Kinn und wandte sich um. Kurz schien sie noch zu verharren, dann verließ sie hocherhobenen Hauptes das Lokal.
Sie war gerade über die Schwelle getreten, als Brad zurück an den Tresen trat.
„War das nicht Amy?“, fragte er irritiert, und dann fiel sein Blick auf Melissas von der Cola verklebtes Gesicht, und seine Augen weiteten sich. „Was ist passiert?“, erkundigte er sich alarmiert.
„Ach, nichts weiter“, erwiderte Melissa ironisch. „Deine durchgeknallte Ex hat mir nur deine Cola ins Gesicht geschüttet, mehr nicht.“ Sie atmete tief durch, bemüht, sich zu beruhigen. „Und dann hat sie mir noch gedroht, dass ich mich nicht mit der Falschen anlegen soll.“
„Diese Schlange! Na warte, die kann was erleben!“, stieß Brad atemlos hervor und machte schon Anstalten, Amy hinterherzulaufen, doch Melissa hielt ihn zurück.
„Jetzt überstürz bitte nichts“, beschwor sie ihn. „Ich weiß, du bist wütend auf sie, das bin ich auch. Aber wir sollten uns jetzt nicht auf ihr Niveau herablassen. Immerhin arbeiten wir für den Sheriff.“ Sie hielt kurz die Luft an. „Und ganz gleich, wie mies ihr Verhalten eben auch war“, fügte sie anschließend hinzu, „es hatte auch etwas Gutes.“
„Etwas Gutes? Was soll daran gut sein, wenn du Cola ins Gesicht bekommst und beleidigt wirst?“
„Ganz einfach“, antwortete Melissa düster. „Nach dieser Begegnung mit Amy bin ich nämlich ziemlich sicher, dass sie es ist, von der die anonymen Drohungen kommen. Sie weiß, dass ich vor dem Schwarzen Magier als Kind große Angst hatte. Sie gehörte ja mit zu denen, die
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