Mystery Thriller Band 224
erkannte, dass sie soeben in das Parkhaus des Kinos gefahren waren. „Was ist los mit dir?“, fragte Brad nun doch.
Sie tat, als wisse sie nicht, wovon er sprach. „Was meinst du? Was soll mit mir los sein?“
„Na, du hast während der ganzen Fahrt kaum ein Wort gesprochen. Geht’s dir nicht gut?“
Sie schüttelte den Kopf. „Quatsch, alles in Ordnung.“
Doch ihr Unbehagen wuchs immer mehr, und als sie schließlich vor den Kinokassen standen, entschuldigte sie sich kurz, weil sie vorgab, auf die Toilette zu müssen.
In Wahrheit aber zückte sie, kaum dass sie außer Sichtweite war, ihr Handy und rief Mona an.
„Du?“, fragte ihre Freundin erstaunt. „Ich dachte, du bist mit deinem Schwarm im Kino.“
„Bin ich auch, aber … Hör zu, das mag jetzt ziemlich verrückt für dich klingen, aber du musst mir einen Gefallen tun. Kannst du schnell etwas für mich googeln?“
„Googeln?“, fragte Mona, hörbar irritiert. „Hör mal, solltest du bei einem Date mit deinem Schwarm nicht anderes im Sinn haben als das Internet? Ich meine …“
„Bitte!“, fiel Melissa ihr ungeduldig ins Wort. „Kannst du es einfach machen? Du weißt doch, ich gehöre noch zu den Steinzeitmenschen, die ein Handy haben, mit dem man nicht viel mehr als telefonieren kann. Also? Geht das?“
Einen Moment herrschte Schweigen, dann: „Klar. Was soll ich eingeben?“
„Brad Barlow – Dedmon’s Landing.“
„Oha!“, stieß Mona hörbar verblüfft hervor. „Du holst Infos über deinen Schwarm ein? Was hat das denn zu bedeuten?“
„Das erzähle ich dir ein anderes Mal, okay? Aber jetzt mach bitte. Es ist wirklich wichtig.“
„Schon gut, schon gut. Warte einen Moment, ja?“
Melissa hörte, wie Mona zu tippen begann. Dann herrschte erst mal Schweigen, dann sagte Mona: „Also, ich weiß ja nicht, wonach du suchst, aber …“ Sie hielt inne. „Moment mal, was ist das denn?“
„Was denn?“, hakte Melissa nervös nach. „Was steht da?“
„Na ja … Angeblich gab es an der Polizeiakademie, die Brad besucht hat, mal einen Zwischenfall mit einem Mädchen. Er soll es überfallen und brutal misshandelt haben. Zu einer Anklage kam es allerdings nie.“
„Danke, dass du nachgesehen hast“, sagte Melissa nach einer Weile. Sie schluckte. Ihre Kehle fühlte sich mit einem Mal staubtrocken an. „Ich melde mich später wieder bei dir, okay? Spätestens morgen.“
„Warte mal einen Moment“, sagte Mona rasch. „Hör mal, Süße, wenn irgendetwas ist, wenn du Hilfe brauchst oder jemanden zum Reden, gib mir Bescheid, ja? Und sei um Himmels willen vorsichtig. Ich meine, ich hab ja keine Ahnung, was dahintersteckt, aber wenn du mich fragst, klingt das nicht sonderlich gut.“
Melissa nickte und beendete das Gespräch; dann kehrte sie zu Brad zurück. In ihrem Magen grummelte es gewaltig, und ihre Gedanken drehten sich wie ein wild gewordenes Jahrmarktkarussell.
Was war hier bloß los? Konnte sie sich wirklich so sehr in Brad getäuscht haben? War er gar nicht der, für den sie ihn hielt? Und wenn er ihr wirklich nur etwas vorspielte, wer sagte ihr dann, dass das, was er in Bezug auf Amy behauptet hatte, der Wahrheit entsprach?
War in diesem seltsamen Spiel gar nicht Amy die Böse, sondern doch er? Immerhin hatte Melissa ihn zu Anfang verdächtigt. Und das aus gutem Grund: Ihre Rückkehr hatte ihm ja überhaupt nicht gefallen, und er hatte sich alles andere als freundlich ihr gegenüber verhalten.
Dann hatte sich das Blatt gewendet. Aber warum? Warum verhielt er sich seit einiger Zeit ganz anders ihr gegenüber?
Ein schrecklicher Gedanke kam Melissa: Hatte er sich nur an sie herangemacht, um sie besser kontrollieren zu können? Damit sie ihm vertraute?
Aber was sollte er davon haben? Was sollte er überhaupt davon haben, sie fertigzumachen? War es nur, weil er sie nicht als Kollegin wollte?
„Da bist du ja.“ Brads Stimme riss sie aus ihren Überlegungen. „Ich hab mich schon gefragt, wo du so lange …“ Er stockte. „Sag mal, ist irgendwas? Du bist mit einem Mal kreidebleich!“
„Ich … Hör mal, ich hoffe du bist jetzt nicht böse, aber ich wollte fragen, ob du was dagegen hast, wenn ich mir ein Taxi nehme. Ich möchte gern nach Hause.“
Besorgt sah er sie an. „Was ist denn los? Geht’s dir nicht gut?“
Sie zuckte nur mit den Schultern, wollte eigentlich etwas sagen, brachte aber kein Wort heraus.
„Hör mal, wir müssen nicht ins Kino, kein Problem. Am besten, wir fahren zurück nach
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