Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
Perlen in ihrem Haar klicken leise aneinander. »Du trägst ganz bestimmt keinen Peilsender, Aria. Genauso wenig wie du eine Überdosis mystischer Energie abbekommen hast, wie es deine Eltern dir weismachen wollten, als sie dein Gedächtnis gelöscht haben. Du bist ein gutes Mädchen, Aria, aber vielleicht ein bisschen naiv.«
»Diesmal ist es anders«, antworte ich leicht gekränkt. »Hunter hat nach einem Peilsender gesucht und keinen gefunden.«
Lyrica zieht skeptisch die Augenbrauen hoch. »Hat er einen mystischen Scan durchgeführt?«
»Keine Ahnung. Er hat mich in eine Maschine gesteckt … Aber ich denke schon.«
»Lass mich mal sehen.« Lyrica zieht ihren Stuhl zu mir heran, schaut mich an und streckt die Hände aus. »Darf ich?«
Ich nicke. Sie legt den Kopf in den Nacken und sieht hinauf zu der Glaskugel an der Decke. Erst beginnt ihre Handfläche grün zu leuchten, dann ist ihre gesamte rechte Hand in einen grünen Wirbel gehüllt. Ein einzelner Lichtstrahl schießt aus ihrem Zeigefinger in Richtung Glaskugel, die sich daraufhin mit pulsierender Energie füllt.
Nach einer Weile leuchtet die Kugel so grell, dass ich den Blick abwenden muss. Während Lyrica in melodischem Singsang Beschwörungsformeln vor sich hin murmelt, dringt ein dünner Strahl Energie aus einem Loch in der Kugel, fächert sich auf, schweift durch den Raum und wirft grüne Lichtpunkte an die Wände.
Es folgt ein zweiter Strahl, ein dritter, ein vierter.
Plötzlich steht Lyrica vor mir und Dutzende nadeldünner Lichtstrahlen strömen aus der pulsierenden Kugel heraus. Ich spüre, wie die Energie über mich hinwegstreicht, mich in mystisches Licht taucht, meine Haut erhitzt und kribbeln lässt. Dieses Gefühl wird immer stärker, als würde jede einzelne Zelle meines Körpers unter Strom gesetzt.
Inzwischen steht Lyrica auf Zehenspitzen, hat die Arme in die Höhe gestreckt, die Finger gespreizt, streckt sich weiter und weiter und – ballt die Hand zur Faust, und die Verbindung zwischen ihr und der Kugel wird unterbrochen. Es blitzt einmal heftig, dann erlöschen die Strahlen wie ausgebrannte Glühbirnen.
Lyrica sinkt zu Boden.
»Lyrica!«, rufe ich. Die seltsame Verbindung zwischen uns ist unterbrochen, und ich spüre die Wirkung der mystischen Energie nicht mehr. »Alles in Ordnung?«
Sie sieht mich aus glasigen Augen an. »Ja. Ich bin nur … müde.«
Ich helfe ihr auf und zurück auf ihren Stuhl. Sie ist aschfahl und atmet ein paarmal tief durch. Ich hole ihr ein Glas Wasser. Als ich aus der Küche zurück bin, haben ihre Wangen wieder etwas Farbe bekommen.
»Ich bin auch nicht mehr die Jüngste«, sagt sie und trinkt einen Schluck. »Aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Du wurdest nämlich tatsächlich mit einem Sender versehen. Einem mystischen Sender.«
»Hunter hat mich doch überprüft«, wiederhole ich. Mein Blick wandert über meine Arme, Hände, Beine. »Wo sitzt der Sender?«
Lyrica senkt den Blick. »An deinem Geist .«
»An meiner Seele, meinst du?«
Sie nickt. »Tut mir leid, dir das sagen zu müssen. Aber zumindest hast du jetzt Gewissheit.«
Thomas. Er wusste über den Sender Bescheid. Kann er ihn mir angehängt haben? »War das Thomas?«
»Wer?«, fragt Lyrica.
»Thomas Foster. Mein Ex-Verlobter. Er wohnt in den Horsten.«
Sie denkt nach. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass außer einem Mystiker jemand dazu fähig wäre. Es handelt sich um mächtige dunkle Magie.« Sie sieht wieder zu ihrer Kugel hinauf, dann zu mir. »Möchtest du den Sender loswerden?«
»Ja, unbedingt!«
Lyrica lässt ihre Finger knacken. »Gut. Allerdings könnte der Sender auch nützlich sein. Vielleicht solltest du ihn behalten. Ich könnte ihn auf einen Gegenstand übertragen.« Sie zeigt auf die Kette um meinen Hals. »Darf ich die dafür benutzen?«
Ich ziehe das Silberherz unter meinem Shirt hervor. »Wie passend – ein Herz.« Ich nehme das Medaillon ab und reiche es Lyrica.
»Schließ die Augen.«
Ich schließe sie.
Sie hält die Kette in der einen Hand und packt mit der anderen meine Schulter. Ich erwarte einen Hitzeschwall oder Elektrizität – so wie sonst auch, wenn mich ein Mystiker berührt. Stattdessen fühlt es sich … kühl an. Als würde ich am ganzen Körper mit Eiswürfeln abgerieben. Meine Haut wird taub. Plötzlich spüre ich einen stechenden Schmerz im Bauch, als würde sich darin etwas drehen und winden und mit aller Macht versuchen, aus mir herauszubrechen.
Ich spüre ein Brennen und
Weitere Kostenlose Bücher