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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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»Worauf wartest du denn, Kindchen?«, sagt sie und streckt mir die Hand entgegen. »Schnell, komm rein!«
    Ich trete ein und Lyrica schließt die Tür hinter uns. Wieder vibriert der Boden unter meinen Füßen.
    »Was ist das?«
    »Wir bewegen uns weiter«, antwortet Lyrica.
    In ihrem Haus sieht alles aus wie damals. Überall brennen Kerzen, deren weiße Flammen im Luftzug tanzen, an den Wänden hängen gerahmte Bilder. Eines springt mir sofort ins Auge: Es zeigt eine von gelben und leuchtend roten Flammen umzüngelte Gestalt, die eine der sieben Schwestern sein muss.
    »Warum bewegt sich das Haus?«, frage ich.
    Lyrica lächelt mich an. In ihrem Kleid aus fließender, blaugrüner Seide, das sanft ihre Knöchel umspielt, sieht sie aus wie ein Wasserwesen. Die Farbe des Kleides schmeichelt ihrem cremefarbenen Teint. Ihr üppiges graues Haar hat sie mit bunten Perlen geschmückt. Lyrica sieht älter aus als bei unserer letzten Begegnung. Erschöpft.
    »Komm«, sagt sie und schiebt mich durch den Flur in ihr Wohnzimmer. Gelbe und grüne chinesische Papierlampions hängen von der Decke, und eine Glaskugel, die eine Lampe sein könnte, wäre eine Glühbirne darin. Die Wände sind mit hieroglyphenartigen Zeichen bemalt, die ich schon von der Farm kenne.
    »Hier bin ich in Sicherheit vor meinen Verfolgern«, erklärt Lyrica. »Mein Haus ist nicht einfach nur unsichtbar. Ich kann es auch an einen anderen Ort versetzen.« Sie sieht zum Fenster. Die Fensterläden sind fest verrammelt. »So konnte ich uns vor den Männern deines Bruders in Sicherheit bringen. Im Augenblick befinden wir uns im Stadtteil Queens.«
    »Queens? Noch nie gehört. Wo liegt das?«
    »Gegenüber von Manhattan – auf der anderen Seite des East River.« Lyrica schlurft zu einem champagnerfarbenen Vorhang im hinteren Teil des Raums. »Kann ich dir einen Tee anbieten?« Ohne meine Antwort abzuwarten, verschwindet sie kurz hinter dem Vorhang und kehrt mit zwei Keramikbechern zurück, in denen Teebeutel hängen.
    »Setz dich, Liebes.« Sie reicht mir einen blauen Becher und taucht den Zeigefinger hinein. Sofort beginnt das Teewasser zu dampfen. »Bitte schön.«
    Ich setze mich auf das niedrige Sofa und lege Davidas Kästchen auf einem Kissen ab. Lyrica macht es sich in einem Korbsessel bequem, dann erwärmt sie das Wasser in ihrem eigenen Becher. Lyrica vermag viel mehr als das, aber ich finde es tröstlich, dass sie ihre mystischen Kräfte manchmal auch einfach nur dazu einsetzt, um sich eine Tasse Tee zu brühen – vor allem in stürmischen Zeiten wie diesen.
    »Eine Frage, Kindchen: Was bei den Horsten hast du mit deinen Haaren angestellt?«
    »Ich brauchte einfach mal etwas Abwechslung«, antworte ich lachend. »Ach Lyrica, es tut so gut, Sie zu sehen.« Der warme Tee erfüllt mich mit Wohlbehagen. Ich schmecke Honig, Pfefferminze und etwas Fruchtiges, was ich nicht einordnen kann. Einfach köstlich. Mit einem Seufzer lasse ich mich ins Sofa zurücksinken, denn ich weiß, dass ich hier sicher bin. Ich hole meinen TouchMe heraus und schicke Turk eine Nachricht. Bin in Sicherheit. Wir treffen uns im Haus.
    Als ich aufschaue, ist Lyrica in den Anblick des Holzkästchens vertieft. »Ein mystisches Reliquiar«, sagt sie bewundernd. »So eins habe ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Was ist ein Reliquiar?«
    »Ein Behälter, in dem man etwas Heiliges aufbewahrt. Auf diesem da sind die Schwestern dargestellt, die heiligen Sieben.« Lyrica stellt ihren Becher auf einem Mahagonitischchen ab. »Manche glauben, dass sie die ersten Mystiker waren. Es heißt, sie hätten ihre Kräfte direkt von Gott erhalten.«
    »Das Kästchen hat Davida gehört«, sage ich. Als Davidas Name fällt, bekommt Lyrica sofort leuchtende Augen. »Kyle, mein Bruder, hat es in unserer Wohnung gefunden. Es war in Davidas Zimmer versteckt und er hat es mir mitgebracht.«
    »Interessant.«
    »Ja. Aber wie macht man es auf?«
    Lyrica lächelt mich an. »Das Reliquiar öffnet sich, wenn es bereit dazu ist.«
    »Wie … praktisch. Und was ist darin? Davida besaß doch gar nichts Wertvolles.«
    »Da magst du Recht haben. Und auch wieder nicht …« Lyricas Augen beginnen geheimnisvoll zu funkeln. »Du musst wissen: Die Kräfte, die ein Mystiker im Leben wirken kann, sind in seinem Herzen gebündelt.« Sie tippt sich auf die Brust. »Wenn ein Mystiker stirbt, explodiert er wie eine Supernova und sein Herz wird zerstört, wie auch der Rest seines Körpers. Von der Erde bist du

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