Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
einen Ninjastern und schleudere ihn, ohne nachzudenken, auf eine Zielscheibe. Eine Spitze bohrt sich in die Mitte.
Volltreffer.
Shannon steht hinter mir und scharrt mit den Füßen. »Fünf«, sagt sie plötzlich.
»Was?«
»Fünf Leute sind bei dem Überfall ums Leben gekommen. Darunter zwei Kinder.«
»Oh. Danke für die Auskunft.«
Sie räuspert sich. »Gern geschehen.« Dann dreht sie sich um und verlässt den Raum.
Nachdem ich geduscht habe, gehe ich ins Esszimmer. Eigentlich bin ich nicht hungrig. Die ganze Zeit muss ich an das Gespräch mit Lyrica denken und an meine Aufgabe: dass ich Davidas Herz finden und in das Reliquiar legen muss, um ihr Andenken in Ehren zu halten.
Natürlich will ich alles dafür tun, damit Davida nie in Vergessenheit gerät. Wie sollte ich ihr sonst für all das danken, was sie für Hunter und mich getan hat – was sie all die Jahre für mich getan hat? Sie hat sich immer um mich gekümmert.
Landon und Jarek sind in unseren Unterschlupf zurückgekehrt, aber sie haben schlechte Laune. Die Informationen über die Soldaten der Fosters waren falsch, deshalb stehen sie mit leeren Händen da.
»Glaubst du wirklich, diese Friedensverhandlungen führen zu etwas?«, fragt Ryah, die vor einem Teller mit gekochtem Huhn und Reis sitzt. »Es kommt so plötzlich – Donnerstag schon. Das sind nur noch zwei Tage! Stell dir vor, es gibt ein Ergebnis und der Krieg ist vorbei!«
»Woher weißt du das mit den Verhandlungen?«, frage ich.
Ryah zuckt mit den Schultern. »Ist das ein Geheimnis? In der Bibliothek hat sich irgendwer darüber unterhalten.«
Shannon isst schweigend, aber sie blickt ab und zu zu mir herüber.
» Ich habe noch nichts davon gehört«, sagt Landon und sieht Jarek an. »Du?«
Jarek schüttelt den Kopf. »Nein. Ich war den ganzen Tag mit dir unterwegs.«
»Hunter hat es mir erzählt«, sagt Shannon, »und heute Morgen hat er es seinem innersten Kreis mitgeteilt. Er trifft sich mit Arias Bruder und Thomas Foster. Donnerstagmittag auf der Aussichtsplattform des Empire State Buildings.«
»Ich glaube ja nicht, dass es irgendwas bringt, mit denen zu reden «, meldet sich Landon zu Wort. »Wenn ihr mich fragt, kommen wir um einen Kampf nicht herum.«
»Dann kämpfen wir eben«, sagt Turk. »Oder?«
Plötzlich schießt mir eine Erinnerung durch den Kopf: Ich höre meine Mutter, wie sie über die Sprechanlage in mein Zimmer ruft: »Aria! Wo bleibst du? Wir kommen zu spät!«
»Komme schon!«, antworte ich in die Gegensprechanlage. Ich sehe Davida an und verdrehe die Augen. »Ich will nicht mitgehen. Am liebsten möchte ich bei dir bleiben. Wir können Schokolade essen und uns einen alten Film ansehen. Vielleicht mit Charlie Chaplin?«
Sie lächelt mich an und ihre braunen Augen leuchten. Das Haar hat sie zu einem Dutt hochgesteckt. »Deine Mutter würde mich niemals Schokolade in deinem Zimmer essen lassen, wenn sie hier ist. Außerdem gibt es Schlimmeres, als zum Gouverneursball zu gehen.«
Sie zeigt auf mein Kleid: ein uraltes hellgelbes Valentino aus den Sechzigern, ein One-Shoulder mit weißem Träger über der rechten Schulter.
»Ich weiß«, antworte ich.
»Jetzt halt still.« Ich spüre die sanfte Berührung von Davida, die Handschuhe trägt. Sie schließt das Kleid hinten. »Dreh dich um.«
Barfuß wirbele ich auf dem Teppichboden im Kreis.
»Du siehst aus wie eine Prinzessin.«
»Nein.«
Davida nickt. »Doch, Aria. Und jetzt los!«
»Ach, Mann«, stöhne ich und lasse mich auf die Bettkante fallen. »All diese Langweiler. Diese langweiligen Gespräche.«
»Na schön«, sagt Davida mit heller Stimme. »Dann gehst du eben nicht mit. Was willst du deiner Mutter sagen? Du weißt, dass sie dir das nicht einfach so durchgehen lassen wird. Genauso wenig wie dein Vater. Diese Feste sind ihnen heilig.«
Ich springe vom Bett auf und balle scherzhaft die Hände zu Fäusten. »Wenn meine Eltern es nicht anders wollen, dann kämpfen wir eben!«
»Aria?«, reißt mich Turks Stimme aus meinen Gedanken.
Erst jetzt merke ich, dass Turk, Shannon und die anderen mich anstarren.
Landon zieht fragend die buschigen Augenbrauen hoch. »In welchem Paralleluniversum warst du denn gerade?«
»Ich … ich habe zugehört«, sage ich, werde aber feuerrot dabei.
»Ach ja?« Landon lehnt sich zurück und sieht mich herausfordernd an. »Und was habe ich gerade gesagt?«
»Du hast gesagt, dass wir … ähm«, stottere ich hilflos.
»Vergiss es einfach, Aria Rose«,
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