Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
Tablett tragen. Die Energiestrahlen werden flacher und neigen sich.
Plötzlich falle ich nach vorn. Das Netz ist so ausgerichtet, dass Turk und ich ins Bike gleiten. Turk fällt zu Ryah in den Beiwagen, ich rutsche hinter Jarek auf den Sattel und halte mich an ihm fest.
»Hier«, sage ich, greife um seinen Bauch und stelle die Kühlbox zwischen seine Beine. »Das dürfen wir nicht verlieren. Es ist wichtig.«
»Alles klar.« Jarek grunzt und dreht am Lenker. Das Bike röhrt, schießt vorwärts und bläst grüne Abgase in den Himmel.
Ryah ballt die Hände zu Fäusten und die grünen Strahlen verschwinden. »Mann, ihr seid vielleicht schwer!«, stöhnt sie.
In dem Augenblick fällt ein Soldat an uns vorbei. Er muss hinter Turk von der Brücke gesprungen sein. Er fuchtelt wild mit den Armen und starrt uns panisch an, als er begreift, dass das Netz aus Licht verschwunden ist.
Seine Schreie hallen durch die Nacht.
Turk packt meine Hand. »Bin ich froh, dass du dich nicht geirrt hast.«
»Ich auch«, antworte ich.
»Wo wart ihr?«, fragt Shannon, als wir zurück ins Rebellenversteck kommen. Sie trägt ihren schwarzen Trainingsanzug und wirft mir einen bösen Blick zu. »Hunter hat die Ausgänge nicht zum Spaß blockiert. Du solltest hierbleiben. Du solltest …«
»Schluss jetzt!«, fahre ich sie an. »Wir haben gerade echt andere Sorgen.« Ich deute auf Turk, den ich stützen muss, weil er noch zu schwach zum Gehen ist. »Wärst du also so nett, uns zu helfen? Ansonsten halt einfach die Klappe.«
Sie will gerade weitermeckern, als Ryah dazwischengeht: »Im Ernst, Shannon. Du hast jetzt mal eine Minute Sendepause, ja? Oder noch besser: eine Stunde.«
Als Shannon klar wird, wie schwer Turk verwundet ist, ist sie entsetzt. »Turk? Was ist los mit dir?«
»Wird schon wieder«, stößt er hervor.
Landon kommt die Treppe heruntergerannt. »Turk, Mann, du siehst ja kacke aus! Ich meine, echt … übel.«
»Besten Dank auch«, murmelt Turk.
»Ist es sehr schlimm?«, erkundigt sich Landon.
»Ich werd’s überleben«, stöhnt Turk.
Shannon und ich bringen ihn ins Wohnzimmer und setzen ihn vorsichtig auf eins der Sofas. Er lässt sich in die Polster sinken und atmet schwer. Inzwischen sieht er aber schon etwas besser aus. Seine Haut hat fast wieder ihre normale Farbe angenommen und auf den Schrammen im Gesicht hat sich bereits Schorf gebildet. Ich erinnere mich daran, wie schnell sich Turk erholt hat, nachdem Elissa Genevieve auf ihn geschossen hatte – bestimmt wird er wieder ganz der Alte.
»Wo ist Jarek?«, fragt Landon. »Ist alles in Ordnung mit ihm?«
»Er stellt Turks Bike ab«, sagt Ryah mit zitternder Stimme. Der Schreck sitzt ihr immer noch im Nacken.
»Lehn dich zurück«, sagt Shannon zu Turk. Sie streicht sich das feuerrote Haar hinter die Ohren und streckt eine Hand nach ihm aus. Dann lässt sie ihren leuchtenden Zeigefinger über seine Verletzungen gleiten.
Turk holt tief Luft, er kommt wieder zu Kräften. In seine Augen kehrt der alte Glanz zurück, seine Lippen werden wieder rosig, und die Schnitte, die ich ihm an den Armen zugefügt habe, verheilen vollständig.
»Na also«, sagt Shannon. Sie beugt sich vor und küsst Turk sanft auf die Stirn. Ich drehe mich weg. Wo bleibt eigentlich Jarek mit der Kühlbox?
»Ich hole dir ein Glas Wasser«, sagt Shannon. »Du musst dich ausruhen.« Shannon winkt Landon und Ryah mit sich in die Küche und lässt mich mit Turk allein.
»Wie geht es dir?«, frage ich ihn und setze mich neben ihn auf das Sofa.
»Geht schon wieder.« Turk schaut mich an. »Und dir?«
Ich nicke nur. »Was Kyle dir angetan hat, war …«
»Lass gut sein.« Er legt mir einen Finger auf die Lippen und mein Mund kribbelt von seiner Energie. »Das spielt jetzt keine Rolle mehr. Es ist vorbei.«
»Doch, es spielt eine Rolle. Es war meine Schuld. Wenn ich nicht so verbissen nach Davidas Herz gesucht hätte …«
»Hätten wir es nicht gefunden«, unterbricht mich Turk. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel das ihrer Familie bedeuten wird. Wie viel es uns allen bedeutet.« Turk streichelt mir über die Wange. »Hunter hatte kein Recht, dich einzusperren. Tut mir leid, dass ich das Spielchen mitgespielt habe.«
»Halb so wild. Ich kann es ja verstehen.«
»Ich hatte solche Angst, dir könnte etwas zustoßen«, sagt Turk leise. »Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn dir was passiert.«
»Mir? Als sie dich gefoltert haben, habe ich gedacht, ich würde
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