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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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beachtet mich nicht, er weist gerade die Wachen an, eine weitere Spritze mit Quecksilber zu füllen.
    Ich sehe über die Schulter. Hinter mir stehen ein Infusionsständer und eine Tasche mit medizinischen Instrumenten. Der Ständer ist dünn und lang; aus irgendeinem Grund erinnert er mich an den Kendostock, mit dem ich unter Shannons Anleitung auf der Farm trainiert habe.
    Und das bringt mich auf eine Idee.
    »Noch eine Spritze«, sagt Kyle. »Aller guten Dinge sind drei.«
    Er und seine zwei Bodyguards wenden mir den Rücken zu und sind mit Turk beschäftigt. Ich schaue zu, wie das Quecksilber an seinem Hals hochsteigt und sich mit schrecklicher Geschwindigkeit auf seiner Haut ausbreitet.
    Turk wirft sich immer wieder gegen die Lehne seines Stuhls, die Stuhlbeine scharren über den Boden. So hört niemand, wie auch ich mich auf meinem Stuhl hin und her werfe, um den Infusionsständer zu erreichen. Gleichzeitig lege ich mich mit der Brust ins Seil, um es zu lockern. Mit jeder Bewegung gibt es ein wenig nach.
    »Aaaaaaaaaaaah!«, schreit Turk.
    Komm schon, Aria!, feuere ich mich an. Er leidet. Nur noch ein Stückchen …
    »Rückst du jetzt raus mit der Sprache?«, schreit Kyle Turk an. »Los, Mystiker!«
    Ich werfe mich hin und her. Eine Sekunde lang hört Turk auf zu schreien und ich höre ihn leise zischen: »Lutsch es!«
    »Das war’s dann, Mystiker«, sagt Kyle. »Wenn das Quecksilber dein Herz erreicht, bist du erledigt, schätze ich mal. Mausetot.«
    Das darf ich nicht zulassen.
    Ich spüre, wie sich das Seil um meiner Brust löst, dann fällt es auf den Boden.
    Fieberhaft versuche ich mich daran zu erinnern, was mir Shannon beigebracht hat, aber mir schwirrt der Kopf. Ich habe solche Angst, dass Turk stirbt.
    Also greife ich einfach an.
    Mit den gefesselten Händen halte ich den Infusionsständer wie einen Kendostock vor mir, schwinge ihn und lasse ihn auf den Kopf des Leibwächters mit der Spritze niederkrachen. Das Metall trifft ihn an der Schläfe, der Mann geht zu Boden. Die Spritze fliegt davon.
    Kyle dreht sich um. »Aria?«
    Aber ich bin zu schnell für ihn.
    Ich verlagere das Gewicht auf den rechten Fuß und ramme dem anderen Bodyguard den Ständer ins Gesicht. Dem Kerl spritzt das Blut aus der Nase, ich reiße das Knie hoch und trete ihm in die Eier. Der Mann bricht zusammen, aber ich verpasse ihm zur Sicherheit noch einen Tritt in den Nacken. Er ist bewusstlos.
    Ich spüre jemanden hinter mir, den ersten Bodyguard, der wieder auf die Beine gekommen ist und gerade die Waffe entsichert.
    Er schießt. Die Kugel pfeift an meinem Kopf vorbei.
    Ich drehe mich in der Luft und lasse mich vom Ständer führen. Dann schlage ich dem Kerl die Waffe aus der Hand. Sie landet scheppernd auf dem Boden.
    Er sieht mich voller Angst an.
    Ich packe den Ständer fest, springe nach vorn und knalle dem Wachmann den Ständer unters Kinn.
    Sein Kopf wird nach hinten gerissen. Er kracht gegen die Wand und sinkt auf den Boden wie eine Marionette mit gerissenen Fäden.
    Sofort fahre ich zu meinem Bruder herum. Der steht da wie angewurzelt. Unter Schock.
    »Wo hast du denn das gelernt?«, fragt er.
    Ich zucke mit den Schultern. »Los, umdrehen!« Ich gehe einen Schritt auf ihn zu.
    »Aria, komm schon«, bettelt Kyle und hebt die Hände. Neben ihm atmet Turk schwer.
    »Ich bin’s doch, dein Bruder.« Kyle weicht vor mir zurück. »Leg das Ding weg. Du willst mir doch nicht wehtun.« Er lächelt nervös.
    Ich antworte ihm nicht – nicht mit Worten –, sondern reiße den Ständer hoch und schlage Kyle bewusstlos.
    Kaum liegt mein Bruder am Boden, lasse ich den Infusionsständer fallen und laufe zu Turk. Ich nehme ihm den Knebel ab und schaue auf seine Handschellen. »Turk? Hörst du mich?« Hektisch suche ich nach den Schlüsseln.
    »Aria«, haucht Turk. »Gute Arbeit.«
    »Du musst atmen, hörst du? Ganz ruhig atmen«, flehe ich ihn an. »Und wage ja nicht aufzuhören! Ich bringe uns hier raus.«
    Neben mir auf dem Boden liegt einer der Bodyguards. Selbst immer noch in Handschellen, bücke ich mich, fingere den Schlüsselbund von seinem Gürtel und probiere einen Schlüssel nach dem anderen an Turks Handschellen aus, bis einer passt. Auch noch den passenden Schlüssel für meine eigenen Handschellen zu finden, kommt nicht infrage. Ich darf keine Zeit verlieren.
    Ich beuge mich über Turk. Fast sein halber Körper ist silbern, und sein Gesicht – wie versteinert.
    »Was soll ich machen?«, frage ich zitternd.
    Turks Augen

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