Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)
wir darauf nicht herumreiten.«
Ich will mich beruhigen, aber es gelingt mir nicht. Allein bei Shannons Anblick sehe ich Rot. Warum ist sie immer so unausstehlich?
»Was hat es für einen Sinn, sich schreckliche Dinge auszumalen, die nicht eingetreten sind?«, frage ich. »Hätten wir denn einfach zulassen sollen, dass mein Bruder oder diese Elissa Genevieve Davidas Herz in die Finger kriegen? Ich will mir gar nicht vorstellen, was dann passiert wäre.«
»Ich mir auch nicht«, stimmt Ryah zu.
»Oder willst du mir etwa vorhalten, dass sich dein toller Freund Jarek als hinterhältiger Dieb entpuppt hat?«, frage ich Shannon giftig. » Er hat das Herz. Er ist derjenige, der uns reingelegt hat.«
Shannon presst die Lippen zusammen. Ich weiß, sie würde mich am liebsten anbrüllen, aber sie hat Angst, ich könnte Recht haben.
»Das kann alles nur ein riesengroßes Missverständnis sein«, sagt Ryah und schüttelt ungläubig den Kopf. »Jarek würde so etwas niemals tun.«
»Wir müssen ihn finden«, beharre ich. »Und zwar schnell.«
»Aria hat Recht«, pflichtet mir Landon bei. Er klatscht in die Hände und krempelt die Ärmel seines purpurroten T-Shirts hoch. »Gefällt mir gar nicht, das zu sagen, aber: Jarek ist ein Verräter.«
Verräter. Das Wort hallt in meinem Kopf wider. Hat Jarek womöglich auch etwas mit dem mystischen Sender zu tun, den man mir verpasst hat? Arbeitet er mit Kyle zusammen? Warum würde er sonst mit dem Herzen abhauen?«
»Und das Timing ist echt mies«, grummelt Landon. Er sieht auf seinen TouchMe und wieder in die Runde. »Es ist zwei Uhr nachts. Erstens: Ich bin fix und fertig. Zweitens: Heute finden die Friedensgespräche statt, in zehn Stunden, um genau zu sein. Sollten wir Hunter nicht bei den Vorbereitungen helfen? Und sollten wir ihm nicht erzählen, dass Jarek mit dem Herzen abgehauen ist?«
»Nein«, sage ich entschieden. Alle starren mich an.
»Wenn wir Hunter jetzt anrufen, wird er sich auf die Suche nach Jarek machen«, erkläre ich.
»Genau«, sagt Ryah. »Wäre das nicht gut?«
»Nicht, wenn er dafür die Verhandlungen sausen lässt.«
Turk schüttelt den Kopf. »Das würde er nicht tun. Dafür sind die Verhandlungen viel zu wichtig. Sie sind die einzige Chance für den Frieden. Er wird kommen, hundertpro.«
»Hunter geht es nicht um den Frieden«, sage ich. »Er will meinen Bruder und Thomas in einen Hinterhalt locken und eine Bombe zünden, die alle Nichtmystiker töten wird, die sich in der Nähe aufhalten.«
Turk schüttelt den Kopf. »Was redest du denn da für einen Unsinn, Aria? Drehst du jetzt völlig ab?«
»Es ist die Wahrheit. Er hat es mir selbst erzählt.«
Landon und Ryah sehen sich fassungslos an. »Was … wie …?«, stammelt Ryah.
Shannon ist kreidebleich, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Hat Hunter sie tatsächlich nicht in seinen Plan eingeweiht? Oder tut sie nur so überrascht?
»Das dürfen wir nicht zulassen«, sage ich. »Egal, wie sehr ich Kyle hasse, wir dürfen ihn und Thomas nicht einfach draufgehen lassen. Dann sind wir auch nicht besser als meine Familie. Und die Bewohner von Manhattan werden für alle Zeiten Tod und Gewalt mit den Mystikern verbinden.«
Einen Moment schweigen alle. Dann fragt Shannon: » Wir? Seit wann gehörst du zu uns?«
»Seit sie ihre Familie verlassen hat, um uns zu unterstützen«, antwortet Turk und funkelt Shannon an. »Schämst du dich nicht, an ihr zu zweifeln?« Dann wendet er sich an Landon und Ryah. »Seid ihr dabei?«
Landon stößt einen leisen Pfiff aus. »Hätte zwar nicht gedacht, dass ich das jemals sagen würde, aber: Aria hat Recht. Wir dürfen den Menschen der Stadt keinen Anlass geben, an unseren Motiven zu zweifeln. Wir wollen Frieden. Keine Gewalt.« Er legt sich die Hand aufs Herz. »Keine Toten mehr.«
»Ich bin dabei«, sagt Ryah.
Fehlt nur noch Shannon.
»Und du?«, fragt Turk.
Alle Blicke sind auf Shannon gerichtet. Aber die lässt sich Zeit mit einer Antwort.
»Na schön«, sagt sie nach einer gefühlten Ewigkeit. »Aber es darf niemand zu Schaden kommen.«
Ryah strahlt und umarmt Shannon. »Ich wusste, dass du dich uns anschließt.«
Shannon verdreht die Augen und sieht mich über Ryahs Schulter hinweg an. »Nur für’s Protokoll: Du bist trotzdem eine fiese Zicke.«
»Wie du meinst.«
»Aber wie sollen wir Hunter aufhalten?«, will Ryah wissen. »In Manhattan glaubt jeder, du würdest ihn unterstützen, Aria. Nach all den Videos, die in der ganzen Stadt
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