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Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition)

Titel: Mystic City 2. Tage des Verrats (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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Silber.«
    Shannon schließt die Augen und legt sich die Hand auf die Brust. Einen Moment lang verharrt sie so, dann höre ich ein leises Vibrieren, ein tiefes Summen, es kommt mitten aus ihrem Körper.
    Ihre Hände fangen an, mystisch grün zu leuchten, erst schwach, dann immer stärker. Ihre Fingerspitzen zittern schneller als die Flügel eines Kolibris, bis sie vor meinen Augen verschwimmen. Das fluoreszierende Grün rast ihre Arme hinauf in die Brust und lässt Hals und Wangen erstrahlen.
    Sie wirft den Kopf in den Nacken, und aus ihrem Mund schießt ein grüner Energiestrahl, der für eine Kriegerin wie Shannon überraschend zart wirkt. Der Strahl jagt zur Decke und durch die Wand hindurch.
    Shannon steht starr wie eine Statue. Dann lässt sie die Arme sinken und öffnet die Augen.
    Sie hat ihren Mund geschlossen, doch der dünne, fast unsichtbare Energiefaden strahlt immer noch heraus.
    »Alles okay?«, erkundigt sich Turk.
    Shannon verengt die Augen zu schmalen Schlitzen. »Los. Ich habe das Medaillon. Aber wer weiß, wie lange.«
    Wir folgen Shannon von Harlem aus durch die Tiefe in Richtung West Side.
    Da Jarek sich Turks Bike unter den Nagel gerissen hat, nehmen wir zwei Gondeln: Ryah, Shannon und Landon sitzen in der einen, ich und Turk in der anderen.
    Die hellgrüne Linie dient uns als Zielsuchgerät; Shannon gibt dem Gondoliere Anweisungen. Und so geht es immer hinter der Energiespur her die Kanäle entlang, nach links und rechts und unter Steinbrücken hindurch.
    Unserem Gondoliere, einem Mann mit schwarzem Zottelhaar und zerrissener Tweedhose, sagt Turk einfach: »Folgen Sie dem Boot vor uns.«
    Das Boot ist zu schmal, um nebeneinanderzusitzen, deshalb hocke ich vor Turk auf einem kleinen Holzsitz und muss die Knie zusammenpressen.
    Wir nähern uns einer Steinbrücke, ein angeschlagener Wasserspeier starrt uns an.
    Mit unbewegter Miene beobachtet Turk den Kanal. Seine Haare scheinen nachgewachsen zu sein, oder sind das nur Schatten auf seiner Kopfhaut? Die Sonne hat sich hinter einer Wolkendecke verkrochen, nur ein paar dürre Sonnenstrahlen dringen durch den Smog. Alles ist grau.
    Ich spüre Tropfen auf meiner Haut. Hoffentlich gibt es jetzt keinen Regenguss.
    »Was denkst du?«, frage ich Turk. So schweigsam kenne ich ihn gar nicht.
    »Mir gefällt das alles nicht«, sagt er.
    »Natürlich nicht. Wir haben Jarek gemocht. Er war unser Freund …«
    »Nein, das meine ich nicht«, erwidert Turk. »Mir gefällt nicht, dass wir so weit nach Westen fahren. Wir sind schon am Times Square vorbei.«
    Ich sehe mich um – die Gegend wird immer einsamer. Die wenigen unzerstörten Gebäude sind sehr groß, wahrscheinlich waren mal Geschäftsräume oder Büros darin. »Und was bedeutet das?«
    Turk reibt sich die Schläfen. »Hier in der Nähe hat uns dein Bruder aufgespürt.«
    »Kyle?«
    Turk nickt. »Und sein Verhörraum ist auch nicht weit.«
    Ich staune, wie gut Turks Orientierungssinn ist.
    »Er würde sich nicht in den Horsten im Westen breitmachen, wenn er nicht auch das Gebiet unter sich kontrollieren würde. In der Tiefe. Das macht mir Sorgen.«
    »Also arbeitet Jarek für ihn«, überlege ich laut.
    Turk legt die Stirn in Falten.
    »Vielleicht liegen wir ja völlig falsch«, sage ich.
    »Nein, ich fürchte, wir liegen genau richtig.«
    »Du kannst dich auf mich verlassen. Versprochen.«
    »Ich weiß.« Turk schenkt mir ein schwaches Lächeln. »Und du dich auf mich. Egal, was kommt. Runter!«, ruft Turk plötzlich und drückt meinen Kopf nach unten, als die Gondel unter einer besonders niedrigen Brücke durchfährt.
    Der Gondoliere stößt einen Pfiff aus. »Tut mir leid.« Wir biegen nach links in einen kleineren Kanal ab und folgen Shannon und den anderen.
    Und dann fängt es an zu regnen. Ich lege den Kopf in den Nacken und spüre die Tropfen auf Nase und Wangen. Meine Perücke wird nass. Eigentlich ist der Regen nach der sengenden Hitze eine Wohltat.
    »Wir sind gleich da!«, ruft uns Ryah aus dem anderen Boot zu. Vor uns sehe ich den grünen Strahl, der aus Shannons Mund in die Dunkelheit führt.
    Hier stehen kaum noch Häuser, und wenn doch, dann sind es endlos lange Ungetüme, die sich über mehrere Blocks erstrecken. Die meisten sehen so aus, als hätte sie seit Jahren kein Mensch mehr betreten, total heruntergekommen.
    Als wir in den nächsten schmalen Kanal einbiegen, sehen wir ein altes Lagerhaus, das zur Hälfte eingestürzt ist. Es scheint leer zu stehen wie die anderen Gebäude in

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