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Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz

Titel: Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Lawrence
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Faust und nicke: »Ja, kann man wohl so sagen.«
    Am selben Abend durchsuche ich meinen Wandschrank nach dem passenden Kleid für das Dinner. Ich habe nie viel über meine Kleidung nachgedacht, aber seit gestern muss ich ständig an die Tiefe denken und daran, wie … luxuriös mein Zimmer ist.
    Ich wähle ein pfirsichfarbenes Minikleid mit hoher Taille und einem perlenbestickten Saum.
    Warum hat meine Familie so viel Geld? Wenn mich jemand gefragt hat, wusste ich nie eine Antwort. Meine Mutter arbeitet nicht. Mein Vater bekommt Bestechungsgelder von den Stadtbeamten, aber damit lässt sich nicht der gigantische Reichtum erklären, den die Roses im Laufe der Jahre angehäuft haben. Trotzdem habe ich nie nach Einzelheiten gefragt.
    Vor dem Spiegel mache ich mir die Haare. Leider muss ich zu einer Verabredung mit Thomas und das auch noch in Begleitung eines Anstandswauwaus.
    Thomas hat mich an meine Eltern verraten und von seinem Diener durchsuchen lassen. Schlimmer noch als dieser Schock ist, dass ich mir die Schuld am Tod des Gondoliere gebe. Und trotz all dem wird von mir erwartet, so zu tun, als sei nichts gewesen. Trotzdem muss ich mich öffentlich mit meinem Verlobten zeigen, um Stimmen für unsere Familien zu sammeln. Trotzdem wird von mir erwartet, dass ich glücklich bin. Ich kann wirklich nur hoffen, dass die gestrige Nacht nicht typisch für Thomas’ Verhalten war. Dass ihn, wie er behauptet, mein Besuch vollkommen überrascht und verwirrt hat. Ich hoffe so sehr, dass wir uns ineinander verlieben können. Noch einmal.
    Ich fühle mich wie eine Marionette. Ich bin todmüde, und während ich mich anziehe, spüre ich, wie ich von unsichtbaren Fäden dirigiert werde – von Dr. May, von meiner Mutter, meinem Vater, von Thomas. Niemand kommt mir nah genug, um mich zu berühren; sie kontrollieren mich aus der Entfernung.
    »Du musst lächeln«, sagt meine Mutter, als ich die Wohnung mit Klartino verlasse. »Du musst jederzeit damit rechnen, dass dich jemand fotografiert.«
    »Ja.« Ich beiße die Zähne zusammen und lächele, bis mir die Wangen wehtun. Meine Mutter verdreht die Augen und geht zum Büro meines Vaters. Seit einem Jahr hatte ich keinen Bodyguard mehr und Klartino kann ich nicht leiden. Er hat dicke Knubbelhände und schaut immer säuerlich drein. Über die gesamte rechte Seite seines Halses zieht sich ein grünes Tattoo; es zeigt einen Tiger, der eine Rose im Maul hält. Hübsch.
    Nach der Show, die ich gestern abgezogen habe, bin ich zurzeit ganz bestimmt nicht Papas und Mamas Liebling. Und Klartino wirkt auf mich ziemlich einschüchternd. Wie haben er und Stiggson wohl die Leiche des Gondoliere beseitigt? Hat es ihm auch nur das Geringste ausgemacht, einen Menschen sterben zu sehen? Vermutlich nicht.
    Wir essen im Purple Pussycat , das aussieht wie eine Flüsterkneipe aus den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Das Restaurant gehört Thomas’ Familie und befindet sich in einem spiralförmigen Gebäude an der Fifth Avenue. Es hat hohe Decken, die Wände sind mit dunklem Mahagoni getäfelt, der Boden ist von glänzendem Schwarz und es gibt mehrere Bars. Man nippt an seinen Drinks, die Männer tragen modische Anzüge, Hemden und Krawatten, die Frauen maßgeschneiderte Etuikleider und spitze Schuhe, die die Zehen quetschen.
    Klartino hält sich ein paar Schritte hinter mir, als ich mich an die Empfangsdame wende, ein Mädchen Anfang zwanzig, das den fünfzackigen Stern der Fosters als Tattoo an der Innenseite des linken Handgelenks trägt. Sie führt mich zu dem Tisch, an dem Thomas bereits sitzt.
    Er erhebt sich sofort, als ich näher komme. Er sieht chic aus in seinem weißen Frackhemd und der schwarzen Hose. Sein Outfit wird durch eine Paisleykrawatte und einen marineblauen Blazer ergänzt. Er hat wieder seine Partyfrisur – einen gegelten Seitenscheitel. Ich bemerke Blitze – Paparazzi – und mir wird sofort klar, dass es sich hier um einen offiziellen Fototermin handelt. Wir sind das ideale Paar, geschniegelt bis zum Geht-nicht-mehr, und wir sollen die Menschen in der Tiefe davon überzeugen, Garland Foster und nicht die Mystikerin Violet Brooks zu wählen.
    Gäste stecken die Köpfe zusammen und tuscheln über das Paar, das bald heiraten und dadurch ein gemeinsames Vorgehen von Ost- und West-Manhattan gegen die mystische Bedrohung ermöglichen wird.
    Ich lächele, wie mir meine Mutter befohlen hat, und versuche meine Verbitterung zu verbergen. Noch nie habe ich eine so große Last auf

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