Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
auch immer so gerne mochtest.« Sie schnieft. »Das ist der letzte Sommer vor deiner Hochzeit. Danach wird alles anders.«
Ich will ihr erwidern, dass sich nichts ändern wird, doch in meinem Herzen weiß ich, dass das nicht wahr ist. »Ich kann meinen Job nicht hinschmeißen. Trotzdem werde ich versuchen öfter mit euch abzuhängen.«
»Gut«, meint Bennie und lächelt mich an. »Du kannst dieses Wochenende damit anfangen.«
»Was steht da auf dem Programm?«, frage ich. »Bestimmt will Thomas was unternehmen, da kann ich sowieso nicht weg.«
Kiki starrt mich nieder. »Du kannst doch wohl einen Abend ohne Thomas aushalten.« Ihr scharfer Ton überrascht mich, wahrscheinlich ist sie noch sauer. Immerhin habe ich ihr Thomas verschwiegen und eine Überdosis genommen. Nicht die nackte Tatsache, sondern die Heimlichtuerei ärgert sie.
»Was soll das heißen?«
»Ich vermisse dich«, sagt sie. »Du triffst ihn praktisch jeden Abend. Was ist aus unseren Abenden geworden? Schwatzen, dumme Serien im Fernsehen gucken, die BH s der anderen anprobieren …«
»Wir haben noch nie die BH s getauscht«, sage ich. »Ist ja ekelig.«
»Das war doch nicht wörtlich gemeint«, sagt Kiki. »Ist nur so eine Redensart. Aber eins steht doch fest: Früher haben wir alles zusammen gemacht. Jetzt … kenne ich dich kaum noch.«
»Gut«, antworte ich. »Also ein Mädchenabend.«
»Nein!«, kreischt Bennie. Kiki und ich sehen sie verwirrt an. »Ich meine … ich gebe eine kleine Party. Meine Eltern sind im Urlaub in Brasilien. Das ist die Gelegenheit.« Sofort fängt sie an, etwas in ihr TouchMe zu tippen. »Entschuldigt. Ich mache mir nur Notizen, damit ich rechtzeitig das Catering bestelle und vielleicht einen DJ … und ein paar Leute für die Bar brauchen wir auch …«
»Immer mit der Ruhe«, sage ich. »Warum können wir uns nicht einfach zu dritt einen schönen Abend machen?«
»Sei doch nicht so egoistisch!« Kiki wird rot; sie öffnet den obersten Knopf ihrer blauen Bluse und fächelt sich mit der Ser-viette Luft zu. »Ich will Action! Romantik! Ihr seid beide in festen Händen, nur ich habe niemanden«, schmollt sie. »Ich möchte doch nur einen Jungen, der mir mal einen richtigen Kuss gibt.«
Bennie denkt kurz nach. »Keine Sorge, Kiki. Kyle soll einfach ein paar von seinen Freunden mitbringen. In seinem Literaturkurs im letzten Semester saß ein Junge, den ich immer sehr sexy fand. So ein Collegetyp: braune Haare, braune Augen …«
»Ich stehe auf Braun«, seufzt Kiki.
»Er heißt Don Marco, glaube ich«, ergänzt Bennie. »Oder war’s Paul? Ich weiß nicht mehr. Wär doch cool, wenn der kommen würde!« Sie hört auf zu tippen und sieht mich an. »Ich möchte auch ein paar Leute aus dem Foster-Lager einladen. Bist du damit einverstanden?«
Ich muss an Thea Monastys Worte neulich bei der Einsturzparty denken: Was getrennt ist, sollte besser getrennt bleiben. Ach was, sie ist eine blöde Zicke. »Natürlich, Bennie. Lad ein, wen immer du möchtest.«
Sie grinst. »Das wäre das erste Mal, dass Kids aus beiden Lagern zusammen eine Party feiern. Das wird am Anfang nicht gerade leicht sein, aber was gibt es Besseres, um einander näherzukommen, als eine Party? Du musst bloß vor allen Leuten mit Thomas rumschmusen. Zeig ihnen, dass es allein um die wahre Liebe geht!« Sie senkt den Blick. »Oh. Meine Liste ist schon ellenlang. Ich brauche eine Assistentin.«
»Da helf ich doch gerne«, sagt Kiki und sieht mich an, als wollte sie fragen: Und du?
Ehe ich antworten kann, summt mein TouchMe. Eine Nachricht von Patrick Benedict: SIE HABEN SICH VERSPÄTET.
»Leute, ich muss los.« Ich winke dem Kellner und bitte ihn um die Rechnung.
»Aber am Wochenende bist du doch dabei?«, fragt Bennie. Sie klingt so zuversichtlich, dass ich nicht wage, sie zu enttäuschen, und sage zu.
»Na immerhin etwas …«, sagt Kiki. Ihre grünen Augen haben mich durchschaut. »Vorerst. Glaub nicht, dass ich nicht schon eine Riesenbrautparty plane, Dummerchen!«
Das Büro liegt im 200. Stock des Rivington-Gebäudes, knapp oberhalb der 40. Straße auf der West Side, ungefähr dreißig Blocks von unserer Wohnung entfernt. Dieser Teil der Stadt wurde früher Hell’s Kitchen genannt, »Teufelsküche«, aber das war vor dem Großen Feuer. Jetzt befindet sich hier das Hauptquartier der Familie Rose.
Ich verabschiede mich von Kiki und Bennie und passiere den Körperscanner in der Lobby. Es ist zwei Uhr, also Zeit für meine Kaffeerunde. Ich
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