Mystic City Bd 1 - Das gefangene Herz
zuckt, dann ziehe ich den Gürtel meines Bademantels fester. Die Handschuhe habe ich unter dem Bett versteckt; hoffentlich sucht er nicht danach. »Ich habe absolut keine Ahnung, wovon dein Bluthund redet. Ich war den ganzen Abend über hier. Und ich besitze keinerlei magische Gegenstände.«
»Blödsinn«, beharrt Franklin. »Ich habe sie gesehen. Und Montgomery auch.«
Nur nicht verunsichern lassen, ermahne ich mich selbst. »Bestimmt haben Sie mich mit jemandem verwechselt.« Ich zeige auf das Handtuch um meinen Kopf. »Ich bin gerade aus der Dusche gekommen.«
Dad wirft Franklin einen Seitenblick zu; der Zweifel an der Version seines Assistenten ist gesät.
»Sieh ihn dir doch an, Dad. Er ist ganz rot und verschwitzt und verwirrt. Vielleicht ist er auf Stic. Vielleicht ist er im Besitz mystischer Zaubermittel, nicht ich.«
Mein Vater schweigt unentschlossen.
Es klopft. Davida, in Dienstkleidung, steht vor der Tür. »Wenn ich vielleicht etwas beitragen darf, Mr Rose«, sagt sie. »Aria war den ganzen Abend hier. Mrs Rose hat mich gebeten, sie ein wenig im Auge zu behalten, und das habe ich getan.«
Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich bin. Davida ist wegen der Sache mit Hunter nicht sauer auf mich. Sie gibt mir sogar ein Alibi.
Jetzt ist mein Vater erst recht verwirrt. Er schüttelt den Kopf. »Ich kann nur hoffen, dass du die Wahrheit sagst. Gute Nacht, Aria.«
Damit packt er Franklin am Kragen und zerrt ihn aus meinem Zimmer.
18
Nachdem sich die Tür hinter den beiden geschlossen hat, lehnt Davida sich dagegen und blickt mich besorgt an. »Wir müssen reden. Jetzt gleich.«
Wir setzen uns auf die Bettkante. Ich nehme das Handtuch ab und werfe es auf den Boden. Eine Weile blicken wir einander nur schweigend an. Dann brechen wir auf einmal beide in Tränen aus und fallen uns in die Arme.
»Liebst du ihn?«, fragt Davida.
»Thomas?«, frage ich. »Ich … glaube nicht.«
»Nein, nicht Thomas. Hunter.«
Was muss Davida in jener Nacht oben auf dem Dach von mir gedacht haben? Dass ich meinen Verlobten betrüge? Natürlich weiß sie nichts über das Verhältnis von Thomas und Thea. Aber dadurch wird mein Verhalten auch nicht besser.
»Eigentlich weiß ich das selbst nicht«, antworte ich und versuche meine Gefühle zu sortieren. »Hunter ist ein Fremder und trotzdem kommt es mir manchmal so vor, als würde ich ihn schon ewig kennen.« Ich bekomme Schluckauf und grinse. »Es mag lächerlich klingen, aber meine Gefühle für Hunter sind stärker als die für Thomas.« Ich wische mir die Tränen von der Wange. »Ist das Liebe? Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
Der Kontrollverlust ist mir peinlich. Ich hoffe, Davida bescheinigt mir, dass ich nicht verrückt bin. Meinetwegen kann sie auch das Gegenteil tun und mich für irre erklären. Mich ermahnen, ab sofort die Finger von Hunter zu lassen und schleunigst reinen Tisch mit Thomas zu machen.
»Wenn es Liebe ist, beschütze ich euch beide«, sagt Davida. »Solange ich kann.« In ihren Augen liegt eine tiefe Traurigkeit wie von einem alten, schweren Leid. Fast scheint es, als wollte sie noch etwas hinzufügen, doch sie streicht sich nur die schwarzen Locken hinter die Ohren und wendet den Blick zur Seite.
»Alles in Ordnung?« Ich lege ihr die Hand auf die Schulter.
Davida schluckt. »Ja. Schon gut. Solange du in Sicherheit bist und eine Chance hast, dein Glück zu finden.«
Sie nimmt meine Hand von ihrer Schulter und drückt sie fest.
»Ich muss dich etwas fragen«, sage ich und erwidere ihren Händedruck. »Aber du musst mir ehrlich antworten: Was hast du in Seaport gemacht? Hast du deine Eltern besucht?«
Davida betrachtet den Teppich auf meinem Boden. Schließlich nickt sie.
»Warum wohnen deine Eltern nicht im Block?«
Davidas Unterlippe bebt.
»Du kannst mir alles sagen. Das weißt du doch.«
Davida holt tief Luft und ist auf einmal wieder das Mädchen, das ich von früher kenne. Ich sehe die lebensfrohe Elfjährige vor mir, mit der ich im Apartment Fangen gespielt habe, die mir Rosen und Schleierkraut in die Haare geflochten oder mir abends vorgelesen hat, wenn meine Mutter zu beschäftigt war.
»Wir wollen immer füreinander da sein«, sage ich.
Davida löst ihre Hände aus meinen. Langsam streift sie ihren rechten Handschuh zurück und rollt ihn ganz nach unten. Dann zieht sie auch den linken Handschuh aus.
Ich staune. Sie hat keine Narben. Hände und Unterarme sind makellos. Sie lächelt mich schmallippig an und zuckt mit den
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