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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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sich ein Bier zu holen, als seine Frau Celeste ihn erinnerte, dass sie heute ihren Frauenabend hatte.
    »Schon wieder?« Dave öffnete den Kühlschrank.
    »Ist schon vier Wochen her«, sagte Celeste in dem verspielten Singsang, der Dave manchmal Schauer über den Rücken jagte.
    »Ohne Scheiß?« Dave lehnte sich gegen die Spülmaschine und riss die Bierdose auf. »Was steht denn heute auf dem Programm?«
    » Seite an Seite mit Julia Roberts«, erklärte Celeste mit strahlenden Augen und gefalteten Händen.
    Einmal im Monat trafen sich Celeste und drei ihrer Kolleginnen von Ozmas Haarstudio in der Wohnung der Boyles, um sich gegenseitig Tarotkarten zu legen, eine Menge Wein runterzukippen und etwas zu kochen, was sie noch nie zuvor ausprobiert hatten. Sie krönten den Abend mit einem Weiberfilm, der meistens von einer knallharten, aber einsamen Karrierefrau handelte, die die wahre Liebe und das große Ding bei einem alten Stümper mit Schlackerklöten fand, oder er handelte von zwei Weibern, die die Bedeutung des Frauseins und die wahre Tiefe ihrer Freundschaft erkannten, und dann wurde eine im dritten Akt von irgendeiner heimtückischen Krankheit erwischt und nippelte in aller Schönheit mit perfekter Frisur in einem riesengroßen Bett ab.
    Am Frauenabend hatte Dave drei Möglichkeiten: Er konnte sich in Michaels Zimmer setzen und seinem Sohn beim Schlafen zusehen, sich im Elternschlafzimmer verstecken und durch die Kabelprogramme zappen oder nichts wie weg durch die Haustür verschwinden und sich einen Platz suchen, wo er nicht vier Frauen Rotz und Wasser heulen hörte, weil Mr. Schlackerklöten auf den Trichter gekommen war, er könne keine enge Bindung eingehen, und auf der Suche nach dem schlichten Leben zurück in die Berge ritt.
    Meistens wählte Dave Alternative Nummer drei.
    Heute war das nicht anders. Er leerte sein Bier, küsste Celeste und eine kleine, geronnene Woge Milch schwappte gegen seine Magenwand, als sie ihn am Arsch packte und den Kuss leidenschaftlich erwiderte, und dann ging er nach draußen, die Treppe hinunter, vorbei an McAllisters Wohnung und durch die Haustür in den Samstagabend der Flats. Er zog in Erwägung, zu Bucky oder rüber zum Tap zu gehen, stand einen Moment lang überlegend vor dem Haus, beschloss dann aber, das Auto zu nehmen. Vielleicht würde er zum Point hochfahren, einen Blick auf die Collegemädchen und Yuppies werfen, die sich in letzter Zeit dort scharten – es zogen so viele in die Gegend, dass ein paar von ihnen schon bis in die Flats vorgedrungen waren.
    Sie schnappten sich die zweistöckigen Backsteinhäuser, die jetzt plötzlich »Queen-Anne-Häuser« hießen. Sie bauten ein Gerüst drum herum und entkernten sie, Tag und Nacht liefen die Handwerker rein und raus und drei Monate später parkten die Versandhauskunden ihre Volvos davor und trugen Kisten, die aus teuren Küchenstudios stammten, hinein. Dann sickerte sanfter Jazz aus den Fenstern, sie kauften Blödsinn wie Portwein von Eagle Liquors, führten ihre rattenhaften Hunde Gassi und ließen sich die Vorgärten gestalten. Bis jetzt betraf das nur die Wohnhäuser aus Backstein in der Galvin und der Twoomey Avenue, aber wenn es im Point so weiterging, dann würde man bald bis zum Pen-Kanal am Ende der Flats nur noch massenweise Saabs und Tüten von Feinkosthandlungen sehen.
    Gerade letzte Woche hatte Mr. McAllister, Daves Vermieter, zu Dave gesagt (lässig, beiläufig): »Die Grundstückspreise steigen. Und zwar richtig.«
    »Dann warte besser ab!«, antwortete Dave mit Blick auf das Haus, in dem er nun seit fast zehn Jahren zur Miete wohnte, »dann kannst du irgendwann …«
    »Irgendwann?« McAllister glotzte ihn an. »Dave, ich ersticke bald an der Vermögenssteuer. Ich hab ein festes Einkommen, Scheiße noch mal. Wenn ich nicht bald verkaufe, nimmt mir das verfluchte Finanzamt in zwei, vielleicht drei Jahren alles weg.«
    »Wo willst du denn hin?«, fragte Dave und dachte: Wo soll ich dann hin?
    McAllister zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht nach Weymouth. Hab Freunde in Leominster.«
    Es hörte sich an, als habe er schon ein paar Gespräche geführt, ein paar leer stehende Häuser besichtigt.
    Als Daves Accord in den Point rollte, versuchte er sich zu erinnern, ob er jemanden in seinem Alter oder jemand Jüngeren kannte, der noch hier wohnte. Vor einer roten Ampel blieb er stehen und sah zwei Yuppiekinder in identischen weinroten Pullovern und khakifarbenen Cargo-Shorts auf dem

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