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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Bürgersteig vor dem Laden sitzen, wo früher Primos Pizza drin gewesen war. Jetzt hieß es Café Society und die beiden geschlechtslosen, kräftig gebauten Jugendlichen schaufelten sich das Eis hinein. Ihre gebräunten Beine streckten sie übereinander geschlagen auf den Bürgersteig. Ihre glänzenden Mountainbikes lehnten an einem Schaufenster, aus dem grelles Neonlicht strahlte.
    Dave frage sich, wo er verdammt noch mal leben sollte, wenn die Pioniermentalität auch seine Gegend überrollte. Von dem, was Celeste und er zusammen verdienten, würden sie sich mit Glück noch eine Dreizimmerwohnung in der Sozialbausiedlung Parker Hill leisten können, wenn Kneipen und Pizzabuden zu Cafés umgebaut worden waren. Müssten sich auf eine achtzehnmonatige Warteliste setzen lassen, um in eine Wohnung ziehen zu dürfen, wo das Treppenhaus nach Pisse stank und tote Ratten durch die schimmeligen Wände zu riechen waren, wo Junkies und Springmesserakrobaten durch die Korridore streiften und nur darauf warteten, dass du, das weiße Arschloch, endlich einschliefst.
    Seit einer dieser Straßengangster aus Parker Hill versucht hatte, Daves Auto zu klauen, während er mit Michael dringesessen hatte, bewahrte Dave eine Kaliber.22 unter seinem Sitz auf. Er hatte sie noch nie benutzt, nicht mal auf einem Schießübungsplatz, aber er nahm sie oft in die Hand und visierte ein Ziel an. Er malte sich aus, wie diese beiden identisch gekleideten Schnösel da hinten wohl glotzen würden, und lachte.
    Aber die Ampel war auf Grün gesprungen und er stand noch immer da. Hinter ihm ging die Huperei los und die beiden Schnösel schauten auf und glotzten sein verbeultes Auto an, wollten sehen, was das für ein Tumult in ihrem neuen Viertel war.
    Dave fuhr über die Kreuzung und erstickte fast an diesem Glotzen, an diesem unvermittelten, dämlichen Glotzen.
    An jenem Abend ging Katie Marcus mit ihren zwei besten Freundinnen, Diane Cestra und Eve Pigeon, aus, um Katies letzte Nacht in den Flats zu feiern, wahrscheinlich sogar die letzte in Buckingham. Sie wollten feiern, als wären sie gerade von Wahrsagern mit Gold bestäubt worden, als hätte man ihnen prophezeit, all ihre Träume würden sich erfüllen. Als hätten sie alle zusammen das richtige Rubbellos gezogen oder alle am gleichen Tag einen negativen Schwangerschaftstest gehabt. Hinten im Spires Pub warfen sie ihre Mentholzigaretten auf den Tisch, kippten sich Kamikaze-Schnäpse und Michelob-Lights-Bier hinter die Binde und kreischten jedes Mal auf, wenn ihnen ein gut aussehender Typ einen Blick zuwarf. Eine Stunde vorher hatten sie sich im East Coast Grill ein Mega-Essen gegönnt, waren dann zurück nach Buckingham gefahren und hatten sich auf dem Parkplatz einen Joint angezündet, bevor sie die Kneipe betraten. Jetzt war alles lustig – alte Geschichten, die sie sich schon hundertmal erzählt hatten, Dianes Schilderung von der letzten Abreibung ihres Mackers, Eves verschmierter Lippenstift, die beiden dicken Kerle, die um den Billardtisch watschelten – alles.
    Als es so voll wurde, dass die Leute in Dreierreihen an der Theke standen und es zwanzig Minuten dauerte, bis man etwas zu trinken bekam, zogen sie weiter zu Curley’s Folly im Point, rauchten noch einen Joint im Auto und Katie spürte, wie die Krallen einer Paranoia an ihrem Schädel kratzen. »Das Auto da verfolgt uns.« Eve sah die Scheinwerfer im Rückspiegel. »Nee.«
    »Das ist hinter uns, seit wir aus der Kneipe raus sind.«
    »Für ‘n Arsch, Katie, das war doch erst vor ‘ner halben Minute.«
    »Ach.«
    »Ach«, äffte Diane sie nach und ihr Lachen ging in einem Schluckauf unter, dann reichte sie Katie den Joint. Eve sagte mit tiefer Stimme: »Es ist so still hier.« Katie wusste, wie das enden würde. »Halt die Klappe!«
    »Viel zu still«, stimmte Diane zu und brach in Lachen aus.
    »Ihr blöden Kühe!«, schrie Katie. Es sollte verärgert klingen, ging aber in einem Kicheranfall unter. Sie fiel auf den Rücksitz. Jetzt war alles aus. Ihr Kopf landete zwischen Armlehne und Sitz, auf den Wangen spürte sie dieses Gefühl von tausend Stecknadeln, das sie von den paar Malen kannte, als sie Gras geraucht hatte. Ihr Gekicher ebbte ab und sie merkte, dass sie anfing zu träumen, als sie den blassen Lichtkegel fixierte und dachte, das ist es, wofür man lebt. Man lebt, um in der Nacht, bevor man den Mann heiratet, den man liebt, wie eine Bescheuerte mit den bescheuert kichernden Freundinnen zu kichern. (In Las Vegas, nun

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