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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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dachte er.
    Aber es kam ihm trotzdem albern vor. Katie hatte die Erstkommunion ihrer Halbschwester sausen lassen, um ihren Rausch auszuschlafen oder sich von ihrem neuesten Typen die Ohren vollsäuseln zu lassen. Scheiße. Warum sollte sie zur Kirche kommen, wenn sie nicht hingeschleift wurde? Bis zu Katies Taufe hatte Jimmy gute zehn Jahre lang keine Kirche mehr von innen gesehen. Und auch danach war er erst wieder regelmäßig hingegangen, nachdem er Annabeth kennen gelernt hatte. War er also aus der Kirche gekommen, hatte die Streifenwagen in die Roseclair einbiegen sehen und eine, ja, was?, eine Ahnung verspürt, eine Ahnung von Furcht? Denn nur weil er sich Sorgen um Katie machte – und sich über sie aufregte –, nur deshalb hatte er an sie gedacht, als die Bullen mit Bleifuß Richtung Kanal fuhren.
    Aber jetzt? Jetzt fühlte er sich leer. Leer, zu schick angezogen und verflucht dämlich, weil er zu Annabeth gesagt hatte, sie solle mit den Mädchen zu Chuck E. Cheese gehen, er würde nachkommen, denn Annabeth hatte ihn mit einer Mischung aus Wut, Verwirrung und unverhohlenem Zorn angesehen.
    Zu Deveau sagte Jimmy: »Bin wohl einfach neugierig, wie die andern auch.« Er klopfte Deveau auf die Schulter. »Muss jetzt aber los, Ed!«, fügte er hinzu. Auf der Sydney warf ein Polizist einem anderen einen Schlüsselbund zu, der damit in den Einsatzwagen der Hundestaffel stieg.
    »Okay, Jimmy. Mach’s gut!«
    »Du auch«, erwiderte Jimmy langsam und beobachtete, wie der Einsatzwagen rückwärts auf die Straße fuhr, anhielt, wie ein anderer Gang eingelegt wurde und die Räder nach rechts eingeschlagen wurden. Wieder spürte Jimmy diese hinterhältige Gewissheit.
    Man spürte sie in der Seele, nirgendwo sonst. Manchmal ahnte man dort die Wahrheit – jenseits aller Logik. Meistens hatte man Recht, wenn es sich um eine Wahrheit handelte, der man sich nicht stellen wollte, weil man nicht wusste, ob man sie ertragen konnte. Deshalb versuchte man sie zu ignorieren, ging zu Psychiatern und trieb sich zu lange in Kneipen herum oder stumpfte vor dem Fernseher ab – um sich vor der harten, hässlichen Wahrheit zu verstecken, die die Seele erkannt hatte, lange bevor der Kopf so weit war.
    Jimmy spürte, wie diese hinterhältige Gewissheit Nägel durch seine Schuhsohlen trieb und ihn an Ort und Stelle festhielt, obwohl er nichts so sehr wollte wie fortlaufen, so schnell wie noch nie, alles, bloß nicht hier rumstehen und zusehen, wie der Wagen auf die Straße bog. Die Nägel bohrten sich bis in seine Brust, ein festes, kaltes Material, als stammten sie aus einer Kanone. Er wollte die Augen schließen, aber die waren auch festgenagelt, weit aufgesperrt. Als der große Einsatzwagen die Straßenmitte erreichte, starrte Jimmy auf das Fahrzeug, das der große Einsatzwagen vorher verdeckt hatte, das Fahrzeug, um das alle herumstanden, das sie mit Pinseln einstaubten, fotografierten, in das sie hineinspähten, aus dem sie Gegenstände holten, die sie in Tüten packten, welche sie an Bullen, die auf Straße und Bürgersteig standen, weitergaben.
    Katies Auto.
    Nicht nur die gleiche Marke. Keins, das so wie ihres aussah. Ihr Auto. Von der Beule vorne rechts an der Stoßstange bis zum kaputten Glas des rechten Scheinwerfers.
    »O Gott, Jimmy! Jimmy? Jimmy! Guck mich an! Alles klar?«
    Jimmy schaute zu Ed Deveau hoch und wusste nicht, wie er hier gelandet war, auf den Knien, die Handballen in den Boden gedrückt. Runde irische Gesichter starrten zu ihm hinunter.
    »Jimmy?« Deveau reichte ihm die Hand. »Alles klar?«
    Jimmy sah die Hand und hatte keine Ahnung, was er antworten sollte. Froschmänner, dachte er. Im Kanal.
    Whitey fand Sean im Wald hundert Meter hinter dem kleinen Graben. In den lichteren Bereichen des Parks hatten sich Blutspur und Fußabdrücke verloren, denn der Regen der vergangenen Nacht hatte alles fortgeschwemmt, was nicht von Pflanzen geschützt wurde.
    »Die Hunde haben bei der alten Leinwand eine Spur aufgenommen. Wollen wir rübergehen?«
    Sean nickte, dann krächzte sein Walkie-Talkie.
    »Devine hier.«
    »Hier vorne ist ein Typ …«
    »Wo vorne?«
    »Auf der Sydney Street, Trooper.«
    »Und?«
    »Der behauptet, er wär der Vater der Vermissten.«
    »Was macht der am Tatort, verdammt noch mal?« Sean stieg das Blut ins Gesicht, es wurde heiß und rot.
    »Ist durchgerutscht, Trooper. Was soll ich ihm sagen?«
    »Wimmelt ihn ab. Ist schon ein Psychologe da?«
    »Die Psychologin ist unterwegs.«
    Sean schloss

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