Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
Vom Netzwerk:
zukommen sehen. Er war nicht in der Lage zu denken. Er musste da rein.
    »Willst du dich mit horrormäßigen Zeitungsberichten rumschlagen?«, fragte Jimmy. »Willst du mich und jeden Einzelnen von den Savage-Brüdern verknacken, wenn wir versuchen, reinzukommen, um unser eigen Fleisch und Blut zu suchen?«
    Jimmy wusste, dass diese Drohung keine große Wirkung haben würde, und fluchte innerlich, weil Sean es auch wusste.
    Sean nickte. »Will ich nicht! Glaub mir! Muss ich aber, Jimmy, ja. Und ich tue es, Kumpel.« Sean schlug einen Notizblock auf. »Pass auf, sag mir einfach, mit wem sie gestern unterwegs war, was sie vorhatte, dann …«
    Jimmy hatte sich längst abgewandt, da meldete sich laut und schrill Seans Walkie-Talkie. Jimmy drehte sich um, als Sean es an die Lippen hielt und »Ich höre« sagte.
    »Wir haben was gefunden, Trooper.«
    »Bitte wiederholen!«
    Jimmy trat neben Sean und konnte das kaum unterdrückte Beben in der Stimme des Mannes am anderen Ende hören.
    »Ich hab gesagt, wir haben was gefunden. Sergeant Powers meinte, Sie müssten kommen. Ähm, schnellstmöglich, Trooper. Unverzüglich sozusagen.«
    »Wo sind Sie?«
    »An der Kinoleinwand, Trooper. Und, hey, es ist eine Riesenschweinerei.«

10 SPUREN
    Celeste schaute die Zwölf-Uhr-Nachrichten in dem kleinen Fernseher, der auf dem Küchentresen stand. Sie bügelte dabei und kam sich vor wie eine Hausfrau aus den Fünfzigern, die niedere Tätigkeiten verrichtete und auf das Kind aufpasste, während der Mann mit seinem metallenen Essensbehälter zur Arbeit ging und bei seiner Rückkehr erwartete, dass ihm ein Bier in die Hand gedrückt und das Essen auf den Tisch gestellt wurde. Aber so war es eigentlich nicht. Welche Fehler Dave auch hatte, bei der Hausarbeit legte er sich ins Zeug. Er wischte und saugte Staub und spülte das Geschirr, während Celeste gerne die Wäsche machte, sortierte und zusammenlegte, bügelte und den warmen Geruch des Stoffes einatmete, der gereinigt und von Falten befreit war.
    Sie benutzte das Bügeleisen ihrer Mutter, ein Gerät aus den frühen Sechzigern. Es war schwer wie ein Ziegelstein, zischte ununterbrochen und stieß ohne Vorwarnung urplötzlich Dampfwolken aus, aber es war doppelt so gründlich wie jedes andere, das Celeste, verlockt durch Sonderangebote und Versprechen modernster Technologie, im Laufe der Jahre ausprobiert hatte. Das Bügeleisen ihrer Mutter hinterließ Bügelfalten, an denen man ein Baguette entzweibrechen konnte, und es plättete Verknittertes beim ersten Darüberstreichen, über das ein neueres aus Plastik ein halbes Dutzend Mal hätte fahren müssen.
    Manchmal regte sich Celeste darüber auf, dass heutzutage alles hergestellt wurde, um kaputtzugehen – Videorekorder, Autos, Computer, schnurlose Telefone –, wogegen die Dinge aus der Zeit ihrer Eltern für die Ewigkeit gebaut worden waren. Dave und sie hatten immer noch das Bügeleisen und den Mixer ihrer Mutter und neben ihrem Ehebett stand das robuste schwarze Telefon mit der Wählscheibe. Sie hatten aber auch in den Jahren ihrer Ehe mehrere Neuerwerbungen getätigt und weggeworfen, die, lange bevor man damit rechnen musste, den Geist aufgegeben hatten: Fernseher mit kaputter Bildröhre, ein Staubsauger, aus dem blauer Qualm quoll, eine Kaffeemaschine, die eine Flüssigkeit produzierte, kaum wärmer als Badewasser. Diese und andere Geräte waren auf dem Müll gelandet, weil es fast billiger war, neue zu kaufen, als die alten reparieren zu lassen. Fast. Natürlich musste man für das Modell der nächsten Generation immer noch ein bisschen Geld drauflegen. Damit rechneten die Hersteller, davon war Celeste überzeugt. Manchmal merkte sie, dass sie bewusst den Gedanken verdrängte, dass nicht nur die Dinge in ihrem Leben, sondern ihr Leben selbst keinerlei Gewicht oder dauerhaften Einfluss besaß. Stattdessen schien es darauf programmiert zu sein, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zusammenzubrechen, so dass die wenigen brauchbaren Teile für jemand anderen recycelt werden konnten, während der Rest von ihr verschwand.
    Und so bügelte sie und dachte über ihre eigene Entsorgungsfähigkeit nach, als der Nachrichtensprecher nach zehn Minuten ernst in die Kamera blickte und verkündete, die Polizei suche einen Mann, der vor einer Stadtteilkneipe einen gefährlichen Überfall begangen habe. Celeste ging zum Fernseher, um ihn lauter zu stellen, und der Sprecher sagte: »Das und Harvey mit dem Wetter sehen Sie nach der Werbung.« Und

Weitere Kostenlose Bücher