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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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erklären, was ihr da macht?«
    »Nichts.«
    »Nichts.« Als er den Bürgersteig erreichte, runzelte Seans Vater die Stirn. »Runter von der Straße!«
    Die Jungen kamen zu ihm auf den Bürgersteig.
    »Wart ihr nicht zu dritt?« Mr. Devine blickte die Straße hinunter. »Wo ist Dave?«
    »Was?«
    »Dave!« Seans Vater guckte Sean und Jimmy an. »War Dave nicht bei euch?«
    »Wir haben uns auf der Straße gekloppt.«
    »Was?«
    »Wir haben uns auf der Straße gekloppt und da kamen die Bullen.«
    »Wann war das?«
    »So vor fünf Minuten.«
    »Ah. Die Bullen kamen also.«
    »Die haben Dave mitgenommen.«
    Seans Vater schaute erneut die Straße hinunter. »Was haben die? Dave mitgenommen?«
    »Sie bringen ihn nach Hause. Ich hab gelogen. Ich hab gesagt, ich würde hier wohnen. Dave hat gesagt, er würde in den Flats wohnen, da haben sie …«
    »Was redest du da? Sean, wie sahen die Polizisten aus?«
    »Hä?«
    »Hatten sie Uniformen an?«
    »Nein. Nein, sie …«
    »Woher weißt du dann, dass es welche waren?«
    »Weiß ich nicht. Sie …«
    »Was?«
    »Er hatte eine Plakette«, mischte sich Jimmy ein. »Am Gürtel.«
    »Was für ‘ne Plakette?«
    »‘ne goldene?«
    »Ja, gut. Aber was stand da drauf?«
    »Hä?«
    »Die Wörter. Standen da Wörter darauf, die du lesen konntest?«
    »Nee. Keine Ahnung.«
    »Billy?«
    Alle drehten sich zu Seans Mutter um, die mit angespanntem, neugierigem Blick auf der Veranda stand.
    »Hey, Schatz! Ruf mal eben bei der Polizei an, ja? Ob sie ein Kind nach Hause gebracht haben, das sich hier auf der Straße geprügelt hat.«
    »Ein Kind?«
    »Dave Boyle.«
    »Ach, du meine Güte. Seine arme Mutter!«
    »Die verständigst du am besten noch nicht. Ja? Hör erst mal, was die Polizei sagt. Okay?«
    Seans Mutter ging ins Haus. Sean schaute seinen Vater an, der scheinbar nicht wusste, wohin mit den Händen. Er steckte sie in die Hosentaschen, zog sie wieder heraus, wischte sie an der Hose ab. Dann sagte er ganz leise: »Hol mich der Teufel!«, und starrte die Straße hinunter, als würde Dave dort an irgendeiner Ecke hocken, eine schillernde Fata Morgana außerhalb von Seans Blickfeld.
    »Es war braun«, sagte Jimmy.
    »Was?«
    »Das Auto. Es war dunkelbraun. Wie ein Plymouth, glaube ich.«
    »Sonst noch was?«
    Sean versuchte, sich das Fahrzeug in Erinnerung zu rufen, aber es gelang ihm nicht.
    Der Wagen war für ihn etwas, das ihm den Blick versperrt hatte. Es hatte Mrs. Ryans orangefarbenen Pinto und die untere Hälfte der Hecken verdeckt, aber bewusst gesehen hatte er das Auto nicht.
    »Es roch nach Äpfeln«, sagte er.
    »Was?«
    »Nach Äpfeln. Das Auto roch nach Äpfeln.«
    »Es roch nach Äpfeln«, wiederholte sein Vater.
     
    Eine Stunde später stellten zwei richtige Polizisten Sean und Jimmy in der Küche von Sean eine Menge Fragen, dann tauchte ein dritter auf und malte mit Hilfe von Jimmys und Seans Angaben Bilder von den Männern im braunen Auto. Der dicke Blonde sah auf dem Skizzenblock böser aus, sein Gesicht war noch größer, aber ansonsten war er ganz gut getroffen. Der zweite, der die ganze Zeit in den Außenspiegel geguckt hatte, sah nach gar nichts aus, war eigentlich nur ein verschwommener Klecks mit schwarzen Haaren, weil sich Sean und Jimmy nicht besonders gut an ihn erinnern konnten.
    Jimmys Vater kam und stellte sich mit überspanntem, geistesabwesendem Gesichtsausdruck in eine Küchenecke, seine Augen trieften, er wankte ein bisschen, als bewege sich die Wand in seinem Rücken. Er wechselte kein Wort mit Seans Vater und niemand sprach mit ihm. Nun, da seine Fähigkeit, sich geschmeidig zu bewegen, geschwächt war, kam er Sean kleiner vor, irgendwie unwirklicher, so als würde er bei nächster Gelegenheit mit der Tapete verschmelzen.
    Nachdem sie alles vier- oder fünfmal durchgegangen waren, verließen alle das Haus – die Polizisten, der Mann, der gezeichnet hatte, Jimmy und sein Vater. Seans Mutter schloss sich im Schlafzimmer ein und kurz darauf konnte Sean ein gedämpftes Weinen hören.
    Sean setzte sich auf die Veranda und sein Vater erklärte ihm, er habe nichts Böses getan, es sei klug von ihm und Jimmy gewesen, nicht in das Auto zu steigen. Sein Vater tätschelte ihm das Knie und versicherte, es würde schon wieder alles gut werden. Heute Abend ist Dave zurück. Wirst schon sehen.
    Dann schwieg er. Er trank sein Bier und saß neben Sean, aber Sean spürte, dass sein Vater ihm entschwebte, vielleicht hinten bei Seans Mutter im Schlafzimmer oder unten im

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