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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Keller war und Vogelhäuschen baute.
    Sean betrachtete die am Straßenrand parkenden Fahrzeuge, wie sie funkelten und glänzten. Er redete sich ein, Daves Verschwinden sei Teil eines Plans, der einen Sinn ergab. Er erkannte ihn bloß noch nicht. Würde es aber eines Tages. Das Adrenalin, das durch seinen Körper rauschte, seit Dave fortgefahren war und er sich mit Jimmy auf der Straße geprügelt hatte, floss nun endlich wie Abwasser aus seinen Poren.
    Sean sah die Stelle neben dem Bel Air, wo er sich mit Jimmy und Dave Boyle gestritten hatte, und wartete darauf, dass die Hohlräume, die durch den Abfluss des Adrenalins entstanden waren, sich wieder füllten. Er wartete, dass sich der Plan verwandelte und einen Sinn ergab. Er wartete, betrachtete die Straße, spürte, wie sie vibrierte, und wartete noch etwas länger, bis sein Vater aufstand und mit ihm ins Haus ging.
     
    Auf dem Heimweg lief Jimmy hinter seinem Vater her. Der Alte schwankte leicht, rauchte jede Zigarette zu kurzen Stummeln und redete leise mit sich selbst. Zu Hause verpasste sein Vater ihm vielleicht eine Abreibung, vielleicht auch nicht, das konnte man noch nicht sagen. Nachdem er seinen Job verloren hatte, hatte er Jimmy verboten, jemals wieder zu den Devines zu gehen, und Jimmy nahm an, für die Nichtbefolgung dieser Anweisung bezahlen zu müssen. Aber heute vielleicht nicht. Heute litt sein Vater unter dieser schläfrigen Trunkenheit, was für gewöhnlich bedeutete, dass er sich zu Hause an den Küchentisch setzte und trank, bis er mit dem Kopf auf den Armen einschlief.
    Sicherheitshalber hielt Jimmy aber ein paar Schritte Abstand, warf den Baseball in die Luft und fing ihn mit dem Handschuh auf, den er Sean gestohlen hatte, als sich die Bullen von den Devines verabschiedeten, aber Jimmy und seinen Vater ignoriert hatten, die durch den Flur auf die Haustür zugesteuert waren. Seans Zimmertür hatte offen gestanden und Jimmy hatte den Handschuh und den Ball auf dem Boden liegen sehen, war eingetreten und hatte beides an sich genommen, und schon war er mit seinem Vater durch die Haustür hinaus. Er hatte keine Ahnung, warum er den Handschuh geklaut hatte. Nicht wegen des überraschten, stolzen Leuchtens in den Augen des Alten, als er ihn genommen hatte. Zur Hölle damit. Zur Hölle mit ihm.
    Es hatte etwas damit zu tun, dass Sean Dave Boyle gehauen und Schiss gehabt hatte, das Auto zu klauen, und mit noch ein paar anderen Dingen, die in ihrer einjährigen Freundschaft passiert waren und Jimmy immer das Gefühl gegeben hatten, was Sean ihm auch schenkte – Baseballkarten, die Hälfte vom Schokoriegel, egal was –, alles war eine milde Gabe.
    Als Jimmy den Handschuh weggenommen und sich mit ihm aus dem Staub gemacht hatte, war er in Hochstimmung gewesen. Großartig hatte er sich gefühlt. Als sie etwas später die Buckingham Avenue überquerten, spürte er die vertraute Scham und die Schuld, die ihn immer befielen, wenn er etwas geklaut hatte, diese Wut auf den oder das, was ihn dazu verführt hatte. Noch später gingen sie die Crescent Avenue hinunter in die Flats und dort überkam ihn beim Anblick der miesen Wohnhäuser und des Handschuhs in seiner Hand plötzlich stechender Stolz.
    Jimmy betrachtete den Handschuh und fand sich schlecht. Sean würde ihn vermissen. Jimmy betrachtete den Handschuh und fand sich gut. Sean würde ihn vermissen.
    Jimmy beobachtete seinen Vater, der vor ihm herstolperte; das dumme Schwein sah aus, als ob es jeden Augenblick zusammenschrumpeln und zu einem Haufen Scheiße zerfließen würde, und Jimmy hasste Sean.
    Er hasste Sean, denn er war dumm genug gewesen zu glauben, dass sie Freunde sein könnten, und er wusste, dass er diesen Handschuh zeit seines Lebens behalten, ihn hegen und pflegen, ihn nie jemandem zeigen und das verfluchte Teil niemals, nicht ein einziges Mal, benutzen würde. Eher wollte er verrecken.
    Jimmy betrachtete die Flats, die sich vor ihm erstreckten, während er hinter seinem Alten im Schatten der Hochbahn entlangtrottete und sich dem tiefsten Punkt der Crescent Avenue näherte, wo die Güterzüge an dem alten, heruntergekommenen Autokino und dem dahinter liegenden Penitentiary-Kanal vorbeiratterten, und er wusste – ganz tief in seinem Herzen –, dass sie Dave Boyle nie wiedersehen würden. Wo Jimmy wohnte, auf der Rester Street, wurde unablässig gestohlen. Jimmys Dreirad war gestohlen worden, als er vier Jahre alt war, sein Fahrrad, als er acht war. Dem Alten hatten sie ein Auto geklaut.

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