Mystic River
zusammen?«
»Im Moment mit niemandem«, antwortete Annabeth. »Soweit wir wissen.«
»Was ist mit Ex-Freunden? Jemand, der vielleicht sauer auf sie war? Mit dem sie Schluss gemacht hat oder so?«
Annabeth und Jimmy sahen sich an und Sean spürte, dass beiden ein Verdacht kam.
»Bobby O’Donnell«, sagte Annabeth schließlich.
Whitey legte den Stift auf den Block und starrte sie über den Tisch hinweg an. »Sprechen wir über denselben Bobby O’Donnell?«
»Keine Ahnung«, entgegnete Jimmy. »Koksdealer und Zuhälter? Ungefähr siebenundzwanzig?«
»Ja, der«, bestätigte Whitey. »Wir haben ihn für ‘ne Menge Scheiße am Haken, die in den letzten zwei Jahren bei Ihnen in der Gegend passiert ist.«
»Aber bis jetzt hat man ihm noch nichts anhängen können.«
»Nun, zuerst mal, Mr. Marcus, gehöre ich zur State Police. Wenn das hier nicht im Pen-Park passiert wäre, säße ich jetzt gar nicht hier. East Bucky fällt größtenteils in den Zuständigkeitsbereich der Stadt und für die Kollegen von der Stadt kann ich nicht sprechen.«
»Das erzähl ich meiner Freundin Connie«, meinte Annabeth. »Bobby und seine Freunde haben ihren Blumenladen hochgehen lassen.«
»Warum?«, fragte Sean.
»Weil sie ihnen kein Geld geben wollte«, erwiderte Annabeth.
»Geld wofür?«
»Damit sie ihren verdammten Blumenladen nicht hochgehen lassen«, entgegnete Annabeth und trank noch einen Schluck Kaffee und wieder dachte Sean, diese Frau war Hardcore. Besser, man legte sich nicht mit ihr an.
»Ihre Tochter ging also mit ihm«, erkundigte sich Whitey.
Annabeth nickte. »Nicht lange. Ein paar Monate, Jim, nicht? Im November war Schluss.«
»Wie nahm Bobby das auf?«, wollte Whitey wissen.
Die beiden wechselten einen Blick, dann erklärte Jimmy: »Es gab etwas Ärger. Eines Abends kam er mit Roman Fallow, seinem Wachhund, zu uns.«
»Und?«
»Und wir gaben ihnen zu verstehen, dass sie abhauen sollten.«
»Wer ist wir?«
»Mehrere Brüder von mir wohnen über und unter uns. Sie beschützen Katie«, erklärte Annabeth.
»Die Savage-Brüder«, sagte Sean zu Whitey.
Wieder legte Whitey den Stift auf den Block und drückte Zeigefinger und Daumen in die Augenwinkel. »Die Savage-Brüder.«
»Ja. Warum?«
»Nichts für ungut, Mrs. Marcus, aber ich mache mir Sorgen, dass das hier ‘ne hässliche Sache wird.« Whitey hielt den Kopf gesenkt und massierte sich den Nacken. »Wirklich, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber …«
»Das sagt man immer, bevor was Beleidigendes kommt.«
Whitey blickte mit einem überraschten Lächeln zu ihr hoch. »Ihre Brüder, müssen Sie wissen, haben selbst einen beachtlichen Ruf.«
Annabeth grinste unbeeindruckt zurück. »Ich weiß, wie meine Brüder sind, Sergeant Powers. Sie brauchen nicht drum herumzureden.«
»Ein Freund von mir in der Abteilung für Kapitalverbrechen erzählte mir vor ein paar Monaten, dass O’Donnell lauthals verkündet habe, er wolle groß ins Kredit- und Heroingeschäft eingesteigen. Beides, wurde mir gesagt, sei fest in der Hand der Savage-Brüder.«
»Nicht in den Flats.«
»Wie bitte, Ma’am?«
»Nicht in den Flats«, wiederholte Jimmy, dessen Hand auf der seiner Frau ruhte. »Heißt, sie dealen nicht in ihrem eigenen Viertel.«
»Nur in dem von anderen«, bemerkte Whitey und ließ seine Feststellung eine Weile wirken. »Jedenfalls entsteht dadurch ein Vakuum in den Flats. Stimmt’s? Aus dem man Kapital schlagen könnte. Was Bobby O’Donnell auch vorhatte, wenn meine Informationen stimmen.«
»Und?«, fragte Jimmy und reckte sich ein bisschen.
»Und?«
»Und was hat das mit meiner Tochter zu tun, Sergeant?«
»Eine Menge«, erwiderte Whitey und breitete seine Arme aus. »Eine Menge, Mr. Marcus, weil jede Seite nur einen klitzekleinen Anlass braucht, um einen Krieg vom Zaun zu brechen. Den haben sie jetzt.«
Jimmy schüttelte den Kopf und ein bitteres Grinsen zuckte um seine Mundwinkel.
»Ach, sehen Sie das anders, Mr. Marcus?«
Jimmy hob den Kopf. »Mein Viertel, Sergeant, wird bald verschwunden sein, so sehe ich das. Und die Verbrechen werden mit verschwinden. Und zwar nicht wegen der Savage-Brüder oder O’Donnell oder weil eure Leute gegen sie vorgehen. Sondern weil die Zinsen niedrig sind, die Grundsteuer steigt und alle zurück in die Stadt wollen, weil man draußen auf dem Lande nicht vernünftig essen gehen kann. Und die Leute, die hier herziehen, brauchen kein Heroin oder sechs Kneipen in einer Straße. Sie wollen nicht für
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