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Mystic River

Titel: Mystic River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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verschwommenen Erinnerungen der Gäste an, die die Mädels vielleicht gesehen hatten, vielleicht aber auch nicht, und bekamen von den Wirten schmierige Listen in die Hand gedrückt, auf denen die Namen der Stammgäste standen, die zur betreffenden Uhrzeit möglicherweise anwesend gewesen waren.
    Im McGills wurde Whitey langsam sauer.
    »Zwei junge Feger – und sie waren wirklich jung, sogar zu jung für die Kneipe – hüpfen hier vorne auf die Theke und tanzen und Sie wollen mir erzählen, dass Sie sich nicht daran erinnern können?«
    Der Barkeeper hatte, während Whitey sprach, die ganze Zeit genickt. »Aaach, die Mädchen. Ja, klar. An die erinnere ich mich. Sicher. Die müssen erstklassige Ausweise gehabt haben, Detective, weil, wir haben sie uns nämlich zeigen lassen.«
    »Sergeant, bitte!!«, ermahnte ihn Whitey. »Zuerst können Sie sich kaum erinnern, dass die hier gewesen sind, und jetzt wissen Sie sogar wieder, dass Sie die Ausweise gesehen haben? Wissen Sie vielleicht auch noch, wann die gegangen sind? Oder können Sie sich ausgerechnet daran mal wieder nicht erinnern?«
    Der Barkeeper, ein junger Mann mit einem derartig großen Bizeps, dass man meinte, er würde die Blutversorgung zum Hirn abklemmen, fragte: »Gegangen?«
    »Ja, gegangen. Verschwunden.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Direkt bevor Crosby die Uhr kaputtgeschmissen hat«, meinte ein Kerl auf einem Hocker.
    Sean schaute zu ihm hinüber – ein alter Hase, der den Herald vor sich auf der Theke zwischen einer Flasche Bud und einem Whiskey ausgebreitet hatte. Seine Zigarette qualmte im Ascher vor sich hin.
    »Sie waren auch hier?«, fragte Sean.
    »Ich war hier. Crosby, der Spinner, will nach Hause fahren. Seine Kumpels versuchen, ihm die Schlüssel abzunehmen. Der Schweinehund wirft sie ihnen zu. Wirft daneben. Trifft die Uhr.«
    Sean schaute zur Uhr über der Tür zur Küche. Das Glas war gesprungen, die Zeiger auf acht vor eins stehen geblieben.
    »Und sie waren schon vorher weg?«, fragte Whitey den Alten. »Die Mädchen?«
    »Zirka fünf Minuten vorher«, antwortete der Mann. »Als die Schlüssel gegen die Uhr flogen, dachte ich noch, Gott sei Dank sind die Mädchen nicht mehr da. So einen Schwachsinn brauchen sie nicht zu sehen.«
    Im Auto fragte Whitey: »Schon eine Vorstellung vom Ablauf des Abends?«
    Sean ging seine Aufzeichnungen durch. »Sie verlassen Curley’s Folly um neun Uhr dreißig, gehen hintereinander ins Banshee, in Dick Doyles Pub und ins Spire und landen gegen halb zwölf im McGills. Um zehn nach eins laufen sie im Last Drop ein.«
    »Und ungefähr eine halbe Stunde später würgt sie ihren Wagen ab.«
    Sean nickte.
    »Irgendwelche bekannten Namen auf der Liste vom Barkeeper?«
    Sean überflog die Liste, die der Barkeeper vom McGills auf einen Zettel gekritzelt hatte. Auf ihr standen alle Stammgäste, die am Samstagabend dagewesen waren.
    »Dave Boyle«, las er laut vor, als er auf den Namen stieß.
    »Der, mit dem du früher befreundet warst?«
    »Kann sein«, antwortete Sean.
    »Kann sein, dass wir mit ihm sprechen müssen«, sagte Whitey. »Wenn er glaubt, dass du sein Freund bist, behandelt er uns nicht wie Bullen und macht nicht einfach dicht.«
    »Stimmt.«
    »Den setzen wir für morgen auf unsere Liste.«
     
    Sie fanden Roman Fallow im Café Society im Point mit einem Milchkaffee. Neben ihm saß eine Frau, die wie ein Model aussah. Sie hatte spitze Knie, hohe Wangenknochen und leicht hervorstehende Augen, weil die Gesichtshaut sich so straff spannte, als klebte sie an den Knochen fest. Sie trug ein hübsches cremefarbenes Sommerkleid mit Spaghettiträgern, in dem sie gleichzeitig sexy und dürr aussah. Sean fragte sich, wie sie das wohl hinbekam. Er kam zu dem Schluss, es müsse an dem Perlglanz ihrer perfekten Haut liegen.
    Roman trug ein Seidenshirt, das in eine gebügelte Leinenhose gestopft war, und sah aus, als wäre er gerade in einem dieser alten RKO-Filme, die in Havanna oder Key West spielten, von der Bühne gestiegen. Er schlürfte seinen Milchkaffee und blätterte zusammen mit seiner Freundin in der Zeitung. Roman las den Geschäftsteil, das Model die Modeseiten.
    Whitey zog einen Stuhl heran und sprach ihn an: »Hey, Roman, gibt’s da auch Männersachen, woher das T-Shirt ist?«
    Roman blickte weiter in die Zeitung und steckte sich ein Stück Croissant in den Mund. »Sergeant Powers, wie geht’s Ihnen? Wie geht’s Ihrem schicken Hyundai?«
    Whitey kicherte, Sean setzte sich neben ihn. »Wenn ich

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