Mystic River
Sie hier so sehe, Roman, echt, dann könnte ich schwören, dass Sie auch so ein Yuppie sind, der morgens aufsteht und ein bisschen mit seinem iMac rumtradet.«
»Hab ‘nen PC, Sergeant.« Roman faltete die Zeitung zusammen und schaute Whitey und Sean zum ersten Mal an. »Oh, hallo«, wandte er sich an Sean. »Ich kenn Sie irgendwoher.«
»Sean Devine, State Police.«
»Ach ja«, erwiderte Roman. »Jetzt weiß ich’s wieder. Sie haben mal vor Gericht gegen einen Freund von mir ausgesagt. Toller Anzug. Bei Woolworth gibt’s inzwischen schon richtig nettes Zeug, was? Echt schick!«
Whitey warf einen Blick auf die Schöne. »Hunger auf ein Steak oder so, Süße?«
»Was?«, fragte das Model.
»Oder ein bisschen Glukose intravenös? Geht auf meine Rechnung!«
»Hören Sie damit auf!«, sagte Roman. »Das hier ist geschäftlich, ja? Da hat sie nichts mit zu tun.«
»Roman«, sagte das Mädchen. »Das verstehe ich nicht.«
Roman lächelte. »Schon gut, Michaela. Beachte uns einfach nicht.«
»Michaela«, wiederholte Whitey. »Klasse Name.«
Michaela wandte den Blick nicht von der Zeitung ab.
»Was führt Sie her, Sergeant?«
»Diese Mürbeteigbrötchen«, antwortete Whitey. »Die sind super hier. Ach ja, kennen Sie eine Frau namens Katherine Marcus, Roman?«
»Klar.« Roman trank einen kleinen Schluck, wischte sich mit der Serviette über die Oberlippe und legte sie wieder auf seinen Schoß. »Wurde heute Nachmittag tot aufgefunden, hab ich gehört.«
»Stimmt«, bestätigte Whitey.
»Ist nicht gut für den Ruf unseres Viertels, wenn so was passiert.«
Whitey verschränkte die Arme und sah Roman an.
Roman aß noch ein Stück Croissant und nahm einen Schluck Milchkaffee. Er schlug die Beine übereinander, betupfte den Mund mit der Serviette und hielt Whiteys Blick eine Weile stand. Sean dachte, dass dieses Geglotze zu den Sachen gehörte, die ihn an seiner Arbeit am meisten langweilten – diese Potenzrituale, wer starrt wen länger an, wer gibt zuerst nach.
»Ja, Sergeant«, sagte Roman. »Ich kannte Katherine Marcus. Sind Sie hergekommen, um mich das zu fragen?«
Whitey zuckte mit den Schultern.
»Ich kannte sie und ich hab sie gestern Abend in einer Kneipe gesehen.«
»Und haben mit ihr gesprochen«, ergänzte Whitey.
»Stimmt«, bestätigte Roman.
»Was?«, fragte Sean.
Roman schaute die ganze Zeit Whitey an und schenkte Sean keinerlei Beachtung, als habe er ihm schon genug Aufmerksamkeit gewidmet.
»Sie ging mit einem Freund von mir. Sie war betrunken. Ich hab ihr gesagt, sie würde sich zum Affen machen, sie sollte mit ihren Freundinnen nach Hause gehen.«
»Wer ist dieser Freund?«, wollte Whitey wissen.
Roman grinste. »Kommen Sie, Sergeant! Das wissen Sie doch!«
»Ich will es aber von Ihnen hören.«
»Bobby O’Donnell«, sagte Roman. »Zufrieden? Sie ging mit Bobby.«
»Momentan?«
»Wie bitte?«
»Momentan?«, wiederholte Whitey. »Ging sie momentan mit ihm? Oder ist sie mal mit ihm gegangen?«
»Momentan«, antwortete Roman.
Whitey schrieb etwas auf. »Widerspricht unseren Informationen, Roman.«
»Ach ja?«
»Ja. Wir haben gehört, dass sie das Winzhirn vor sieben Monaten vor die Tür gesetzt hat, er damit aber nicht einverstanden war.«
»Frauen! Das kennen Sie doch, Sergeant.«
Whitey schüttelte den Kopf. »Nein, Roman, aber verraten Sie’s mir!«
Roman legte die Zeitung zur Seite. »Mit ihr und Bobby, das ging hin und her. Einmal war er die große Liebe, dann wurde er wieder auf Eis gelegt.«
»Auf Eis gelegt«, sagte Whitey zu Sean. »Das hört sich so richtig nach Bobby O’Donnell an, oder?«
»Ganz und gar nicht«, entgegnete Sean.
»Ganz und gar nicht«, wandte sich Whitey an Roman.
Roman zuckte mit den Achseln. »Ich sag nur, was ich weiß. Mehr nicht.«
»Schon gut.« Whitey schrieb sich etwas auf. »Roman, wo waren Sie gestern Abend nach dem Last Drop?«
»Wir waren auf einer Party im Loft eines Freundes in der Stadt.«
»Aaah, eine Loft-Party«, sagte Whitey. »Zu so was wollte ich immer schon mal. Designerdrogen, Models und jede Menge coole Weiße, die Rap hören und sich einreden, wie ›hip‹ sie sind. Mit ›wir‹, Roman, meinen Sie damit sich selbst und unsere Ally McBeal hier?«
»Michaela«, entgegnete Roman. »Ja. Michaela Davenport, wenn Sie sich das notieren wollen.«
»O ja, das notiere ich mir«, sagte Whitey. »Ist das Ihr richtiger Name, Schätzchen?«
»Was?«
»Ihr richtiger Name«, wiederholte Whitey, »ist Michaela
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