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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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stemmte sich wieder hoch und stolperte hinter Peter her, wobei ihr Kleid in Fetzen riss. In dieser Sekunde explodierte über ihr die Höhlendecke und eine Sturzflut Eis und Wasser ergoss sich über die knienden Menschen, von denen einige noch im selben Moment erschlagen wurden.
    Die Überlebenden kreischten, tobten, weinten und rollten sich Schutz suchend zusammen.
    »Wir müssen den Ausgang erreichen!«, brüllte Peter und zog Rita hinter sich her. »Es sieht so aus, als wenn sich eine riesige Luftblase über der Höhle befindet, die mit Wasser gefüllt ist. Vermutlich hat die Wärme im Inneren der Höhle dazu geführt, dass ...!«
    Das Dröhnen hatte an Intensität zugenommen, verschluckte jedes Geräusch und wurde so laut, dass Rita fürchtete, ihr Trommelfell könne platzen.
    Die Höhle verwandelte sich in ein brodelndes Inferno. Wasser und Eis vermischte sich, platzte n aus der Decke, aus den Wänden und schoss mit ursprünglicher Kraft über den Boden. Es verschluckte den blauen Teppich und den Tisch und raste wie ein Dämon der Kälte hinter Peter und Rita her.
    Peter rutschte aus, wenige Meter, bevor sie den Ausgang erreicht hatten, wirbelte halt suchend mit den Armen und fiel hintenüber mit dem Kopf auf das Eis.
    Rita wurde mitgerissen, stolperte vornüber und konnte sich auf den Handflächen abstützen. Sie krabbelte auf den Knien zu Peter hin. Aus seinen Ohren rann Blut. Seine Lider flatterten, er seufzte erbärmlich, dann zuckte sein Kopf zurück und seine Augen starrten weit aufgerissen ins Nichts.
     
     
    Ritas verzweifelter Schrei übertönte den Lärm. Sie warf sich über Peter, schüttelte ihn an den Schultern. Ohne zu überlegen sprang sie auf, griff den Mann unter den Achseln und zerrte ihn über den eisigen Boden zum Ausgang hin. Wenn er schon starb, sollte es nicht hier drinnen geschehen.
    Mit übermenschlicher Kraft gelang es Rita, den schweren Körper draußen in den Schnee zu betten. Schweißüberströmt und schwer atmend sank sie neben Peter in die Knie.
     
     
    »Peter ...«, jammerte sie und Tränen liefen über ihre Wangen. »Bitte sterbe nicht ... bitte.«
    Dünne Rinnsale Blut sickerten aus seiner Nase.
    Hatte Peter nicht gesagt, sie wäre nun eine der Oberen und würde über ebenso viel Kraft verfügen?
    Wenn dem so war, dann ...
    Rita wischte sich Tränen und Schweiß aus dem Gesicht und hob ihre Hände über Peters Körper. Sie schloss ihre Augen und konzentrierte sich. Sie erinnerte sich an das, was Peter getan hatte, als er den Skifahrer geheilt hatte.
    Nichts geschah!
    Werde gesund, bitte werde gesund!
    Sie strich mit ihren Handflächen über seinen Körper.
    Ohne Erfolg!
    Es würde nicht gelingen. In diesem Moment spürte sie ein feines Kribbeln in ihren Fingerspitzen, so, als sei sie mit schwachem Strom geladen. Zwischen ihren Fingern zischelten winzige elektrische Entladungen, die wild zwischen Peter und ihr hin und her tanzten. Rita formte ihre Hände zu einer Glocke und legte sie über Peters Kopf. Durch ihren Körper summten Vibrationen, ähnlich denen, die sie im Inneren der Höhle wahrgenommen hatte. Basslautsprecher ohne Töne.
    Werde gesund, bitte werde gesund!
    Peter stöhnte und sein Körper reckte sich. Mit einer Hand langte Rita in den Schnee und reinigte damit vorsichtig Peters Gesicht. Die andere Hand schwang wie fremd gesteuert über seinem Oberkörper, während Rita ihre Energie auf Peter übertrug und ihm ihre Kraft spendete.
    Dann brach der Strom ab und Rita wurde wie von einer unsichtbaren Faust zurückgeschleudert. Sie landete auf dem Hintern.
     
     
    Peter richtete sich auf. Er wischte sich über seine Haare und blickte desorientiert um sich. »Was ist geschehen?«, stammelte er.
    »Ich habe mich revanchiert.«
    Peter rappelte sich hoch wie ein neugeborenes Rehkitz und seine wackeligen Beine unterstrichen diesen Vergleich noch. »Der Sturz ... dann war ... alles dunkel!«
    Rita schluchzte hemmungslos.
    Peter musterte sie schweigend und nun wurden auch seine Augen feucht. Er nickte. »Du hast mich ... geheilt, nicht wahr?«
    Rita konnte nur nicken.
    Peter kniete sich vor sie in Augenhöhe. Ihre Blicke trafen sich, versanken ineinander und für diesen Augenblick gab es keine Gefahr, kein Inferno und keine Sekte mehr. Dieser Augenblick gehörte ihnen und währte auf zauberhafte Art unendlich.
    Über ihnen grollte es , und der Berg bebte wie ein Monster, das aus seinem Schlaf erwacht.
    Peter brach die Stille und wies nach oben. »Da - wie ich’s mir dachte!

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