Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
schützend. Sie drückt sich an ihn und riecht seinen männlichen Duft. Die Zeit hat keine Bedeutung.
Sie klammert sich an Clifford und er sich an sie. Sie küssen sich, nicht mehr so leidenschaftlich, dafür zart und weich. So vergeht eine Weile. Emily ist das erste Mal in ihrem Leben glücklich.
Richard Blackmores Hand knetet Noras Brüste. Als die Tür aufgestoßen wird, schreckt Nora zurück und verdeckt hastig ihre Blöße.
Kenneth Blackmore blitzt seinen Sohn an. Er hat alles gesehen, doch er geht nicht darauf ein. Stattdessen macht er eine harsche Handbewegung, und Nora huscht hinaus. Richard blickt seinen Vater erstaunt an. Was ist mit dem Alten geschehen? Hat er Tränen in den Augen? Kenneth Blackmore knallt die Tür zu und verschränkt die Arme. Er schwankt etwas. » Was ist wirklich geschehen? « , donnert er.
» Was meinst du? « Richard stemmt sich vom Bett hoch und setzt sich auf die Kante. So fühlt er sich stärker, sicherer.
» Warum hat Gald dich verprügelt? «
Richard grinst. » Ich wollte dir einen Gefallen tun, Vater. Wir waren jagen, und ich wollte ihn abknallen wie einen räudigen Hund. Doch er bekam Wind davon und das war’s dann. «
» So sehr hasst du ihn? «
» Du etwa nicht? Er hat dir alles genommen und hält Emily und mich wie Sklaven. Du hast die anderen unten gehört. Sie wollen ihn am liebsten auch umbringen. Niemand mag ihn. Man fürchtet ihn, obwohl ich nicht begreife, warum. «
Kenneth Blackmore schnauft. » Du hast gesagt, er hätte dich aus heiterem Himmel verprügelt. Du hast uns belogen. «
» Na und? « Richards Stimme wird einen Hauch schriller. » Er hat es nicht anders verdient. Seitdem er sich in Bluehaven aufhält, ist alles durcheinander. Tiere krepieren, Wälder brennen und Frauen sterben bei der Geburt. Wir wissen alle, warum das so ist, oder nicht? Er ist des Teufels. Ich möchte nicht wissen, was er soeben mit Emily anstellt. Vielleicht legt er einen Fluch über die Schafe oder zaubert ein Unwetter vom Himmel, das Bluehaven vernichtet? Ich habe versucht, ihm zu trotzen, aber er ist stark, Vater. Er ist stärker, als ein normaler Mann. Er kann dich mit nur einer Hand umbringen. Du hättest sehen sollen, wie zornig er war, als der Keiler seine Hunde tötete. Ohne zu überlegen schnappte er sich das Tier und brach ihm das Genick. «
Dass Gald Emily damit das Leben rettete, verschweigt Richard.
Kenneth Blackmore schüttelt traurig den Kopf. » Wir alle sind Narren. «
» Sind wir nicht « , begehrt Richard auf. » Was wollte er von dir? Hat er dich bedroht? «
» Mein feiner tapferer Sohn zog es ja vor, sich davonzumachen, nicht wahr? Huschhusch zurück in die Kammer, wo dieses Weib auf ihn wartet. «
Richard schlägt die Augen nieder.
» Er gibt mir in drei oder vier Tagen das Gut zurück. «
Richard schnappt nach Luft und springt auf, ohne auf seine Schmerzen zu achten. Er weiß nicht wohin mit seinen Händen, nimmt eine Tonschale und wirft sie an die Wand. Sein Vater bleibt gelassen. » Bist du enttäuscht, Sohn? «
» Warum sollte ich ...? «
» Weil du nun über das, was du getan hast, nachdenken musst. Genauso wie ich. Ich verspielte unser Hab und Gut und habe kein Recht, mich zu beklagen. Du wolltest den Mann erschießen, und was er mit dir machte, war gerecht. Wir alle jammern und heulen, aber wir wissen nicht, von was wir reden. Ich habe Clifford Gald vor einer Viertelstunde in die Augen geblickt. Ich habe einen ehrenwerten Mann gesehen. Das mag nicht so sein, wenn man aus dem Haus gewiesen wird, denn die Angst und der Zorn sind dann zu groß. Doch nun, da ich nichts mehr zu verlieren habe, ist mein Geist klar genug, um einen Menschen zu erkennen. Und ich sah nichts, was gegen Gald spricht. Im Gegenteil sprachen aus seinen Worten eine Wärme und ein Mitgefühl, das mich erschütterte. Dieser Mann, Richard, steht über den Dingen. Er ist stärker, als wir alle zusammen, da hast du recht. Aber nicht an Körperkraft, sondern an Verstand und Persönlichkeit. Er hat sich bisher nie in etwas verstrickt, das er vermeiden konnte. Vielleicht rettete er mit Geld sein Leben, als man ihn eigentlich hätte hängen müssen, weil er den Büttel verprügelte, aber wir wissen nicht, was der Büttel getan hatte oder sagte. Jeder von uns würde alles tun, um nicht hingerichtet zu werden. «
» Und warum versucht er, Emily und mich zu versklaven? « , spuckt Richard aus.
» Er wird seine Gründe haben « , lächelt Blackmore. » Es wird dir und Emily
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