Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

zwischen ihren Schenkeln, als sie daran denkt, wie es wäre, sich vor ihn zu knien, um ihn stark und schwach gleichzeitig zu machen, bis Clifford unter ihren Liebkosungen wie eines der Lämmer wird, die draußen eingefriedet sind.
    Sie zwingt ihre Gedanken in eine andere Richtung. Ihre Oberschenkel fühlen sich weich an, und wenn sie in ihren Körper lauscht, zittert sie vor wohliger Erschöpfung. Es ist Zeit für einen Trank und dafür, das Fleisch aufzuwärmen, falls es noch nicht verbrannt ist. Dann soll er ihr sein Geheimnis verraten. Das hat er versprochen.
    » Lass uns etwas essen und trinken, Emily. Dann werde ich dir sagen, warum ich hier bin und ich hoffe, du wirst es ertragen. «
    Sie empfindet einen leichten Schlag in den Magen und hält sich an der Schüssel fest. Was hat er ihr zu sagen? Seine Stimme klingt unheilvoll. Ist alles nur ein Traum, der gleich endet?
    » Ertragen? « , wisperte sie.
    » Es ist eine unglaubliche Geschichte, jedenfalls für dich. «
    Emily zwingt sich zur Ruhe, sie kleiden sich an und entzünden das Gaslicht, welches den Salon in ein warmes Licht taucht. Der Wind pfeift ums Haus und es knackt im Gebälk.
    » Die Pferde, die Schafe ... « , sagt Emily.
    » Habe ich erledigt, als ich zurückkam. Wir haben die Zeit für uns. «
    Emily zieht die Pfanne zurück aufs Feuer, das noch immer eine schwache Glut hat, wirft Torf und Kohle nach und legt den gusseisernen Deckel zurück. Bald riecht es nach Fleisch. Emily hat noch Brot vom Morgen, Bier und Quellwasser.  » Eigentlich bin ich nicht hungrig. «
    » Doch, bist du « , sagt Clifford. » Wir sind beide hungrig. Während wir essen, rede ich und danach wird es uns besser gehen. «
    » Wenn ich es ertrage. «
    » Ja. «
    Das Fleisch schmeckt nicht besonders, denn es war zu frisch, und Emily schneidet von einem Schinken zusätzliche Scheiben und Käse dazu, sie isst nun doch mit gutem Appetit, ist satt und trinkt. Sie lehnt sich zurück und über die Kerze hinweg sehen sie sich an. Clifford kaut und sagt: » Ich heiße nicht Clifford Gald. «
    Sie hat es geahnt. Ein dunkles Geheimnis umgibt den Mann, den sie liebt.
    » Mein Nachname weist auf meinen richtigen Namen hin. « Er säbelt noch etwas vom zähen Fleisch, würgt es hinunter, spült mit Bier nach, und endlich ist auch er satt. Er schüttelt langsam den Kopf, seine Augen reflektieren den Kerzenschein.
    » Gewissermaßen verstehe ich die Dorfbewohner. Sie spüren irgendwie, dass ich anders bin. Vielleicht liegt es an meiner Körpergröße, die schon zu meiner Zeit außergewöhnlich war, vielleicht auch daran, dass ich das Lachen verlernte, möglicherweise an meiner dunklen Stimme. Ich vermute, meine Aura ist wenig dazu angetan, mich zu mögen. Sie trägt die Zeit in sich und eine Seele, die zu viel gesehen hat. «
    Damit hat er nicht Unrecht, denkt Emily, die sich jedoch sofort korrigiert. Wer diesen Mann nicht begreift, denkt nicht nach. Die Welt ist voller Vorurteile, und nichts ist wichtiger in diesem Wort als das » Urteil « . Man spricht es und glaubt daran. Was man damit anrichtet, ahnt man nicht.
    » Ich habe mir vieles selbst zuzuschreiben « , sagt Clifford, der nicht Clifford heißt.
    Liebe Güte, was wird er ihr sagen?
    » Ich bin nicht verheiratet, kam erst kürzlich nach Bluehaven und kaufe Güter, die ich eine Weile bewirtschafte, um dann weiterzuziehen. Manche bezahle ich, andere gewinne ich im Spiel, was ich verabscheue, sich aber nicht ändern lässt. «
    » Niemand zwingt dich, zu spielen. «
    » Niemand zwingt meinen Spielpartner, alles zu verlieren. Sie denken, sie sind Seeleute, die beim Sturm nicht die Möglichkeit haben, das Schiff zu verlassen. Doch sie können es. Sie brauchen nur aufzustehen und ihr Spiel beenden. Tun sie es nicht, müssen sie lernen. Der Mensch hat dreierlei Wege, um klug zu handeln: Erstens durch Nachdenken, das ist der Edelste, zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste. Leider wählen die meisten Menschen den bittersten Weg. Vielleicht brauchen sie das, um zu wachsen, vielleicht sind sie auch einfach nur dumm. Es liegt nicht in meiner Verantwortung, was jemand am Spieltisch tut. «
    Das ist schlüssig und Emily schweigt, obwohl sie ihn am liebsten schütteln und anschreien würde, um alles auf einmal zu erfahren. Sie spürt, dass er seine Erklärung sanft aufbaut, um sie nicht unnötig zu verschrecken, und der Stein in ihrem Magen wird fester und nimmt ihr fast die Luft zum