Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
und Krieg gegen jene führten, die nicht dem Kreuz folgten.
» Der Heilige Gral « , echot Galahad, wie Emily ihn von jetzt an nennen wird. » Es handelt sich um das Gefäß, in dem Maria Magdalena das Blut von Gottes Sohn auffing, als dieser am Kreuz starb. Wer den Kelch besitzt, bekommt das ewige Leben geschenkt. Kein Wunder also, dass jedermann ihn suchte. «
Was nun geschah, brachte alles durcheinander. Lancelot verliebte sich in die Gattin seines besten Freundes, in die Frau des Königs Artus. Ihr Name war Guinevere. Lancelot, den man auch den » reinen Ritter « nannte, litt sehr unter seiner Liebe, denn er liebte Artus genauso und wollte ihn auf keinen Fall betrügen.
Letztendlich tat er es doch.
Am Hofe gab es eine Frau, deren Name war Elaine. Sie verliebte sich unsterblich in Lancelot, doch dieser beachtete sie nicht. Durch einen magischen Trunk gelang es ihr, sich in die von Lanzelot begehrte Guinevere zu verwandeln und eine Nacht mit ihm zu verbringen.
» In dieser Nacht wurde ich gezeugt « , sagt Galahad. » Elaines Betrug flog auf und Lancelot rächte sich bitterlich an ihr. Er beachtete sie nicht und liebte weiterhin Guinevere, die er nicht besitzen durfte. Sein Ehebruch, der zwar keiner war, was Lanzelot jedoch nicht wusste, machte ihn ungeeignet, den Gral zu suchen. Mein Vater war beschmutzt. Wer nicht reiner Seele ist, kann den Gral nicht finden. Meine Mutter Elaine starb einsam und an gebrochenem Herzen. «
Er blickt auf die Tischplatte und sein Gesicht wirkt nachdenklich. Dann fährt er fort.
» Man steckte mich in ein Kloster. Dort wuchs ich auf und schließlich brachte Merlin mich an den Hof von König Artus. Du musst dir die Tafelrunde als einen großen runden Tisch vorstellen, eine Steinplatte, von der niemand weiß, wie man sie in das Schloss gebracht hatte. Und dort gab es, seitdem Lancelot in Ungnade gefallen war, stets einen leeren Stuhl. Es war der Stuhl für denjenigen, der nach dem Gral suchen sollte, um sein Hüter zu werden. Diesen Stuhl wies man mir zu. Mein Vater Lancelot schlug mich zum Ritter. «
Clifford Gald ist ein Ritter!, denkt Emily und am liebsten würde sie kichern. Das alles ist nicht wirklich wahr. Er erzählt ihr ein Märchen, um sie zu belustigen. Oder etwa nicht? Sein Gesicht strahlt völligen Ernst aus. Seine Worte klingen wahrhaftig.
» Danach machte ich mich auf die Suche. Sie führte mich um die halbe Welt. In der Nähe Ägyptens gibt es eine Insel, sie heißt Sarras. Dort fand ich den Kelch, eine Schale aus Achat, und dort, so will es die Sage, starb ich. «
» Aber du lebst « , sagt Emily, in deren Kopf Ameisenschwärme hin- und herlaufen.
» Ja, ich lebe. Denn nun kommt jemand ins Spiel, den ich bisher nur am Rande erwähnte. «
» Merlin? « , fragt Emily, die gut aufgepasst hat.
» Ja, Merlin! « Galahad verzieht das Gesicht. » Er war es, der mich von klein auf beobachtete. Merlin, ein Magier, wusste von Beginn an, dass ich einst fähig sein würde, den Gral zu finden. Gemeinsam mit den Frauen von Avalon setzte er alles daran, mich an den Hof zu bringen. Das tat er jedoch nicht etwa aus Liebe zu Artus, sondern ... «
» Er selbst wollte den Gral! «
Galahad nickt erfreut über ihre Aufmerksamkeit und darüber, dass sie ihn ernst nimmt. » Ja, Liebste. So ist es. Er war versessen auf den Gral, hätte ihn aber niemals selbst suchen können, da seine Seele düster ist und jeder Sucher, dessen Seele nicht rein ist, wie ich schon sagte, automatisch versagen muss. Als ich den Gral gefunden hatte, wollte er ihn mir entwenden. Dabei tötete er mich, jedenfalls dachte er das. In Wirklichkeit stahl er eine Kopie, die ich hatte anfertigen lassen. Ich hingegen benutzte den Gral ... «
» Und seitdem bist du unsterblich. «
» Ja. «
Lieber Gott, dieser Mann lebt seit fünfhundert Jahren oder länger?
» Und Merlin? Bemerkte er den Betrug? «
» Schneller, als mir lieb war. Er verfluchte mich mit all seiner Macht, und seitdem jagen mich Feinde in allen Epochen, die mir den Gral entwenden wollen. Hin und wieder vermute ich, Merlin selbst lebt auch noch, wie auch immer ihm das gelungen ist. Er darf den Gral niemals erhalten, er nicht und niemand sonst. In den falschen Händen stellt er eine unvorstellbare Kraft dar. Heute weiß ich nicht, ob ich ihn Artus geben würde oder einem anderen der Gralsritter. Damals war ich jung, doch inzwischen ... « Er lächelt verkrampft.
» Warum lässt du ihn nicht, wo er ist, oder versteckst ihn? Du könntest ihn
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