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Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)

Titel: Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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lässt sich von einer Frau nichts sagen. Vielleicht wird er sie sich nehmen und ihr Kinder einpflanzen, nachdem er Bluehaven befreit hat. Sie wird dafür sorgen, dass die Linie der Blackmores bleibt und ihm zu Diensten sein. Aber sie wird ihm niemals sagen, was er tun und lassen soll.
    » Ich meinte ja nur « , ist Nora unsicher. Sie stolpert und hält sich an ihm fest. Richard schüttelt sie ab.
    Morris überholt Richard. Sein breiter Körper ist voller Spannung und Schweiß mischt sich mit Regentropfen. Seine Augen leuchten im Fackelschein. » Wie gehen wir vor, damit er nicht die Gelegenheit hat, zu entkommen? «
    » Wir umstellen das Haus und ich gehe hinein und stelle ihn. «
    » Du alleine? «
    » Hast du eine bessere Idee? «
    Nora bleibt zurück und fängt an zu weinen.
    » Wir könnten es gemeinsam machen. Oder wir warten, bis er rauskommt. «
    » Damit er uns verhext? Nein, so lange dürfen wir nicht warten. « Richard schnauft. » Notfalls zünde ich das Haus an. «
    Morris verstellt ihm den Weg, und Richard hält inne. » Bist du bekloppt? « , fragt der Wirt. » Dein Vater wird das nie verkraften. «
    » Es gehört ihm nicht mehr. Er hat nichts zu verlieren « , stößt Richard hervor.
    » Und was ist mit deiner Schwester, mit Emily? Du bringst sie dadurch in Gefahr. «
    » Ich lasse mir etwas einfallen. «
    Die nachfolgenden Bürger von Bluehaven schieben sie weiter, und während sie nebeneinander her stapfen, sagt Richard zu Morris: » Emily ist eine kluge Frau. Sie wird uns schon von Ferne hören und sehen. Wenn irgendwie möglich, wird sie das Haus verlassen, falls er sie nicht eingesperrt hat. «
    » Und wenn doch? «
    » Dann finden wir einen Weg. «
    » Ist das richtig, Richard? « , fragt Morris und er ist jetzt der Zweite in kurzer Zeit, der ihm die Frage stellt.
    » Lass mich in Ruhe. Komme mit oder gehe. Nehme Nora mit und mach dich davon. Ich weiß, was ich tue. « Morris sieht den jungen Mann an und nickt.
    » Ich hoffe es, Richard. Ich hoffe es. «
     
     
    Unter den meisten Gebäuden in dieser Region und unter den Bauernhäusern sowieso erstrecken sich Gewölbegänge, die verästelt sind wie Rätsel und schon vor Jahrhunderten dem Zweck dienten, im Notfall zum Meer zu fliehen. Inzwischen hat man diese Gewölbe nutzbar gemacht und zu Weinkellern umfunktioniert oder zu Lagerkammern für Fleisch und Obst. Hier unten ist es kühl und trocken.
    Galahad hält Emilys Hand und zieht sie hinter sich her. Sie kennt hier unten jeden Winkel und fragt sich, wo der Gral versteckt sein könnte. Galahad zündet Kerzen an und kleine Fackeln, die wenig Licht spenden, dafür aber nicht viel Luft verbrauchen. Emily möchte ihm tausend Fragen stellen, denn noch immer hat sie nicht wirklich registriert, was er ihr gesagt hat. Dass sie einen Fünfhundertjährigen im Arm gehalten hat, will und will nicht in ihren Verstand. Hätte er ihr das nicht sagen müssen, bevor er sie liebte? Bevor er ihre Unschuld nahm? Oder träumt sie das alles? Wacht sie gleich auf und fragt sich, wo die Bilder und Erinnerungen geblieben sind? Was, wenn er sie geschwängert hat? Wie wird ein Kind sein, dessen Vater so viele Jahre gelebt hat?
    Galahad bleibt stehen und stößt eine Holztür auf, die in einen höhlenartigen Raum führt, der nicht genutzt wird. » Hier ist das Gewölbe zu Ende. Zumindest soll man das glauben. Doch hinter jener Wand dort, wenn man ein paar Steine entfernt, führt ein weiterer Gang fast bis zur Küste. Ich vermute, auch dein Vater weiß das nicht, ich jedoch weiß es sehr gut, denn ich war vor zweihundert Jahren hier. Die Reformation hatte soeben begonnen. Die Schranken zwischen niederem Adel und Bürgertum begannen zu verschwinden. Die Bauern kämpften um Landrecht, und die Inflation hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Nicht lange, und Edward de Verde, der siebzehnte Earl of Oxford würde beginnen, unter dem Namen Shakespeare alles das aufzuschreiben, was wir heute noch lieben und von dem ich einige Bücher im Haus sah. Es war eine große Zeit, auch eine der Kultur, und nur der große Brand von London wirft einen hässlichen Schatten. «
    Emily sieht ihn an. Sie will ihn nicht unterbrechen. Der Fackelschein wirft lange Schatten.
    » Ich wurde verfolgt und vermute bis heute, dass es sich um Merlin oder seine Männer handelte. Über eine Höhle gelangte ich in die Katakomben, denn ich wollte nicht kämpfen. Ich hatte zu oft und zu viel gerungen, zu viel Blut war geflossen. Ich vergrub den Gral und wollte

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