Mystic Tales - Sammelband mit 4 Romanen (German Edition)
Monument von Stonehenge und noch in tausend Jahren wird man sich fragen, ob einst Riesen über Gottes Boden wandelten.
Er ist der Riese.
Und er ist der Jäger.
Ohne Furcht öffnet er die Tür zum Haus, als sei er ein gebetener Gast.
Galahad läuft immer schneller. Emily folgt ihm. Das Gewölbe ist dräuend und der Stein, der sie umgibt, scheint sich über sie zu beugen. Sie achtet nicht darauf. Endlich holt die Galahad ein, der den kleinen Kelch aus Achat an sich drückt.
» Wohin gehst du? « , fragt Emily.
» Ich gehe an einen Ort, wo er mich vorerst nicht findet. «
» Und du lässt mich zurück. «
» Ich liebe dich, Emily « , sagt er. » Doch deine Aufgabe ist hier. «
» Ich liebe dich auch, mein wunderbarer, reiner Ritter. « Sie muss aufpassen, nicht zu schluchzen. » Wen sollte ich jemals so lieben wie dich? «
» Du liebst deinen Vater und deinen Bruder, meine Liebste. Du liebst dein Leben, Shakespeare und deine Bücher. Du liebst es, zu denken. Ich werde in deiner Erinnerung sein, aber bald bin ich nur noch ein Schatten. Die Zeit heilt. Glaube mir, ich weiß, wovon ich rede. «
» Das ist nicht richtig. Du weißt, dass du lügst. Du willst mich genauso, wie ich dich. «
» Ich bin mir meiner Schuld bewusst. Ich liebe dich und zeigte es. Ich hätte wissen müssen ... «
» Gar nichts hättest du wissen müssen, verdammt! « Emily hat selten geflucht, doch nun genießt sie es. » Du hast dich verhalten, wie ein ganz normaler Mann. Wir lernten uns kennen, und der Funke sprang über. Und nun willst dich einfach so davonmachen? «
» Ich schütze dich ... weil ich dich liebe. An meiner Seite wärest du ewigen Gefahren ausgesetzt. Merlin würde dich benutzen, um mich zu fangen und den Gral. «
» Das, verfluchter Kerl, wusstest du, als du mich in den Arm genommen hast. «
» Ja, und ich werde ewig dafür büßen. «
» Pah, tue dir nicht leid, sondern akzeptiere, was du getan hast. «
» Nein, das tue ich nicht! « Hart und unaussprechlich schmerzend. Nun sieht er sie an und seine Augen sind feucht. » Ich lebe seit fünfhundert Jahren, doch nie fiel mir eine Entscheidung so schwer « , sagt er.
» Dann lass uns gemeinsam gehen. Ich habe so entschieden. Ich möchte bei dir sein. «
Er schüttelt langsam den Kopf. » Deine Welt ist hier, Emily. Deine Familie ist hier, und solltest du mitgehen, wirst du irgendwann darunter leiden, sie im Stich gelassen zu haben. Glaube mir, ich habe vieles gesehen in meinem unendlichen Leben, und ich weiß, wie grausam es ist, alte Schuld zu verarbeiten. Du liebst Shakespeare? Sagte er nicht, dass selbstgeschlagene Wunden schwerer heilen? «
Sie schluchzt nun doch.
» Ich bin nur ein Mann, mehr nicht, wie du sagtest, ein ganz normaler Mann « , sagt er mit bebenden Lippen.
» Nein, das stimmt nicht « , kommt es über ihre Lippen. » Du bist mein Mann. «
Er beugt sich herunter, und mit den Fingerspitzen tupft er ihre Tränen von den Wangen. » Nur ein Mann, Liebste, glaube es mir. Du wirst mich vergessen. Es werden andere kommen und ich werde ein angenehmer Traum sein. «
Sie will die Arme um ihn schließen, will ihn noch einmal drücken, noch einmal liebkosen, und will so viel über ihn erfahren, will ihn erleben, ertasten, küssen ...
Er macht einen Schritt zurück, und das Gewölbe wird von einem hellen Licht erleuchtet, seine Gestalt wird durchsichtig. Emily greift nach vorne, ihre Hände tanzen im magischen Licht, doch er ist nicht mehr da. Ist gegangen, hat sie verlassen.
Merlin, der den Mann anblickt, der nicht mehr jung, aber auch noch nicht alt ist und offensichtlich nicht begreift, was geschieht, spürt es.
Er ballt seine Hände zu Fäusten und fängt an zu schreien.
Er brüllt seinen Zorn hinaus und überlegt einen Augenblick lang, ob er diesen Mann dafür bestrafen soll. Er könnte ihn mittels seiner Magie auf der Stelle töten. Aber was kann dieser dumme, einfache Mensch dafür?
Merlin dreht sich um und verlässt das Haus.
Als er an Richard vorbei geht, der sich heulend gegen die Windumarmung wehrt, schnippt er mit den Fingern und befreit ihn. Er blickt hinauf zu den Hügeln und weiß, dass seine Jagd noch immer kein Ende gefunden hat.
Emily nimmt nicht wahr, dass sie die Stufen zum Haus hochgeht. Sie nimmt nicht wahr, dass sie im Flur steht. Sie nimmt ihr Leben erst wieder wahr, als ihr Vater fragt: » Wo ist er? « Der Mann wirkt wie ein kleiner Junge, hilflos und verwirrt. Es wird einige Zeit dauern, bis er
Weitere Kostenlose Bücher