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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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»Er hat alle zwanzig Minuten hier angerufen. Er sitzt über Nacht in Boston fest, der letzte Flug nach West Lebanon ist gestrichen worden. Er wird es bei Ihnen in fünfzehn Minuten wieder versuchen. Er sagt, es sei wichtig. Sehr wichtig. Sagen Sie doch mal, Sergeant, wer ist denn dieser Danby? Wie passt der hier rein?«
    »Halten Sie sich da raus, Shaddock«, befahl Andie. »Und wenn der Name durchsickert, sorge ich persönlich dafür, dass Sie gefeuert werden.«
    »Ich bin seit dreiundzwanzig Jahren im Staatsdienst«, sagte Shaddock beleidigt. »Sie können mich nicht so einfach feuern lassen.«
    »Lassen Sie’s nicht drauf ankommen«, riet Andie. »Und jetzt schicken Sie mir so schnell wie möglich vier Polizisten in Zivilkleidung zum Haus von Loomis.«
    »Loomis hatte ein Stück, stimmt’s? Ich wusste es! Ich hab den Anruf entgegengenommen!«
    »Shaddock!«
    »Schon gut, schon gut.«
    Andie hängte ein. Sie machte das Licht aus und zog die Tür hinter sich zu, worauf sie in der Wand ein surrendes Geräusch und dann ein Klicken hörte.
    Die Frösche waren verstummt. Ihre Schuhe knirschten über den Kies. Der Mond schien hell, bleiche Sterne tauchten zwischen den dahineilenden Wolken auf. Andie öffnete das Fenster des Pick-ups, damit sie das Klingeln des Funktelefons hören konnte, setzte sich auf die Stoßstange und wartete.
    Von links hinter ihr kam aus den Büschen, die die Fahrspur zu Loomis’ Haus hinauf säumten, ein Tennisball geschossen und rollte an ihr vorbei. Ein leises Tapsen war auf dem Kies zu hören.
    Andie wandte ihren Blick von dem Ball ab, um den Hund wegzuschicken. »Geh nach Haus, Missy. Na, komm schon, geh heim«, sagte sie. Das Funktelefon summte hinter ihr. Die hundert Uhren im Laden schlugen mit einem fürchterlichen Lärm neun.
    Abgelenkt und mit geteilter Aufmerksamkeit begriff Andie erst allmählich, dass da kein Hund, sondern ein Mensch auf sie zukam. Die Kreppsohlen schwarzer Stiefel spuckten Kiesel über den Boden. Streifen von Tarnstoff schlugen feucht gegen den flinken, riesigen Körper, der sich auf sie stürzte. Eine Machete in der Hand. Einen Tomahawk in der anderen.
    Andie schrie auf und griff nach der Pistole in ihrer Tasche.
    »Angel! Du lebst!«, ließ sich eine raue Stimme aus der Kapuze vernehmen, als das Monster die letzten Meter zurücklegte.
    Andies Finger erreichten den Pistolenknauf, und sie schlug den Sicherheitsbügel zurück, bevor sie den Lauf auf den Angreifer zu richten versuchte, um aus kürzester Entfernung auf ihn zu feuern.
    Aber das Monster musste ihre Absicht geahnt haben. Es tat mit dem hinteren Fuß einen Schritt aus der Schusslinie des Pistolenlaufs und schlug mit dem stumpfen Ende des Tomahawks in einer schnellen, waagerechten Bewegung zu. Der Hieb drückte ihr Handgelenk genau in dem Moment nach außen, als der Schuss sich löste, als die hundert Uhren im Laden den neunten Schlag ertönen ließen und den scharfen Knall schluckten.
    In der nachhallenden Stille schlitterte Andies Waffe über den Kies. Irgendwo im Wald oben auf der Anhöhe schrie ein kleines Mädchen.
    »Du lebst!«, bellte das Monster.
    Ihre Hand wurde taub, und sie fühlte das kalte Klatschen der nassen Tarnanzugstreifen, als das Monster hinter sie glitt und sich etwas, das sich wie eine biegsame Eisenstange anfühlte, über ihre Luftröhre legte. Sie winkelte die Ellenbogen an und stieß sie nach hinten in den Solarplexus des Angreifers. Der grunzte, jedoch nicht vor Schmerz, sondern vor Vergnügen.
    »Jetzt reisen wir auf die andere Seite, Angel!«, flüsterte er. »Doch diesmal reisen wir gemeinsam!«
    Er verstärkte seinen Würgegriff um ihren Hals und presste seine Lenden eng gegen ihr Hinterteil. Sie versuchte zu schreien, aber sie konnte nicht. Die Ohnmacht kam über Andie mit Punkten, die vor dem vollen Mond und den bleichen Sternen tanzten wie Glühwürmchen an einem schwülen Augustabend.
    Kurz bevor ihr schwarz vor Augen wurde, machte sie eine letzte Anstrengung, um Luft in die Nasenlöcher zu ziehen. Dabei roch sie etwas Salziges, Urwüchsiges, und sie dachte, so muss es sein, wenn man in einem Meer voller Algen ertrinkt.

41
    Freitag, 23 . Mai
    »Sie ist tot, nicht?«, fragte Gallagher völlig außer sich. »Sie werden sie irgendwo in einem Graben finden, mit einer dieser verdammten Zeichnungen daneben, oder?«
    »Mr. Gallagher, so beruhigen Sie sich doch …«, sagte Lieutenant Bowman.
    Er sah von ihr fort, um sich wütend und erregt in dem überfüllten

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