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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Bereitschaftsraum der Polizisten umzublicken, die bei seinem Ausbruch verstummt waren. »Warum sitzt ihr alle da nur so rum!?
    Oder ist es euch etwa egal?«, fragte er dann leiser, eher erstaunt als zornig. »So ist das von Anfang an gewesen, nicht? Ihr habt sie alle längst aufgegeben, so wie man eben Trinker aufgibt.«
    Der gesamte Bereitschaftsraum war ein einziges Durcheinander. Andie war seit vierzehn Stunden verschwunden. Die Polizisten in Zivil hatten, als sie bei dem Laden ankamen, nur noch die Zeichen eines Kampfes im weichen Boden gefunden, Andies Fußabdrücke, einen Abdruck der Größe sechsundvierzig, ihre Dienstwaffe, eine Patronenhülse vom Kaliber 9  mm und einen Tennisball. Loomis und seine Töchter waren sicher, dass sie einen Schuss gehört hatten, bevor der Pick-up angelassen wurde und davonfuhr. Man fand ihn ungefähr eine Meile entfernt auf einer Holzfällerschneise im Wald. Gallagher war um neun Uhr morgens in West Lebanon gelandet, fast einen halben Tag nachdem Andie als vermisst gemeldet worden war.
    Bowman nahm ihn beim Ellenbogen und führte ihn aus dem Bereitschaftsraum den Gang hinunter in ihr Büro. Ein 10 × 25 Zentimeter großes Farbfoto von einer jüngeren Andie Nightingale in der Ausgehuniform der Polizei lag auf ihrem Schreibtisch. Gallagher warf einen Blick voll bitterer Verzweiflung darauf und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie vielleicht für immer aus seinem Leben verschwunden war.
    Lieutenant Bowmans sonstige Kühle war wie weggeschmolzen, und ihre Stimme zitterte vor innerer Bewegung. »Ich habe in diesem Fall vieles nicht so gehandhabt, wie ich es hätte tun sollen, weil ich nicht so an Andie Nightingale geglaubt habe, wie ich das hätte tun sollen«, gestand sie. »Vielleicht liegt es daran, dass ich von ihr als der einzigen Frau außer mir zu viel erwartet habe. Damit werde ich wohl eine ganze Weile leben müssen. Aber alle hier in der Dienststelle machen sich Sorgen um sie. Jeder Polizist und jede Polizistin da draußen im Bereitschaftsraum ist schon in der zweiten oder gar dritten Schicht, seit sie verschwunden ist.
    Ihr Foto befindet sich in jedem Streifenwagen zwischen Virginia und Quebec«, fuhr sie fort. »Ihr Gesicht wird heute Abend in ganz New England durch die Nachrichten gehen. Und Chief Kerris und Monsignore McColl werden polizeilich gesucht.«
    »Warum durchsuchen Sie denn nicht ihre Häuser?«, fragte Gallagher aufgebracht.
    »Weil es so etwas wie den Vierten Zusatzartikel zur Verfassung gibt«, antwortete sie. »Wenn wir ohne Gefahr im Verzuge da hineingehen, dann verletzen wir ihre Rechte. Auf der Grundlage der Beweismittel, über die wir bis jetzt verfügen, glaube ich nicht, dass uns irgendein Richter einen Durchsuchungsbefehl für einen der beiden ausstellen würde. Wir brauchen mehr.«
    Gallagher saß, den Kopf in die Hände gestützt, auf seinem Stuhl. Dann fiel ihm Danby ein. Aus seinem Aktenkoffer holte er das Foto, das ihm Harold gegeben hatte. Es stellte sich heraus, dass Andie Lieutenant Bowman von Danbys früher Geschichte und seiner Beziehung zu McColl erzählt hatte, bevor sie zu Loomis’ Farm aufgebrochen war. Gallagher fügte den Rest hinzu.
    Bowman saugte an der Innenseite ihrer Wange. »Ich werde dafür sorgen, dass dieses Foto gleich an alle Dienststellen geht. Und jetzt gehen Sie erst mal nach Hause, Mr. Gallagher – Sie haben schon genug getan.«
    Ein Kloß stieg ihm in die Kehle, als er daran dachte, allein in seiner Hütte zu sein, dann stieß er hervor: »Der einzige Gedanke, zu dem ich fähig bin, ist, dass ich sie verlieren werde.«
    Jemand räusperte sich hinter ihm. Gallagher wandte sich um und sah einen dicklichen, rothaarigen Mann in der offenen Tür, der mit den Fingern hereinwinkte.
    »Ja bitte, Shaddock, was ist los?«, fragte Lieutenant Bowman.
    »Entschuldigung, Lieutenant«, antwortete der Beamte. »Ich kann nichts dafür, dass ich das mit angehört habe, und … Kann ich Mr. Gallagher bitte etwas sagen?«
    »Kenne ich Sie?«, fragte Gallagher.
    »Ich bin der Mann aus der Telefonzentrale«, sagte Shaddock und trat einen Schritt in den Raum. »Ich wollte Ihnen nur sagen, als sie über Sie gesprochen hat – wissen Sie, ich kenne Andie nun schon seit vielen Jahren, armes Mädchen. Und als sie von Ihnen sprach, Patrick, da sah sie so glücklich aus, wie ich sie nie zuvor gesehen habe. Ich hoffe, sie hat Ihnen das irgendwann einmal gesagt.«
    Durch Lieutenant Bowmans Bürofenster sah Gallagher die schweren

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