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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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kleineren Chronometers langsam verebbte. »Wo ist Orin denn?«
    Der Junge wies auf eine grasüberwachsene Fahrspur, die hinter dem Uhrenladen im Wald verschwand. »Er wohnt mit Missy und den Mädchen da oben auf dem Hügel. Es ist nicht weit.«
    Andie sah zu ihrem Pick-up hinüber und beschloss dann, zu Fuß zu gehen. Der Junge stand da und sah ihr nach. Es war ein milder Abend, die erste angenehme Wärme nach dem unbarmherzigen Regen der vergangenen zwei Wochen. Das noch feuchte Gras zwischen den beiden Fahrspuren nässte den Saum von Andies grauer Hose. Der Weg folgte den Windungen eines kleinen Baches, stieg den Hügel hoch und endete plötzlich auf einer Lichtung, in deren Mitte eine größere Ausgabe des Uhrenladens stand, flankiert von zwei Apfelbäumen, die in der zunehmenden Dämmerung blühten.
    Eine Stute und ein Fohlen grasten auf einer Koppel hinter dem Haus. Durch das erleuchtete Küchenfenster war ein Mann von ungefähr dreißig Jahren zu sehen, der in einem Kochtopf rührte. Hinter ihm saßen zwei Mädchen am Küchentisch und malten.
    Ein dunkler Schatten huschte an der Scheune entlang. Er hielt inne, als Andie in das Licht trat, das aus dem Küchenfenster fiel, umrundete dann schnell ein breites Rhododendrongebüsch, zögerte einen Augenblick, lief dann los und kam auf sie zugeschossen. Andie bemerkte die Bewegung aus dem Augenwinkel, fuhr herum und ging in die Hocke, während sie nach ihrer Pistole griff.
    Der schokoladenbraune Labrador blieb ein paar Zoll von ihr entfernt stehen, schüttelte sein Hinterteil wie ein Hulatänzer, ließ dann einen Tennisball aus seiner Schnauze fallen und bellte fröhlich.
    »Du kleiner Stinker«, flüsterte Andie. Der Hund schnappte wieder nach dem Tennisball, ließ ihn ihr vor die Füße rollen und bellte von neuem, wobei sich sein Hinterteil schneller bewegte als sein Schwanz.
    »Missy, komm, lass das«, rief der schlaksige Mann von der Haustür aus. Dann sah er die Waffe in ihrer Hand und trat einen Schritt zurück.
    Andie steckte ihre Pistole in das Holster zurück und ging auf die Veranda zu. »Ich bin Sergeant Nightingale von der Vermonter Polizei. Sind Sie Orin Loomis?«
    »Ja«, antwortete er erleichtert. »Tut mir leid. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, als ich den Bericht im Fernsehen sah. Das waren Sie doch, oder?«
    Loomis hatte eine helle Haut, eine Nase wie eine Skisprungschanze und ein freundliches Gesicht. Er war barfuß und trug eine blaue Schürze über einem braunen, kurzärmeligen Hemd und Jeans. Der Labrador sprang an ihm hoch, umkreiste ihn und setzte sich erwartungsvoll neben ihn.
    »Ja«, sagte Andie.
    Ein hübsches, braunäugiges kleines Mädchen von ungefähr sieben Jahren erschien auf der anderen Seite der Doppeltür. »Daddy?«
    Loomis sah seine Tochter, dann Andie an und bedeutete ihr mit einem Kopfschütteln, dass das Mädchen nicht wusste, dass er angerufen hatte. Der Uhrmacher sagte: »Tina, tu mir einen Gefallen, Kleines; hilf Jenny, sich vor dem Abendbrot die Hände zu waschen, okay? Ich muss mit Ms. Nightingale über eine Uhr sprechen.«
    Das Mädchen nickte unsicher und ging wieder hinein, während sich Loomis erneut Andie zuwandte.
    »Ist es wahr?«, fragte sie. »Haben Sie tatsächlich ein Stück von Many Horses’ Tagebuch?«

39
    Jerry Matthews zwängte seinen Leihwagen durch den Verkehr Richtung Ronald Reagan National Airport. »Du schaffst es vielleicht gerade noch.«
    Obwohl Gallagher weniger als zwanzig Minuten blieben, um den letzten Flug nach Boston zu erreichen, war seine Aufmerksamkeit nicht auf die Straße, sondern auf das Foto auf seinen Knien gerichtet.
    Bevor er in der nach Viburnum duftenden Nacht entschwand, hatte ihnen Harold – oder wie immer er heißen mochte – ein Foto von Terrance Danby gegeben. Es war eine zehn Jahre alte Aufnahme von dem Tag, an dem Danby zum Sergeant Major ernannt wurde: ein muskulöser Riese mit einem Stiernacken und steinfarbenen Augen. Er trug ein schwarzes Barett. Orden und Ehrenzeichen zierten seine Uniformjacke.
    Jerry wischte sich die Nase mit dem Ärmel und warf einen raschen Blick auf das Bild, bevor er den Wagen herüberzog und die Ausfahrt hinaufschoss. »Harold hat dir keinen Blödsinn erzählt. Der Typ könnte glatt dein Bruder sein.«
    »Gibt mir nicht gerade ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich wie ein Killer aussehe.«
    »Besser, als einer zu sein«, grunzte Jerry. Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad. »Dieser Scheißkerl Harold! Ich hätte ihn mir kaufen sollen,

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