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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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kennt man sich immer am besten aus«, mischte sich Kerris schon wieder ein.
    »Jetzt reicht’s, Chief«, wies ihn Bowman zurecht. »Was weiter, Gallagher?«
    »Er hat es auf Lawton abgesehen, das heißt, er lebt hier oder hat hier gelebt und meint, er sei von der Gemeinde schlecht behandelt worden. Was mich übrigens ausschließt.«
    »Nicht für mich«, sagte Kerris.
    »Wer ist Persephone? Wer ist Angel?«, fragte Lieutenant Bowman.
    »Beides mythologische Figuren, doch aus verschiedenen Kulturen«, antwortete Gallagher und ignorierte Kerris’ wütenden Blick. »Persephone stammt aus der griechischen Mythologie. Angel beziehungsweise der Engel ist eine jüdisch-christliche Figur.
    Persephone war eine Tochter der Göttin der Ernte, Demeter«, fuhr er fort. »Sie wurde von Hades, dem Herrscher der Unterwelt, entführt und vergewaltigt. Während sie bei ihm war, aß sie drei Granatapfelkerne und wurde dazu verurteilt, für immer als Hades’ Braut unter der Erde zu bleiben. Ihre Mutter Demeter suchte ihre Tochter überall, sie trauerte und vernachlässigte völlig die Ernten. Als die Ernten von der Erde verschwanden, tauchte zum ersten Male der Winter auf.
    Die Menschen bedrängten die Götter, in dem Streit zu vermitteln, und es kam zu einem Kompromiss. Persephone sollte ein halbes Jahr bei Hades und die andere Hälfte des Jahres bei ihrer Mutter auf der Erde verbringen«, schloss er seinen Vortrag.
    Andie Nightingales Stimme erhob sich schrill. »Wie bewegte sich Persephone zwischen Unterwelt und Erde hin und her?«
    Gallagher überlegte einen Augenblick und nickte nüchtern. »Charun musste ihr Fährmann sein.«
    »Und Persephone wurde vom Herrscher der Unterwelt vergewaltigt?« Andie stellte diese Frage, als wäre ihr eine spitze Gräte in der Kehle stecken geblieben.
    »Ja.«
    Kerris wandte mit hochrotem Kopf den Blick ab. »Wenn man mich fragt, ist das alles ein Haufen Blödsinn. Wo sind die echten Beweise?«
    »Das würde ich auch gerne wissen«, schloss sich Lieutenant Bowman an. »Mr. Gallagher, hatte Charun mit Persephone eine sexuelle Beziehung in den Mythen? Der Penis – er ist so übertrieben dargestellt.«
    Gallagher schüttelte den Kopf. »Charun hatte keinerlei Beziehung dieser Art, soweit ich mich erinnern kann. Er ist eine der weniger wichtigen Figuren in den größeren Mythen.«
    »Was ist mit dieser Angel?«, fragte Bowman. »Wie passt die hier rein?«
    Gallagher zuckte die Achseln. »Er vermischt diese Bezugspunkte. Das ergibt keinen Sinn. Es sei denn … der Sinn ist sein persönlicher.«
    »Wovon zum Teufel reden Sie?«, fragte Kerris verwirrt.
    »Seit uralten Zeiten waren die Mythen das Ausdrucksmittel, mit dem die Menschen sich das Unerklärliche erklärbar gemacht haben. Für die alten Griechen war die Legende um Persephone ein Mittel, den Zyklus von Sommer und Winter zu erklären. Aber Ihr Mörder erzählt die Geschichte anders und verändert den Sinn.«
    »Wozu?«, fragte Bowman.
    »Um sie mit seiner eigenen Erfahrung in Einklang zu bringen«, antwortete Gallagher. »Um den Verbrechen, die er begangen hat, einen Sinn zu geben.«
    »Oder denen, die er noch begehen wird«, murmelte Andie.
    Sie hatte während des letzten Teils der Unterhaltung auf der Bank gesessen und abwesend auf die Falltür gestarrt, die zur Treppe führte. Jetzt legte sie die Hände vor ihrem Bauch zusammen und schaukelte vor und zurück wie eine Wahnsinnige in einer Gummizelle.
    »Was sagen Sie da, Sergeant?«, fragte Lieutenant Bowman.
    »Er hat Olga vergewaltigt, nicht?«, stöhnte Andie. »Er hat sie vergewaltigt und sie dann totgeschlagen! Und bevor er sie verbrannte, hat er ihr Blut dazu benutzt, das Bild zu malen.«
    Sie schaukelte jetzt schneller. »Er wird uns alle vergewaltigen und umbringen, und wir werden nicht einmal wissen, weshalb.«
    Kerris und Bowman tauschten Blicke aus. Bowman setzte sich neben sie auf die Bank. »Andie, bist du okay?«
    Die Polizistin starrte sie an, als wären sie Fremde. Dann hielt sie ihren Kopf mit beiden Händen und stöhnte: »Ich weiß es nicht! Ich weiß es einfach nicht!«
    Ein Polizeibeamter sollte Andie und die Katze über die River Road nach Hause fahren, und zwar mit der Anweisung von Lieutenant Bowman, dass Andie zwei Wochen Urlaub nahm, um sich auszuruhen. Das Team der Spurensicherung begleitete Kerris und Gallagher zur Hütte. Sie suchten vier Stunden lang, doch wie Gallagher vorhergesagt hatte, fanden sie nichts. Gegen sechs Uhr nachmittags war die Hütte wieder

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