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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Fohlen wieder auf die Füße und stopfte das Kettenstück in die Tasche zurück, wobei sie ihn beobachtete, wie es ein in die Enge getriebenes Tier tun könnte.
    »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, sagte er.
    »Was denke ich denn?«
    »Dass ich da reingegangen bin, um die Zeichnung hinzulegen.«
    »Ein Anthropologe, ein Gedankenleser und ein Mörder«, sagte sie. »Eine Menge Talente.«
    »Ich habe niemanden umgebracht«, sagte Gallagher. »Wenn ich der Mörder wäre, hätte ich dann nicht die Zeichnung schon gestern Nacht hiergelassen? Woher sollte ich wissen, dass Ihr Pick-up nicht funktionieren und ich mit Ihnen hier heraufkommen würde?«
    Andie antwortete nicht. Ihre Aufmerksamkeit sprang von Gallagher zum Stall und zurück. Und mit jedem Sprung näherte sich ihr Gesichtsausdruck wieder der Fassungslosigkeit. Sie blinzelte und rieb sich mit der freien Hand die Augen, als blendete sie ein unsichtbares Licht.
    Gallagher verteidigte sich erneut. »Weshalb sollte ich warten, bis Mrs. Dawsons Farm von Polizisten wimmelt, um ein Indiz zu hinterlassen? Das tut doch nur ein Idiot!«
    Andie zögerte, dann senkte sie die Pistole bis auf Hüfthöhe. »Zeigen Sie’s mir. Sie gehen voraus.«
    Als sie an die Schmutzklumpen kamen, befahl Andie Gallagher, seine Stiefel auszuziehen und sich gegen die Wand zu stellen. Sie nahm einen Klumpen auf und sah sich das Muster genau an. Die Gummisohlen seiner Stiefel trugen ein Kettenprofil, die Spuren ein Z-förmiges Muster. Sie schleuderte ihre eigenen Stiefel fort und befahl Gallagher mit einer Handbewegung weiterzugehen, wobei sie ihn ermahnte, nicht auf die übrigen Schmutzklumpen zu treten. »Wo ist die Zeichnung?«
    »In der letzten Box«, antwortete er. »Sie hängt am Rahmen unter der Falltür.«
    »Woher wussten Sie, dass in der Box eine Falltür ist?«, fragte sie.
    »Wusste ich gar nicht«, protestierte er. »Sie stand offen, als ich kam.«
    Gallagher führte sie zu der Box, blieb jedoch auf ihren Befehl draußen stehen. Sie zog Latexhandschuhe über, ging zu den Stiefeln unter der Kiefernholzbank, nahm sie in die Hand und inspizierte das Profil. Offensichtlich stimmte es mit dem Z-Muster der Schmutzklumpen überein.
    »Sie war überhaupt nicht in der Lage, einen Spaziergang zu machen, schon gar nicht nachts«, murmelte sie nachdenklich, mehr zu sich selbst als zu Gallagher gewandt. Sie trat an die Falltür.
    »Wohin führt denn die Treppe?«, fragte Gallagher.
    Doch Andie hörte ihn kaum. Sie war schon von der Zeichnung gefesselt und murmelte nur: »Zu einem Tunnel, der unter dem Hof hindurch ins Haus führt. Olgas Schwiegervater hat ihn in den zwanziger Jahren gebaut, damit er im Winter besser hier rüberkommen und sich um die Kühe kümmern konnte.«
    »Hätte sie denn hier rauskommen können?«
    »Nein, ich … ich weiß nicht«, antwortete sie. Sie warf Gallagher einen Blick zu. »Die Zeichnung … das Monster hat einen …«
    Er nickte.
    »Er hat Olga vergewaltigt, bevor er sie umbrachte«, sagte Andie. Sie riss die Zeichnung ab, als wäre es das Gemeinste auf Erden, und es sah für einen Moment so aus, als wollte sie sie in tausend Stücke zerfetzen.
    »Nein, nicht!«, schrie Gallagher.
    Einen Augenblick lang war es totenstill im Stall. »Tun Sie das nicht!«, flüsterte er dann noch einmal.
    »Sergeant Nightingale?«, ertönte plötzlich Lieutenant Brigid Bowmans Stimme vor der Stalltür. »Sind Sie da drin?«
    Als sie die Stimme hörte, ließ Andie die Zeichnung fallen, wankte zur Holzbank und ließ sich schwer darauf niederfallen. Ihr klatschnasses Haar hing ihr in wirren Strähnen ins Gesicht. »Ich weiß nicht, was ich tun soll«, stöhnte sie leise vor sich hin.
    Brigid Bowman und Chief Mike Kerris waren schon auf der gegenüberliegenden Seite in den Stall getreten.
    »Ziehen Sie die Stiefel aus!«, rief Gallagher ihnen zu und blickte nervös hin und her. »Nehmen Sie sich zusammen!«, zischte er dann. »Lieutenant Bowman kommt jetzt. Sie sollte Sie nicht so sehen.«
    Andie schüttelte den Kopf, wie er es einmal bei einem Esel in der Sahara gesehen hatte, der so brutal geschlagen worden war, dass er sich nicht mehr bewegen wollte. Er ging auf die Polizisten zu und zeigte auf die Schlammspuren. »Sergeant Nightingale möchte, dass hier alle die Stiefel ausziehen, Charun ist hier drin gewesen.«
    »Charun?« Lieutenant Bowman zog die Stirn in Falten.
    Kerris stöhnte. Er hatte zwar seit dem Vortag die Kleidung gewechselt, doch sah er insgesamt schlechter aus. Er

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