Mystic
Kriegsminister weiter.
In Christus Ihr
Major John Appleby
Barrett sagte: »Das gibt Ihnen einen Eindruck von der Welt, in der Ihre Tagebuchschreiberin kurz vor dem Massaker lebte.«
Andie deutete auf den Computer: »Wie umfangreich ist Ihr Archiv?«
»Die vollständigste Datenbank ihrer Art«, sagte Barrett stolz.
»Ist Sarah auch darin?«, fragte Andie.
Barretts Augenbrauen gingen sofort hoch, und seine eitle Betriebsamkeit kehrte zurück. »Ich habe den Namen noch nie gehört, aber schon möglich, schon möglich. Die meisten Dokumente sind von meinen älteren Studenten eingegeben worden.«
Der Professor drehte den Monitor wieder zu sich herüber. Gallagher stemmte sich mit seinen Krücken hoch und verzog das Gesicht wegen des brennenden Gefühls in seinen Oberschenkeln, kam jedoch um den Schreibtisch herum. Andie folgte ihm. Ein weißer Streifen erschien auf dem glatten, blauen Bildschirm. Barrett tippte: »Lakota/Many Horses.« Der Computer meldete: »Keine Entsprechungen gefunden.«
Barrett sah auf. »Erwähnt sie irgendwelche Verwandte?«
Andie sagte: »Ihre Mutter. Painted Horses.«
Barrett überlegte einen Moment, zuckte dann die Achseln und tippte den Namen. Der Computer meldete wieder: »Keine Entsprechungen gefunden.«
»Sie hat auch einen Mann namens Ten Trees erwähnt«, warf Gallagher ein.
Der Mund des Professors kräuselte sich zu einem verschmitzten Lächeln. »Ten Trees kenne ich.« Er schrieb den Namen in den Computer, drückte »Enter«, und sofort füllte eine Datei den Bildschirm. Die kurze Biographie beschrieb Ten Trees als einen wichtigen Schamanen der Sioux, der im Krieg um die Black Hills Seite an Seite mit Crazy Horse gekämpft hatte. Nach dem Tode von Crazy Horse hatte sich Ten Trees in Kanada Sitting Bull angeschlossen, nur um dort an Lungenentzündung zu sterben. Many Horses wurde nicht erwähnt, doch am Ende des Artikels stand ein Querverweis-Code aus Buchstaben und Zahlen, die durch Semikolon getrennt waren.
»Foto eins«, las Gallagher laut. »Sie haben Fotos von Ten Trees?«
Barrett sah selbst verwundert aus. »Ich habe noch nie eins davon gesehen, aber das heißt es«, sagte er. Er wählte den Code aus und drückte »Enter«.
Ein Biepen, und dann tauchte auf dem Schirm das sepiafarbene Foto eines kräftig gebauten Mannes, einer Frau und eines kleinen Kindes vor einem Tipi auf. Der Mann sah mit hochmütigen, mandelförmigen Augen in die Kamera. Er hatte eine breite Nase, und er trug sein Haar offen und locker bis auf einen Zopf, der mit Rohlederschnüren zusammengebunden und einer einzelnen Feder geschmückt war, die auf die Brust eines kragenlosen, weiten Baumwollhemdes fiel.
Die Frau war überwältigend schön und fast so groß wie der Mann. Sie trug ihr Haar in zwei schwarzen Zöpfen und an ihrem Hals ein breites Band aus Perlen. Der karierte Schal um ihre Schultern passte zu ihrem Rock. Dennoch war das Mädchen an der Seite der Frau die Ursache, dass Gallagher beinahe die Knie weich wurden.
Nicht älter als fünf, hatte es die sanft gerundeten Wangen seiner Mutter und die tiefliegenden, fast asiatischen Augen seines Vaters, mit denen es schüchtern in die Kamera und über mehr als hundert Jahre hinaussah, auf eine Weise, die ihn schwindlig machte.
»Wo kommt dieses Bild her?«, fragte Gallagher mit zitternder Stimme.
Barrett fuhr zum Rand des Bildes hinunter. »Ten Trees mit Familie; Mary-Parker-Familienstammbäume- und Fotografiensammlung, Historische Gesellschaft von Rapid City, Rapid City, Süddakota.«
»Sie hat geschrieben, Mary Parker sei ihre Lehrerin an der Missionsschule in Standing Rock gewesen!«, sagte Andie heiser. »Dieses Mädchen muss Many Horses sein!«
In Gallaghers Kopf drehte sich alles noch schneller, und er glaubte, er würde ohnmächtig werden. Es war unmöglich, aber wahr: Das kleine Mädchen hatte das junge Gesicht der Frau aus seinem Traum.
»Alles in Ordnung mit dir, Pat?«, fragte Andie besorgt.
»Ich fühle mich etwas schwach«, antwortete er. »Meine Beine.«
Sie halfen Gallagher zu einem Stuhl, auf dem er sich wie in einem tiefen Schock niederließ. Barrett suchte noch ein wenig weiter, und es bestätigte sich, dass Mary Parker von 1880 an zehn Jahre lang Lehrerin an der katholischen Missionsschule in dem Reservat gewesen war. Dann lud er das Foto herunter und druckte es aus. »Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr helfen konnte«, sagte er, als er Andie das Bild überreichte.
»Sie haben uns mehr geholfen, als Sie
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