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Mystic

Mystic

Titel: Mystic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Holzkreuz baumelte über einem schlichten, weißen Pullover. Libby sah zuerst Gallagher. Die Omabrille rutschte ihr von der Nase, aber sie erwischte sie noch rechtzeitig. »Mr. Gallagher, der Monsignore hat gesagt, wenn Sie noch mal kommen, soll ich Ihnen ausrichten, dass wir Ihnen nicht weiterhelfen können.«
    »Es geht nicht um Pater D’Angelo«, fiel Andie ein. »Wir möchten ein paar Kirchendokumente vom Ende des vergangenen Jahrhunderts durchsehen.«
    Curtin fasste sich an den Mund. »Vom Ende des vergangenen Jahrhunderts?«
    »Ganz genau.«
    »O mein Gott«, sagte sie.
    Mit diesen Worten hastete die Pfarrsekretärin den Flur hinunter, ihre Sandalen mit dem Korkfußbett machten raschelnde Geräusche auf dem blauen Orientteppich. Andie und Gallagher folgten ihr geradewegs in Monsignore McColls Arbeitszimmer hinein, wo sich der vierschrötige Priester schon hinter seinem Schreibtisch erhob.
    »Andie Nightingale«, dröhnte er. »Sie habe ich sonntags auch schon lange nicht mehr gesehen.«
    Andie machte eine entschuldigende Geste. »Tut mir leid, Monsignore, ich hatte so viel zu tun.«
    Er rieb sich die massigen Hände. Dann sah er Gallagher, und seine überschwängliche Freundlichkeit kühlte ab. »Der Bischof hat Ihnen doch seine Antwort schon gegeben. Sie glauben doch wohl nicht, wenn Sie die Polizei mitbringen, wird das etwas ändern, oder?«
    Gallagher stützte sich bequemer auf seine Krücken. »Nein, Monsignore. Ich habe das Gefühl, dass Sie sich von keiner weltlichen Macht sonderlich beeindrucken lassen.«
    McColls Unterkiefer verspannte sich bei dieser Bemerkung, doch bedeutete er ihnen, sich zu setzen, und fragte: »Ist Ihre Bitte, die Unterlagen aus dem vorigen Jahrhundert einzusehen, offiziell oder inoffiziell, Andie? Und was, bitte, ist Ihre Rolle dabei, Mr. Gallagher?«
    »Irgendwas nicht in Ordnung, Monsignore?«, fragte Andie zurück.
    »Beantworten Sie erst meine Frage, dann beantworte ich Ihre.«
    »Im Moment noch inoffiziell«, sagte Andie. »Pat interessiert sich für mein Projekt. Wir arbeiten auf gewisse Weise zusammen.«
    »Wobei?«
    »Das möchte ich lieber nicht sagen. Warum so besorgt?«
    Der Priester trommelte mit den Fingern auf die Schreibtischplatte. »Weil viele der Originaldokumente aus jenem Jahrzehnt und sogar aus den vierzig Jahren davor gestohlen worden sind.«
     
    Ein paar Minuten später berichtete ihnen eine sehr aufgeregte Libby Curtin, mit dem Holzkreuz um ihren Hals spielend und in stockendem Tonfall, dass sie Mitte März einen Anruf von einem Mann bekommen habe, der behauptete, er betreibe genealogische Forschungen. Er vermutete, seine Ururgroßmutter stamme aus Lawton, und wollte wissen, in welchem Zustand die Tauf- und Sterbeurkunden der Pfarre aus den Jahren 1865 bis 1895 waren.
    Libby antwortete, die Dokumente seien in einem hervorragenden Zustand, und sie bot an, für ihn nachzuschauen, aber der Mann sagte, er würde die Unterlagen gern selbst in Augenschein nehmen und deshalb bei Gelegenheit vorbeikommen, um einen Blick darauf zu werfen. Unterdessen ging Libby auf Hochzeitsreise.
    An dieser Stelle unterbrach sie McColl, um zu berichten, er sei während ihrer Abwesenheit zu einer Konferenz in Boston gefahren. Als er zurückkehrte, hatte jemand das Schloss an der Hintertür aufgebrochen und fünfhundert Dollar, einen silbernen Messkelch und die Urkunden gestohlen. »Und das Bild von Pater D’Angelo beschädigt?«, fragte Gallagher.
    »Ja, das auch noch«, antwortete Monsignore McColl. Sein Gesicht lief rot an. Er zog ein Taschentuch hervor und betupfte sich die Augenbrauen. Dann langte er nach einem Röhrchen mit Magentabletten und schluckte zwei davon. »Entschuldigung. Diese Magengeschichte will nicht besser werden. Und ich habe in der letzten Zeit eine Menge Stress gehabt.«
    Im Büro nebenan klingelte das Telefon. Libby Curtin öffnete leise die Tür und schlüpfte hinaus.
    »Monsignore«, sagte Andie, »sind Sie bei Ihren Recherchen über Pater D’Angelo jemals auf die Erwähnung einer Indianerin, einer Sioux, gestoßen?«
    »Nein«, antwortete er, ohne zu zögern. Sein Gesicht rötete sich wieder, diesmal noch stärker.
    »Wir glauben, dass sie Sarah geheißen hat«, warf Gallagher ein und beobachtete McColl dabei genau. »Sarah Many Horses.«
    »Nein, nein«, sagte der Priester und schüttelte heftig den Kopf. Er machte eine Bewegung, als wollte er aufstehen, überlegte es sich jedoch anders. »An den Namen würde ich mich erinnern. Eine Sioux, sagen

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