Mystic
verzweifelt nach einem Schlafplatz und nach einem Hühnerstall zum Eierstehlen. Dann kamen acht Pferdewagen, zwei mit weißen Planen, die anderen mehr wie Verschläge auf Rädern, die Straße entlanggerumpelt, gezogen von Pferden, die weißer waren als Gebeine. Fliegen saßen auf den rosa Mäulern der Pferde. Die Seiten des ersten Verschlages auf Rädern waren in der Farbe eines Vogeleis angemalt, mit einem großen Auge in der Mitte. Feuer sprühte aus dem Auge. Und über dem brennenden Auge standen Goldbuchstaben in der Form eines umgedrehten Hufeisens. Sie lauteten:
Gebrüder Danbys mystische spektakuläre und
wundersame Raritätenshow
Der erste Wagen hielt, und ein Mann rief zu mir herunter und fragte mich, ob ich »Injun«, Indianerin, sei. Joshua Danby hockte auf seinem Kutschbock wie ein Falke; die Nase hoch, beäugte er mich von der Seite. Er hatte ölig glänzende Haare, einen gezwirbelten Schnauzbart und unter den Lippen einen Kinnbart wie eine kleine Speerspitze. Er trug ein weißes Hemd mit einem dieser hohen Kragen, eine Halsschleife, einen schwarzen Bowler und einen langen Rock. Ich sah vor allem das mit Fleisch belegte Brot in seiner Hand. Ein zweiter Mann, der neben ihm auf dem Kutschbock saß, grinste mich auf eine Weise an, dass ich dachte, er sei schwachsinnig. Caleb Danby war Joshuas älterer Bruder. Seine rosa Augen und seine rosa Haut ließen mich an eine Pferdenase denken. Seine Haare sahen aus wie die letzten weißen Federn, die noch in der Haut einer Ente stecken, nachdem man sie gerupft hat.
Joshua fragte mich, was für eine Squaw ich sei.
Ich hob stolz den Kopf und sagte ihm, ich sei eine Hunkpapa Lakota. Auf seinem Gesicht erschien so ein ganz komisches Lächeln, und er fragte mich, wohin ich unterwegs sei, eine Sioux-Squaw allein in Iowa, wo ich doch dem Gesetz nach in einem Reservat gut tausend Meilen entfernt sein sollte.
Ich haute ab, die Straße hinunter. Joshua zog den Pferden eins mit der Peitsche über. Sein Wagen holperte neben mir, die weißen Pferde schnaubten und kauten auf ihrer Gebissstange. Dann sprang Joshua vom Kutschbock, hielt mich fest und sagte mir, ich brauchte keine Angst zu haben, er habe einen Vorschlag für mich. Er sagte, er könne mir Geld verschaffen, wenn ich ihn nur ließe. Er sagte, bis zum vorigen Monat sei eine Ojibwa-Frau mit der Gebrüder-Danby-Show gezogen, doch sei sie nach einer Vorstellung in der Nähe von St. Paul zu ihren Leuten zurückgegangen. Er fragte mich, ob ich ihren Platz in der Show einnehmen wollte. Zehn Dollar im Monat, meinen eigenen Wagen zum Schlafen, alle Tage gutes Essen.
Sitting Bull ist einmal ganz bis nach London, England, gereist, mit der Show von Buffalo Bill. Ich fragte, was ich tun solle.
Er sagte, ich sollte tanzen.
Joshua hatte etwas an sich, das ich nicht mochte und immer noch nicht mag. Er redet, als probierte er das Reden nur aus, so wie manche Leute Kleider anprobieren. Und er hat eine Art, einen anzusehen, so bedächtig und sanft, dass man denkt, man ist furchtbar wichtig für ihn, auch wenn einem eine Stimme tief drinnen sagt, dass das gar nicht stimmt. Ich glaube, es sind seine Augen, die einem dieses Gefühl geben. Sie liegen so tief in seinem Kopf, dass ihr unterer Teil aussieht wie die letzte Woche des Mondes.
Ich fragte ihn, in welche Richtung sie zögen, und er antwortete, im Sommer nach Osten, im Winter nach Süden. Ich sagte ihm, solange er nicht nach Westen zöge, würde ich tanzen.
Joshuas Tanz ist nicht schwer, wenn man es dreimal gemacht hat.
Doch das erste und zweite Mal, wenn man sein Hemd für die Männer auszieht, fühlt man sich kleiner und schwächer und schlechter als je zuvor. Ich wollte es nicht tun. Aber Joshua meinte, die Männer würden für die Show gut bezahlen. Auf den Plakaten, die Joshua aushängt, bin ich Sitting Bulls gefährliche Tochter. Er sagt, die Männer kommen, um Sitting Bulls Tochter zu sehen, wie sie ihr Hemd auszieht, aber nicht die Tochter seiner Schwester.
Das erste Mal bekam ich es furchtbar mit der Angst zu tun: Ich war nach dem Großen Dimitri dran, der aus einer Gegend stammt, die Mazedonien heißt. Dimitri und seine Frau, Maura, laufen über ein Seil, das zwischen zwei hohen Masten aufgehängt ist. Das muss man gesehen haben.
Die Show läuft in zwei Zelten ab. Alle halbe Stunde gibt es eine Vorführung, mal in dem einen, mal in dem anderen Zelt, immer hin und her. Wenn Dimitri und Maura fertig sind, gehen alle Frauensleute und die Kinder ins andere Zelt
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