Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast

Vom Netzwerk:

verändern, wurde größer, stärker … In seinen Augen brannte ein scharlachrotes Feuer, das sie an altes Blut erinnerte.
    »Was meinst du damit?«, stieß er keuchend hervor.
    Irgendwie schaffte es Kat, genauso ruhig weiterzusprechen. »Du musst aus diesem Teufelskreis ausbrechen – die Reaktion verhindern, die in deinem Körper stattfindet, wenn der Berserker dich überwältigt. Geh ins Wasser«, wiederholte sie. »Vielleicht hilft das.«
    Taumelnd schleppte Achilles sich aufs Meer zu. Kurz bevor er sich in die Fluten warf, rief er Kat zu: »Lauf weg, schnell!«

10
    Auch wenn ihr das ausgesprochen unprofessionell vorkam, rannte Kat los. Was, zur Hölle, war mit Achilles passiert? Sie hatte schon öfter Männer gesehen, die vor Wut im wahrsten Sinne des Wortes wahnsinnig geworden waren. Keiner von ihnen hatte sich je körperlich verändert, aber Kat war sicher, dass Achilles größer, stärker und furchteinflößender …
    »Oh!«, rief Kat, als sie in vollem Lauf mit Odysseus zusammenstieß.
    »Ganz ruhig, Prinzessin, ganz ruhig«, sagte er und fasste sie am Ellbogen, um zu verhindern, dass sie hinfiel. Dann bemerkte er ihr blasses Gesicht und ihr zerzaustes Aussehen, und seine Augen wurden schmal. »Achilles«, sagte er schlicht.
    »Ja«, keuchte Kat.
    Odysseus schob sie schützend hinter sich und spähte in Richtung Ufer. »Ich höre ihn nicht kommen. War es einer von Agamemnons Männern, der ihn angegriffen hat?«, fragte er, während er weiter wachsam Ausschau hielt.
    »Nein.«
    »Haben die Männer etwa Euch angegriffen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fasste er sie erneut am Ellenbogen und führte sie aufs Lagerfeuer zu. »Dafür werden die Myrmidonen sie büßen lassen. Ich muss ihnen …«
    »Odysseus, warte. Niemand hat mich angegriffen. Ähm, na ja, jedenfalls keiner von Agamemnons Männern.«
    Sofort wurde er langsamer, und ein fragender Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Dann weiteten sich seine Augen, als er plötzlich begriff. »Ah, ich verstehe. Die Rage hat ihn übermannt, während er mit Euch allein war.«
    »Ja.«
    Odysseus spähte wieder in Richtung Meer. »Anscheinend konnte er sie kontrollieren. Er ist Euch nicht gefolgt.«
    »Ich habe ihn aufgefordert, ins Wasser zu gehen«, platzte Kat heraus. »Das hat er getan, und dann hat er mich angebrüllt, ich soll wegrennen.«
    »Ihr habt dem großen Achilles befohlen, ins Wasser zu steigen, als der Jähzorn ihn gepackt hat?«, fragte Odysseus lachend. »Das hätte ich zu gern gesehen.«
    »Das ist nicht lustig«, fuhr Kat ihn an. »Er … er hat sich verändert.«
    Sofort wurde Odysseus wieder ernst. »Ja, ich weiß. Das ist der Preis, den er für seine Entscheidung bezahlen muss.«
    »Was soll das heißen? Ich dachte – na ja, als ich die, äh, Gerüchte gehört habe, dachte ich, er hätte einfach Aggressionsprobleme. Aber was da gerade mit ihm passiert ist, war viel mehr als das.«
    Mittlerweile hatten sie Achilles’ Zelt erreicht, und Odysseus bedeutete ihr, auf der Bank direkt davor Platz zu nehmen. Die Krieger, mit denen sie zu Abend gegessen hatte, waren weg, die Glut des Lagerfeuers war ordentlich abgedeckt. Kat konnte fühlen, dass im Lager immer noch rege Aktivität herrschte, aber niemand befand sich in Hörweite. Sie sah in Odysseus’ intelligente Augen.
    »Kannst du mir bitte erklären, was mit Achilles passiert?«
    »Prinzessin, ich bin nicht sicher, ob ich …«
    »Athene möchte, dass ich ihm helfe«, unterbrach Kat ihn schnell. Genau wie sie es erwartet hatte, wurde er sofort zugänglicher, als sie den Namen seiner Schutzgöttin erwähnte.
    »Was möchtet Ihr wissen?«
    »Ich habe gesehen, wie er sich verändert hat. Körperlich. Was passiert mit ihm?«
    »Ich habe seine Transformation schon oft miterlebt, aber sie ist jedes Mal gleichermaßen erschreckend und ehrfurchtgebietend«, erklärte Odysseus. »Wenn Achilles’ Gefühle mit ihm durchgehen – egal, ob Wut, Angst oder auch Leidenschaft –, überkommt ihn die Berserker-Rage, die Zeus ihm gewährt hat. Dann ist es, als würde ein wutentbrannter Gott von ihm Besitz ergreifen.«
    »Ist er dann noch bei sich? Also ich meine, weiß er, was er tut?«
    »Achilles erinnert sich an seine Taten, wenn die Rage vorbei ist, aber solange sie anhält, ist er vollständig unter ihrer Kontrolle.«
    »Wie geht sie vorbei?«
    »Nach einer Zeit brennt die Rage aus, dann ist Achilles zwar völlig entkräftet, aber wieder er selbst.«
    »Deshalb haben Frauen also Angst vor ihm. Weil er