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Mythica 06 - Goettin des Sieges

Mythica 06 - Goettin des Sieges

Titel: Mythica 06 - Goettin des Sieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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ihre Handflächen floss und wie ein Blitz in die junge Priesterin einschlug. Ihr Körper bäumte sich auf, fing an zu leuchten, doch dann verschwanden Licht und Macht wieder genauso schnell, wie sie gekommen waren, und mit einem leisen Schrei setzte das Mädchen sich auf. Es griff sich an den Arm, wo gerade noch die tiefe Wunde geklafft hatte – und seine Augen wurden groß, als es unverletzte, frisch geheilte Haut fühlte. Sofort richtete sich sein Blick auf Hera.
    »Meine Göttin!«, rief es mit sanfter, melodischer Stimme aus. »Ihr seid es tatsächlich. Ich dachte, mir würde ein schöner Traum gewährt, bevor ich sterbe.«
    Lächelnd berührte Hera die Wange des Mädchens. »Du wirst heute nicht sterben, Kind. Wie ist dein Name?«
    »Eleithyia«, antwortete die junge Priesterin und neigte so tief den Kopf, dass ihre Stirn den Boden berührte. »Vergebt mir, dass ich Euren Tempel nicht beschützen konnte, Große Göttin!«
    »Meine liebe Tochter Eleithyia, du trägst keine Schuld an diesem entsetzlichen Verbrechen. Ich erwarte von meinen Priesterinnen nicht, dass sie schwerbewaffnete Männer in die Flucht schlagen. Steh auf, Kind, und mach dir keine Vorwürfe. Ich wünschte nur, ich wäre früher gekommen und hätte auch meine anderen Priesterinnen retten können.«
    Langsam hob das Mädchen den Kopf und starrte Hera mit großen, ehrfurchtsvollen Augen an. »Es gab keinerlei Warnung. All die Jahre haben die Griechen die Tempel außerhalb von Trojas Mauern in Ruhe gelassen. Wir hätten es nie für möglich gehalten, dass sie so plötzlich angreifen.« Eleithyia biss sich auf die Lippen, um nicht in Tränen auszubrechen.
    »Eleithyia, du hast gesagt, Agamemnons Männer hätten Heras Priesterinnen mitgenommen?«, fragte Athene.
    Das Mädchen neigte respektvoll den Kopf, bevor es antwortete: »Das haben sie zumindest behauptet, Athene. Anfangs haben sie so getan, als wären sie in Frieden gekommen. Ihr Anführer, Talthybios, meinte, Agamemnon wäre wütend. Seine Kriegsbraut, Chryseis, sei zu ihrem Vater zurückgeschickt worden, aber Achilles weigere sich, sich von seiner eigenen Kriegsbraut, Briseis, zu trennen. Angeblich waren sie deswegen auf der Suche nach einer schönen jungen Frau, die sie dem König bringen könnten, um ihn zu besänftigen.«
    Athene nickte. »Davon hat Artemis mir erzählt. Chryseis ist die Tochter eines der Lieblingspriester von Apollo. Artemis war so erzürnt über ihre Gefangennahme, dass sie Tod und Finsternis über das griechische Lager gebracht hat, bis Agamemnon das Mädchen ihrem Vater zurückgegeben hat.«
    »Artemis wird immer sehr wütend, wenn jemand ihren Bruder kränkt. Genau wie er, wenn jemand seine Schwester beleidigt«, sagte Venus. »Das liegt daran, dass sie Zwillinge sind.«
    »Ja, wir wissen alle, wie empfindlich die beiden sein können«, erwiderte Hera ungeduldig. »Aber habt Ihr nicht bemerkt, dass sich der ganze Ärger immer wieder auf Achilles zurückführen lässt?« Die anderen beiden Göttinnen nickten, erneut in völligem Einverständnis mit ihrer Königin. »Erzähl weiter, Eleithyia«, wandte Hera sich wieder an ihre junge Priesterin. »Du hast gesagt, die Griechen wären in den Tempel gekommen, nachdem Agamemnon Chryseis zu ihrem Vater zurückgeschickt hatte.«
    Eleithyia fuhr sich mit zitternder Hand über die Stirn. »Ja, sie waren freundlich, und zuerst dachten wir, es wäre nur ein Scherz, dass sie uns mitnehmen wollten, und wir haben mit ihnen gelacht. Natürlich haben wir ihnen erklärt, dass Priesterinnen im Dienst der Großen Göttin sich nicht zu Kriegsbräuten machen lassen. Das schienen sie auch zu verstehen. Aber dann haben sie Leis gesehen.« Sie stockte und atmete schaudernd ein, bevor sie fortfuhr. »Leis ist wunderschön, und sie hat sich erst vor kurzem Eurem Dienst verschrieben, Große Göttin.«
    Hera nickte. »Ich erinnere mich daran, wie die hübsche Leis ihr Gelübde abgelegt hat.« Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. »Aber ich habe sie nicht unter den Toten gesehen. Ist sie hier?«
    Eleithyia schüttelte den Kopf, und Tränen kullerten über ihre Wangen. »Nein. Die Griechen haben sie mitgenommen. Wir haben versucht, sie aufzuhalten, aber das hat die Männer nur noch wütender gemacht. Sie haben alle niedergemetzelt, die sich ihnen in den Weg stellten.« Die Schultern des Mädchens bebten, doch es sprach schluchzend weiter: »Sie haben sogar Euer Allerheiligstes entweiht, Große Göttin. Vor Eurer Statue haben sie die Prinzessin

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