Mythica 06 - Goettin des Sieges
richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Gruppe von Frauen und lachte mit ihnen, während diese in Gemeinschaftsarbeit einen sehr lustigen, sehr klugen, sehr feministischen Aufsatz für den Professor schrieben, den sie inzwischen nur noch als Mr Anus bezeichneten.
Venus mochte alle fünf Frauen, was sie noch sicherer machte, dass Kat eine gute Wahl für ihre Mission war. Die Freundinnen einer Frau spiegelten sie selbst wider – und Kats Spiegelbild gefiel der Göttin sehr. Ganz besonders mochte sie die exotisch aussehende Jacqueline, die offensichtlich Kats engste Freundin war. Jacky, wie die anderen sie nannten, war kess, schlagfertig und absolut umwerfend mit ihrem schnellen Verstand und ihrer schönen dunklen Haut. Einen Moment überlegte Venus, ob sie nicht vielleicht sogar noch eine bessere Wahl wäre als Kat – aber nein, Jacqueline war zwar wundervoll, aber Kat hatte bessere Chancen, Achilles für sich zu gewinnen. Und außerdem würde sich Jacquelines Hautfarbe unter den goldenen Griechen wahrscheinlich schwer erklären lassen. »Tja, da entgeht ihnen wirklich was«, murrte Venus.
Die Göttin konzentrierte all ihre Macht auf Kat, und schon bald erschien ein erleichtertes Lächeln auf ihren Lippen. Nein, Kat war nicht in einen sterblichen Mann verliebt. Wenn sie es wäre, hätte Venus, die Personifizierung der Liebe, es gespürt. Tatsächlich wurde ihr jetzt, wo sie nicht mehr so angestrengt nachdachte, bewusst, dass von den fünf Frauen nur die schwangere Heather einen Mann in ihrem Leben hatte, den sie liebte. »Hm …« Venus trommelte mit den Fingern auf ihr marmornes Orakel. »Vielleicht werde ich noch mal herkommen, wenn dieses ganze Debakel mit dem Trojanischen Krieg aus der Welt ist, und den Damen bei der Männersuche helfen.« Der Gedanke erfüllte Venus mit Vorfreude. Einen Partner für die sagenhafte Jacqueline zu finden, das würde bestimmt ein Heidenspaß werden.
»Aber erst mal muss ich mich um Achilles kümmern«, wies die Göttin sich selbst zurecht. »Wenn das erledigt ist, sehen wir weiter.«
Zuerst musste sie Kat auf den Olymp bringen, was nicht weiter schwierig sein sollte. Die Göttin hob ihre Hände und beschwor die Macht, über die sie als eine der zwölf Olympier immer verfügen konnte. In der Luft zwischen ihren Händen leuchteten kleine Lichtflecken auf, die wie Diamanten glitzerten. Sobald Kat allein war, würde Venus sie zu dem Portal führen, das offen, aber unsichtbar in Tulsa erschienen war, und dann würde sie sich schnell selbst dorthin versetzen und kurz mit Kat reden. Nachdenklich klopfte die Göttin der Liebe sich aufs Kinn. Sie würde wahrscheinlich irgendeine offensichtliche Magie heraufbeschwören müssen, um Kat davon zu überzeugen, dass sie wirklich Venus, die Göttin der Liebe, war. Aber auch das sollte nicht lang dauern. Sobald es erledigt war, würde sie mit der Sterblichen auf den Olymp zurückkehren und Hera und Athene hierher in ihren Tempel rufen, so dass sie der jungen Frau gemeinsam alle Details ihrer Aufgabe erklären konnten.
Während sie weiter ihre Macht zwischen den Händen sammelte, sah Venus durch das Orakel zu, wie Kat und Jacqueline, reichlich unsicher auf den Beinen, die Treppen von Susies Apartment hinunterliefen und in das Auto stiegen, das am Straßenrand wartete. Venus lachte. »Gut, dass sie nicht selbst fahren. Die beiden scheinen bei weitem nicht nüchtern genug, um eine dieser Metallmaschinen zu steuern.« Und Kat war auch nicht nüchtern genug, um sie heute Nacht auf den Olymp holen zu können. Aber das war wahrscheinlich auch besser so. Sie musste sich noch einmal mit Athene und Hera treffen und besprechen, wie sie Kat in Achilles’ Kriegslager bringen konnten. Kat brauchte wahrscheinlich irgendeinen Adelstitel … oder vielleicht könnte eine von ihnen Achilles in seinen Träumen erscheinen und ihm die Ankunft einer Priesterin voraussagen, die er beschützen musste …
Venus seufzte. Womöglich würde die ganze Sache doch komplizierter werden, als sie gedacht hatte. Aber mit den Details würde sie sich später auseinandersetzen. Jetzt würde sie Kat erst einmal nach Hause folgen, um zu sehen, wo die Sterbliche wohnte, und ihr dann morgen einen Besuch abstatten.
Lächelnd wandte Venus ihre Aufmerksamkeit wieder dem Orakel zu, gerade in dem Moment, als ein riesiger Chevrolet Suburban an einem Stoppzeichen vorbeiraste und in das kleine gelbe Auto krachte, in dem Kat und Jacqueline saßen.
»Nein!«, schrie Venus entsetzt und
Weitere Kostenlose Bücher