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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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»Sie ist zwar unterwürfig bis zur Selbstverleugnung, aber auch das hat seine Grenzen.«
    »Hoffentlich«, sagte Mythor. Er verbarg das Bild wieder unter seinem Gewand. »Kannst du mir nicht mehr über sie sagen, oder willst du nicht?« fragte er sodann.
    Thonensens Blick schien durch ihn hindurchzugehen. »Vielleicht darf ich nicht«, sagte er wie im Selbstgespräch. »Vielleicht ist das Geheimnis dieses Bildes größer als das, was uns zu erfahren und zu begreifen beschieden ist.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es ehrt dich, dass du es zugibst«, sagte Thonensen. »Es gibt Dinge, zumal solche der geheimen Kräfte und Mächte, die wir zwar sehen, aber nicht wahrnehmen. Es gibt Dinge, deren wahren Wert wir nicht zu kennen vermögen, weil unsere Augen nicht geschult sind, durch die Stofflichkeit der Welt hindurch die erhabenen Grundsätze der kosmischen Ordnung zu sehen. Und es gibt vieles, was wir zwar sehen und als Geheimnis begreifen, dennoch aber nicht lösen können.«
    »Du sprichst in Rätseln«, stieß Mythor hervor. Thonensens Worte hatten ein eigentümliches Gefühl in ihm ausgelöst, die Empfindung, nur ein kleiner Baustein zu sein, eingebettet in ein überirdisches Gewölbe, dessen Baukunst sich menschlichem Begreifen für immer entzog.
    »Komm mit mir«, sagte Thonensen. »Ich will dir eines dieser Rätsel zeigen.«
    Sadagar war noch nicht zurückgekehrt, und während des Gesprächs hatte auch Lamir von der Lerchenkehle den Raum rücksichtsvoll verlassen. Thonensen öffnete eine Tür, hinter der eine weitere Treppe in die Höhe führte. Nach zwei Dutzend gewundener Stufen war ein Raum erreicht, der mit magischen Geräten vollgestopft war.
    »Mein Kabinett«, sagt Thonensen. Mythor sah auf einem Dreifuß einen durchsichtigen Kolben, in dem eine fahle Flüssigkeit schimmerte.
    »Suchst du ein Scheidewasser?« fragte er. »Oder den Stein der Weisen, der alles umwandeln kann?«
    »Vielleicht«, sagte Thonensen lächelnd. »Vielleicht suche ich aber auch nur nach einem Saft, der alles belässt, wie es ist.
    Auch das wäre kein geringer Fortschritt. Folge mir!«
    In einem Nebenraum, der spärlich eingerichtet und außerdem sehr kalt war, stand ein seltsames Gerät, ein hohler Stab von beachtlicher Länge, der auf einem verwirrend aussehenden Gestell befestigt worden war. Thonensen deutete auf die Röhre. »Sieh hindurch«, sagte er.
    Mythor zog die Brauen in die Höhe, dann zuckte er mit den Achseln und beugte sich nieder, damit er, wie Thonensen ihm andeutete, von unten durch das Rohr sehen konnte. Daraufhin stieß er einen Laut des Erstaunens aus.
    Seltsame Dinge erschienen vor seinem Auge, farbige Strukturen, die träge durcheinanderwogten, rätselhafte Linien, dazwischen ineinanderfließende Wolkenschleier.
    »Was ist das?« fragte Mythor.
    »Damit beobachte ich die Schattenzone«, sagte Thonensen bedächtig. »Ich tue seit vielen Jahren nichts anderes als dies, und dieses Fernrohr ist mir dabei eine große Hilfe.«
    »Ich kann nichts Genaues erkennen«, sagte Mythor, angestrengt spähend. »Es ist alles verschwommen, bewegt sich, man kann es nicht festhalten. Und es ist hell.«
    »Eines der großen Rätsel der Schattenzone«, sagte Thonensen bedeutungsvoll. »Ich habe lange gearbeitet, bis ich dieses wundervolle Instrument bauen konnte, und es ist immer noch nicht vollkommen.«
    Mythor stieß einen Schrei aus.
    »Was ist?« fragte Thonensen.
    »Ein Gebilde ist vorübergehuscht«, sagte Mythor und richtete sich auf. »Ein feuriger Körper, der mit unerhörter Geschwindigkeit über das Bild fuhr.«
    »In welche Richtung?«
    Mythor erinnerte sich. »Von unten in einem Bogen nach oben, bis er verschwunden war.«
    »Da siehst du es«, stieß Thonensen hervor. »Eine der Unerklärlichkeiten der Schattenzone. Dort scheint alles verkehrt herum zu sein, jedenfalls zeigt mein Instrument sie so. Man muss es abwärts bewegen, um die Schattenzone sehen zu können, und sie ist hell. Dinge, die eigentlich hinabstürzen sollten wie die Sternschnuppe, die du gesehen hast, steigen in die Höhe.«
    »Sternschnuppe?«
    »So heißt es beim Volk«, sagte Thonensen. »Die Eingeweihten aber wissen, dass es ein Omen des Bösen ist, besonders wenn es sich um eine steigende Erscheinung handelt.«
    »Und was folgerst du daraus?«
    Thonensen ballte die Hände. »Vassander!« zischte er. »Ein neuer Hinweis darauf, dass er ein Werkzeug des Bösen ist. Wie sonst käme es zu dem Omen? Und dann das Datum der Schlacht zur

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