Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
Vom Netzwerk:
Trunk, vielleicht schmiert dir das die Gurgel. Kerl, was singst du schlecht!«
    Lamir legte den Kopf zur Seite. »Fehlt es an Minne, fehlt es auch am Gesang«, behauptete er und nahm den Pokal aus Mythors Hand entgegen. Mit der freien Hand fing er ein Silberstück auf, das ein spendabler Gast ihm zugeworfen hatte.
    »Was, bei allen Geistern des Waldes, führt dich hierher?« fragte Mythor den Vaganten.
    Lamir trank einen Schluck. »Was wohl«, sagte er mit traurigem Augenaufschlag. »Was treibt einen kunstsinnigen Mann wie mich an einen solchen Hof, wo man mit abgenagten Schweinsknochen nach meiner goldenen Kehle wirft?«
    Mythor warf einen Blick auf den rechten Ellbogen. Dort saß ein verknotetes Tuch, Lamirs »Liebesknoten«, das jedermann kund und zu wissen tat, dass der Träger wieder einmal in heftiger Leidenschaft entbrannt war.
    »Wer ist denn die Unglückselige?« fragte Mythor amüsiert.
    Das Fest nahm seinen Fortgang, aber nicht mehr in der überschäumenden Art und Weise wie zuvor. In etlichen Winkeln wurde ebenso erbittert debattiert, wie zuvor gespeist und getrunken worden war.
    »Ach«, seufzte Lamir. »Ach.«
    »Das ist kein Name«, spottete Mythor, »auch wenn er sich im Gesang vorzüglich ausnimmt. Ach Geliebte.«
    »Höhne nur«, sagte Lamir. »Hättest du sie gesehen, die Zartheit ihres Fußes.«
    »Hat sie nur einen?«
    Lamir war so ins Schwärmen vertieft, dass er die Häme nicht bemerkte oder nicht bemerken wollte.
    ». die Zerbrechlichkeit ihrer Taille, den Ausdruck ihrer Augen. Ach Valida.«
    »Ach ihr Götter.!« entfuhr es Mythor. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Lamir, der Unglücksvogel, hatte sich in Graf Corians Tochter vergafft.
    »Siehst du?« meinte Lamir in dem Glauben, Mythors Seufzer sei verständnisvoll gemeint. »Ahnst du, was ich leide?«
    »Nicht ganz«, versetzte Mythor, der weit eher ahnte, was Lamir noch würde erleiden müssen, besonders wenn Graf Corian hinter diese Minne kam. Wenn Lamir Glück hatte, würde Corian ihn nur ein paar Tage in siedendem Pech schwitzen lassen.
    »Verschwinden wir aus dem Saal«, sagte Mythor. Lamir hatte bereits wieder einen Ausdruck seliger Verzückung im Gesicht, und das konnte sehr leicht den Verdacht irgendeines Festteilnehmers erregen.
    »Wo willst du hin?« fragte Lamir. »Vielleicht zu Thonensen?«
    »Kannst du mich zu ihm führen?«
    »Selbstverständlich«, behauptete Lamir. »Folge mir, ich gehe voran, getragen von den Schwingen der Sehnsucht.«
    Mythor stieß einen leisen Seufzer aus. Dem jungen Lamir mit seinen kaum zwanzig Sommern war offenbar nicht zu helfen.
    Gemeinsam stiegen die beiden die Stufen hinauf, die zu Thonensens Gemach führten.
    »Wo bist du untergebracht?« fragte Lamir.
    »In der Nähe der Stallungen«, antwortete Mythor. »Es gefällt mir dort ganz gut.«
    »Mich haben sie zum Gesinde gesperrt«, jammerte Lamir. »Mich, den Mann mit der Lerchenkehle.«
    »Übertreib nicht!« sagte Mythor.
    »Ich übertreibe nie«, behauptete Lamir.
    Mythor verkniff sich dazu jegliche Bemerkung. Der Turm war hoch, die Treppen steil und ausgetreten. Ein Wunder, dass der keineswegs junge Sterndeuter diesen Weg so oft ging.
    Endlich war Thonensens Wohnung erreicht. Eine hölzerne Tür mit silbernen Beschlägen - magischen Zeichen, wie Mythor auf den ersten Blick erkannte - versperrte den Weg. Höflich klopfte Mythor an.
    »Tritt ein!« sagte eine Stimme, die Mythor seltsam vertraut erschien.
    Er öffnete die Tür. Jenseits der Schwelle stand ein Mann, den er zuletzt in dieser Umgebung vermutet hätte.
    »Beim Kleinen Nadomir!« sagte Sadagar, der Steinmann,
    grinsend. »Unser Freund kehrt zurück.«
    Die beiden schüttelten sich die Hände, umarmten sich und zerklopften sich fast die Schulterblätter. Lamir stand grinsend im Hintergrund.
    »Fein herausgeputzt hat man dich«, stellte Mythor fest.
    In der Tat trug Sadagar zwar die gleiche Kleidung, die er schon beim ersten Zusammentreffen getragen hatte, aber diesmal war jedes Stück neu, auch die prachtvolle schwarze Samtjacke. Und im Gurt trug Sadagar wie stets ein Dutzend scharf geschliffener Wurfmesser.
    »Herrlich, nicht wahr?« sagte Sadagar. »Setz dich und nimm einen.«
    »Ich habe unten schon genug getrunken«, sagte Mythor und hob abwehrend die Hände. »Ich werde meinen klaren Kopf noch brauchen, fürchte ich. Aber erzähle, Steinmann Sadagar, wie kommst du hierher?«
    Sadagar kicherte vergnügt. »Das ist eine lange Geschichte«, sagte er und setzte sich wieder. »Beim

Weitere Kostenlose Bücher