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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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entschieden zu gefährlich.
    *
    Hastig klärte er Thonensen über die Pläne des angeblichen Mordbuben auf. Der Sterndeuter lächelte verständnisvoll.
    »Er soll sich nur nicht erwischen lassen«, sagte er schließlich amüsiert. »Er wäre nicht der erste, der für solche Liebe einen zu hohen Preis zahlen müsste. Nun aber komm, wir wollen deinen Freund aufsuchen.«
    Niemand begegnete ihnen, als sie den Weg zurückgingen. Offenbar war die gesamte Besatzung der Burg damit beschäftigt, sich zu amüsieren. Vom Burghof her waren ab und zu grölende Gesänge zu hören, das Prasseln größer Feuer und zwischendurch das Kreischen von Frauen.
    »Eine seltsame Art, sich auf eine Schlacht vorzubereiten«, sagte Mythor trocken.
    Um Nottr sehen zu können, mussten sie den Burghof überqueren. Auf dem freien Platz rings um den großen Ziehbrunnen lagerten die Bediensteten und die neu angeworbenen Krieger. Bier floss in Strömen, und auf prasselnden Feuern drehten sich ganze Ochsen am Spieß.
    »Damit wird es vorbei sein, wenn die Caer kommen«, sagte Mythor.
    Fast die gesamte Fläche der dunklen Seite des Hofes, dort, wo kein Feuer zu finden war, hatten die Knechte mit Stroh bedeckt. Nicht gerade ein ideales Lager zum Kosen, aber der Wein und das Bier ließen derlei Unannehmlichkeiten schnell vergessen.
    »Dort vorn«, sagte Thonensen. Er deutete auf einen steinernen Pfahl, in den ein schwerer Eisenring eingelassen war. »Dort wird man den Scheiterhaufen schichten.«
    Mythor presste die Lippen aufeinander. Unwillkürlich suchte er mit den Augen das Gelände ab. Wo ließ sich ein kleiner, wild entschlossener Haufen verbergen? Wie konnte man die Gaffer möglichst wirkungsvoll auseinandertreiben, nach Möglichkeit so, dass sie Corians Soldaten in die Waffen liefen und als lebender Schutzschild dienten? Wie kam man über die Mauer hinweg?
    Irgendwo hoch oben, nur erkennbar, wenn man wusste, wonach man zu suchen hatte, hockte Lamir mit der Lerchenkehle und pries Validas Schönheit.
    Ein stärkerer Gegensatz ließ sich kaum denken. Hoch in der Luft der leidenschaftliche Liebhaber, hier auf dem Burghof grobsinnliches Treiben, und irgendwo unter der Erde schmachtete der Lorvaner seinem grässlichen Ende entgegen. An einem anderen Ort wurde zu dieser Zeit vielleicht über eine Schlacht verhandelt, die Tausende das Leben und weitere Tausende die Gesundheit kosten würde.
    Die beiden Männer sahen auch einmal kurz hinauf zu Vassanders Turmgemach. Drohend reckte sich das Gemäuer gegen den schwarzen Himmel.
    »Die nächsten Tage werden viele Entscheidungen bringen«, sagte Thonensen. »Entscheidungen über Leben und Tod, und es wird viele geben, die davon betroffen sind.«
    Sie erreichten die Treppe, die in die Verliese der Burg hinabführte. Die Stufen waren in der Mitte krumm getreten; offenbar wurden die Räumlichkeiten recht oft benutzt.
    Die Treppe führte tief hinab in den Fels, auf dem die Burg erbaut worden war. Schon sehr bald war Mythor klar, dass in diesem Winkel der Burg kein Befreiungsversuch möglich war. Ringsum war massiver Fels. Ein paar Wachen am Ende der Treppe genügten, um sie abzuriegeln.
    Es sah wirklich nicht gut aus für den Lorvaner, musste Mythor feststellen. Er rechnete sich aus, dass Graf Corian dem Lorvaner nur noch einen Weg erlauben würde - den aus dem Kerker auf den Scheiterhaufen. Auf diesem Weg konnte man einen Befreiungsversuch nur auf dem allerletzten Stück unternehmen, und dort würden Dutzende von Kriegern zu finden sein. Es schien alles darauf hinauszulaufen, dass der einzige Liebesdienst, den die Freunde Nottr noch würden erweisen können, darin bestand, ihn schnell und schmerzlos zu töten, bevor die Flammen ihn erfassen konnten.
    Zwei Posten standen vor der eisenbeschlagenen Kerkertür, obendrein gab es einen brutal wirkenden Aufseher, der die Schlüsselgewalt hatte.
    »Öffne!« befahl Thonensen dem Mann.
    »Wen willst du sehen?« fragte der Aufseher zurück. »Den Lorvaner oder den anderen?«
    Mythor sah den Aufseher fragend an. »Welchen anderen?«
    »Ein elender Halunke, den wir beim Wildern erwischt haben«, sagte der Aufseher. »Er war nicht so zäh wie der Lorvaner, hehehe!«
    »Zeig uns beide!« verlangte Thonensen.
    »Wie du willst.«
    Der Aufseher öffnete die schwere Tür. Sie aufzubrechen hätte ein paar Stunden Zeit gekostet, stellte Mythor ergrimmt fest. Nottr schien unrettbar verloren zu sein.
    Hinter der Tür gab es zwei große Räume, der Boden mit fauligem Stroh bedeckt, in

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