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Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone

Titel: Mythor - 023 - Befehle aus der Schattenzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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Wintersonnenwende! Wenn das Leben sich entscheiden muss, wenn alles in der Schwebe ist, ausgerechnet in diesem unsichersten aller Augenblicke will er eine Schlacht schlagen lassen, dieser Narr! Ich weiß genau, dass die Einflüsse des Bösen an diesem Tag stärker sind als jemals sonst. Jedem, der ein wenig Ahnung hat, muss das einleuchten! An diesem Tag, an dem die Sonne sich entscheiden muss, an diesem Tag ist das Böse stark. An kaum einem anderen Tag steht das Licht selbst in der Schwebe, aber dieser Narr, dieser Erzhalunke...«
    Thonensen hatte auf Mythor einen sehr ruhigen, fast überlegenen Eindruck gemacht, teilweise den einer gütigen Vaterfigur. Einen Zornesausbruch wie in diesem Augenblick hatte Mythor dem Sterndeuter niemals zugetraut. War Vassanders Vorschlag so schlecht, wie Thonensen behauptete, dann hatten die Kräfte des Bösen nach der Schlacht zur Wintersonnenwende kaum mehr Widerstand zu befürchten.
    Langsam beruhigte sich Thonensen wieder. Er sah Mythor an. »Wir werden unsere Kräfte vereinigen müssen«, sagte der Sterndeuter. »Wenn er auch ein Blender ist, so ist er deshalb dennoch als Gegner sehr ernst zu nehmen.«
    »Insbesondere, wenn er mit den Mächten des Bösen tatsächlich in Verbindung steht«, sagte Mythor.
    Von seinem Standort aus konnte er Vassanders Unterkunft sehen. Aus dem Turmgemach des Erzmagiers zog eine fahle Rauchwolke in den Himmel und verwehte dort. Was braute der Erzzauberer?
    »Es wird noch etwas zu tun geben«, sagte Mythor. Thonensen zog fragend eine Braue in die Höhe.
    »Nottr«, sagte Mythor knapp. »Ich denke nicht daran, meinen alten Freund in den Flammen umkommen zu lassen.«
    Thonensen presste die Lippen aufeinander. »Er hat mit seinem Haufen übel gewütet in unserem Land«, erinnerte er Mythor.
    Der Sohn des Kometen zuckte mit den Achseln. »Ich war nicht dabei«, sagte er. »Ich weiß aber, dass er mir das Leben gerettet hat und dass er oft an meiner Seite gekämpft hat. Ich werde ihn zu retten versuchen, gleichgültig, was geschehen wird.«
    »Du wirst dir Graf Corian zum Feind machen«, warnte Thonensen.
    »Ich fürchte, dass bald die ganze Versammlung mit mir verfeindet sein wird«, gab Mythor zurück. »Auf einen mehr kommt es dann nicht mehr an. Kann ich mit Nottr sprechen?«
    Thonensen zögerte, dann nickte er. »Ich werde sehen, was ich erreichen kann«, versprach er.
    *
    Der Sterndeuter brauchte fast eine Stunde, bis er zurückkehrte. Sein Gesicht war ernst.
    »Du darfst ihn sehen«, sagte er zu Mythor. »Ich werde dich begleiten. Sonst hat niemand Zutritt.« »Nicht einmal ich?« fragte Sadagar erbost.
    »Wenn du bei ihm im Kerker zurückbleiben willst«, meinte Thonensen, »nur zu. Ich halte es nicht für ratsam, Graf Corian daran zu erinnern, dass ihr Freunde wart.«
    Sadagar zuckte mit den Achseln. Er setzte sich in einen Winkel, holte einen Schleifstein hervor und begann damit, eines seiner Messer zu höchster Schärfe zu schleifen.
    »Gehen wir«, sagte Thonensen.
    Die beiden Männer stiegen langsam die vielen Treppen hinab. Sie schwiegen. Es gab nichts zu sagen. Thonensen schien Mythors Entschluss zu verstehen, zu billigen aber schien er ihn nicht. Als das Ende der Treppe erreicht war, hielten beide inne.
    »Leise!« murmelte Mythor. »Ich habe etwas gehört.«
    Thonensen erstarrte.
    Mythor erinnerte sich an die Unterhaltung mit Jamis von Dhuannin. Bei diesem Mann konnte man wirklich nicht sicher sein, ob er seine Pläne nicht tatsächlich mit Meuchelmord durchzusetzen versuchte. Das wäre nicht weiter verwunderlich gewesen; die anderen Gäste des Herzogs waren in dieser Beziehung bestimmt auch nicht zimperlich. Sie waren nur weniger offen. Vielleicht schlich ein Mörder durch die verlassenen Gänge der Burg?
    »Wer wohnt dort?« fragte Mythor leise und deutete in die Richtung, in der die leisen Schritte verklungen waren.
    Thonensen kannte die Antwort, und sie erschreckte ihn.
    »Corians Weib«, sagte er leise und erschrocken. »Außerdem seine Kinder.«
    »Seine Erben«, murmelte Mythor. »Daher also weht der Wind. Wir folgen den Spuren.«
    Er nahm Alton zur Hand.
    Was sich hinter dem möglichen Mordanschlag verbarg, war für aufmerksame Beobachter leicht zu erkennen: Mit vollem Namen hieß der Herr von Burg Anbur Graf Corian de Veloy Anbur-Messarond. Corians eigentliche Grafschaft war Anbur, als aber Magnor abtrünnig geworden war, hatte der damalige L'umeyn die Grafschaft Messarond, die den de Freyns als Lehen überschrieben war, zur

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