Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer
tun.
*
»Wir müssen etwas gegen Vassander unternehmen«, sagte der Sterndeuter. »Er ist stärker als wir, denn er bedient sich der Mittel der Schwarzen Magie. Das macht ihn gefährlich.«
»Könnten wir ihm beweisen, dass er mit schwarzmagischen Kräften umgeht«, sagte Sadagar, »wäre er verloren. Niemand würde ihm dann noch glauben oder ihn gar unterstützen.«
»Und wie sollen wir das beweisen?« fragte Mythor.
Die Männer hatten sich in Thonensens Turmzimmer versammelt. Dort berieten sie, was sie in den nächsten Stunden zu unternehmen gedachten.
»Von allen Gegnern ist Vassander der gefährlichste«, sagte Mythor. »Die Codgins und de Freyn können wir vorläufig vergessen.«
Er grinste in sich hinein. Nachdem Graf Codgin mit seinen Söhnen wieder im Bankettsaal erschienen war, hatte man einstweilen keinerlei Notiz von ihm genommen. Das gleiche galt für Ryson de Freyn.
Dann aber war einigen aufgefallen, dass sich die Codgins noch üppiger parfümiert hatten, als sie es für gewöhnlich schon taten, und wenig später hatte sich der Jauchegestank langsam gegen das Parfüm durchzusetzen begonnen.
Zunächst waren den Verschwörern nur fragende Blicke zugeworfen worden, dann waren die Gäste buchstäblich von den Männern abgerückt, und zum Schluss war die Ausdünstung der vier von einer Art gewesen, die eine der beiden Gruppen, Gäste oder Stinker, aus dem Saal treiben musste. Unter dem Hohngelächter der Versammlung waren die Jaucheparfümierten abgezogen. Daran musste Mythor denken.
»Es bleiben Feinde genug, und sie hören auf Vassanders Rat«, stellte Thonensen fest. »Selbst Freunde sind seinem unheilvollen Einfluss verfallen. Graf Corian selbst befolgt seine Ratschläge.«
»Wenn es Beweise gibt für schwarzmagische Dinge in Vassanders Leben, dann müssten diese Beweise entweder in seiner Kutsche zu finden sein oder in seinem Turmzimmer.«
Sadagar nickte zu Mythors Worten. »Warum gehen wir nicht einfach hin und sehen nach?« fragte er. »Der Kleine Nadomir wird helfen.«
Thonensen schmunzelte trotz des ernsten Themas. Sadagar schien den Sterndeuter zu erheitern.
»Zu gefährlich«, sagte Thonensen dann. »Steht Vassander tatsächlich mit den Mächten des Dunkels im Bunde, dann wird er sein Zimmer mit magischen Sperren versehen haben, mit Zeichen und Beschwörungen. Nur ein Kenner vermag solche Hindernisse zu überwinden. Laien können sich nur darin verstricken und untergehen. Ich sehe dir an, Mythor, dass es dich lockt, aber ich warne dich - mit den Kräften des Dunkels ist nicht zu spaßen. Ein Fehltritt kann der letzte Schritt deines Lebens sein.«
»Jeder Tag kann das Ende bringen«, sagte Mythor kalt. »Ich habe Feinde genug für zehn Tode, auf Vassanders Zauberei kommt es nicht mehr an.«
»Das sagst du leichthin«, meinte Thonensen. »Du weißt nicht, was es heißt, den Mächten des Bösen verfallen zu sein, wie es ist, wenn man Werkzeug des Grauens ist, Handlanger der Schwarzen Magie.«
»Der Kleine Nadomir wird helfen«, beteuerte Sadagar eifrig.
»Ich widerrate dennoch«, sagte Thonensen. Er fasste Mythor scharf ins Auge. »Und du wirst tun, was du für recht erachtest, nicht wahr?«
Mythor lachte. »Natürlich«, sagte er.
Sein Blick fiel durch das offene Fenster auf den Himmel. »Sieh da, ein neuer Bote für Vassander.«
»Und da ist Horus!« rief Sadagar. Die drei Männer eilten zum Fenster. In der Tat, mit schwerem Flügelschlag näherte sich ein riesiger Rabe Vassanders Behausung. Ihm hart auf den Fersen, hoch über ihm, rüttelte Horus.
Dann ließ der Schneefalke sich fallen, schlug die scharfen Fänge in den Leib des Raben. Der Bote des Bösen zuckte zusammen, wehrte sich, aber der Griff des Falken wurde nicht lockerer.
Wild wirbelten beide Vögel durch die Luft, überschlugen sich, stürzten ab.
Mythor murmelte einen Fluch. Fast sah es aus, als würden beide Vögel auf den Burghof stürzen, wo Kriegsknechte beiden Tieren die Schädel einschlagen würden.
Dann aber blieb der Falke Sieger. Er bewegte die kräftigen Flügel, und er schaffte es, den schweren Körper des Raben in die Höhe zu zerren. Langsam kam das Tier näher, auf Thonensens Stube zu.
»Gut gemacht, Horus!« rief Mythor. Er hütete sich aber, sich am Fenster zu zeigen. Zu früh wollte er Vassanders Aufmerksamkeit nicht auf sich ziehen.
Der Schneefalke kam näher. Endlich erreichte er Thonensens Stube, ließ den Raben auf den Boden fallen.
»Gib ihm ein Stück Fleisch!« sagte Mythor zu Sadagar.
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