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Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer

Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer

Titel: Mythor - 024 - Zweikampf der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Terrid
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racheschnaubenden Grafen Corian in die Hände fällt. Der würde nämlich mit Hilfe seiner Folterknechte der Kehle des Sängers Laute entlocken, wie Lamir sie niemals zuvor erzeugt hatte und danach niemals wieder erzeugen würde.
    »He, du!« rief Jamis.
    Der Sänger zuckte zusammen, schwankte. Schwarz zeichnete sich sein Schatten gegen den düstergrauen Himmel ab. Jamis sah, wie er um sein Gleichgewicht kämpfte.
    »Bring dich in Sicherheit!« rief Jamis mit gedämpfter Stimme. »Man sucht nach dir.«
    Es wurde für Jamis Zeit zu verschwinden, wenn er nicht selbst in falschen Verdacht geraten wollte. Er schlang den Mantel fester um die Schultern und tauchte im Dunkel der nächtlichen Burg unter.
    *
    Lamir hielt sich nur mit äußerster Mühe auf der Pechnase fest. Der Anruf des Unbekannten hatte ihn völlig unvorbereitet getroffen, und es hatte nicht viel gefehlt, und er hätte eine kurzweilige Fahrt in die Tiefe angetreten.
    »Geliebte, Dame meines Herzens«, klagte Lamir in die Höhe. »Eilen muss ich, sollen die Häscher mich nicht fangen. Aber zurück kehre ich zu dir, Traum meiner Seele, Balsam meines Gemüts. Ach, du lieber Himmel, da sind sie schon.« Lamir musste sich schnellstens zurückziehen.
    »Lump!« schrie eine sich überschlagende Stimme. »Warte, wenn ich dich zu fassen bekomme!«
    Lamir erkannte das Organ des Grafen Codgin. Jetzt ging es nicht mehr um Herz und Schmerz, jetzt ging es um Haupt und Leben. Lamir musste zusehen, dass er schnellstens von der Bildfläche verschwand.
    Er hängte sich die Leier über die Schulter, dann griff er nach dem Seil, mit dem er sich von der Dachkante bis zur Pechnase abgeseilt hatte. Wenn einer das Seil gefunden hatte. aber das hatte niemand.
    Lamir turnte mit dem Geschick, das lange Übung verschaffte, an dem Seil in die Höhe. Oben angekommen, löste er den Knoten. Das Seil durfte nicht gefunden werden.
    Wohin jetzt? Er sah sich hastig um. Er konnte auf der anderen Seite des Daches hinabklimmen, aber dann war er vom Burghof her sehr gut zu sehen, und da unten trieben sich einige gute Bogenschützen herum.
    An der seitlichen Wand hätte er am Schlafzimmerfenster der Gräfin vorbeiturnen müssen, und das erschien ihm dann doch entschieden zu dreist. Es blieb also nur noch die vierte Möglichkeit.
    Lamir rannte über das Dach. Der Schiefer war feucht und glatt. Der Sänger musste alle Geschicklichkeit zusammennehmen, um nicht auszugleiten. Dann wäre er einige Schritt über das Dach gerutscht und wenig später einige Dutzend Schritt in die Tiefe gefallen auf das Pflaster des Burghofs.
    »Dort läuft er!«
    Sie hatten ihn also gesehen. Es galt, so schnell zu sein wie noch nie in Lamirs kurzem Leben.
    Hastig schlang er das Seil um eine Zinne. Er gab sich Mühe mit dem Knoten. Er musste ihn von unten wieder aufbekommen können, denn das Seil durfte auf keinen Fall hängenbleiben. Dann seilte er sich ab.
    Er hielt sich mit den Händen am Seil, mit den Füßen stieß er sich von der Burgmauer ab. Tiefer und tiefer kam er auf diese Weise.
    Plötzlich spürte er, wie sich das Seil ein wenig bewegte.
    In der Eile war der Knoten nicht fest genug geschnürt worden. Jetzt zählte jeder Augenblick.
    Mit aller Kraft schnellte sich Lamir von der Mauer ab. Gleichzeitig ließ er das Seil durch die Hände rauschen. Während ihm das Seil die Haut von der Innenhand scheuerte, flog er mit Schwung zurück auf die Burgmauer.
    Er hatte genau gezielt. Die Öffnung reichte aus. Zwar blieb er mit dem Ärmel hängen, aber er flog durch das Loch in einen Raum ohne Licht hinein. Hinter ihm sauste das schlaff gewordene Seil in die Tiefe.
    Lamir landete auf etwas Weichem, und einen Augenblick später musste er fürchterlich husten.
    Mühsam rappelte er sich auf. Es verstand sich von selbst, dass er hier nicht bleiben konnte. Ein säuerlicher Geruch stieg ihm in die Nase, und mit der linken Hand landete er beim Tastversuch in einer kalten, fettigen Masse.
    Lamir begriff, dass er in der Bäckerei herausgekommen war. Offenbar war er im Mehl gelandet, hatte den Sauerteig gerochen, und was an seiner Hand klebte, war vermutlich Butter. Er stieß einen Fluch aus.
    Derartig beschmiert und bemehlt würde er Spuren hinterlassen, die jeder Narr zu finden vermochte. Er musste sich schnellstens säubern, sonst hatte er die Meute auf den Fersen.
    Zum Glück ließ sich die Tür von innen öffnen. Lamir schlüpfte hinaus.
    Einen Spiegel gab es in der Nachbarkammer nicht, wohl aber ein paar Tücher, mit denen

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