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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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Gesichtsausdruck verriet, was er dachte.
    »So soll er reden!« befahl Oburus kalt. »Aber ohne viel Umschweife.«
    Er sah den Legendenerzähler grimmig an. Der kleine Mann kroch unter dem Blick förmlich in sich zusammen, als glaube er in den Augen des Schwarzen etwas Furchtbares zu erkennen.
    Der Legendenerzähler warf Moushart einen fragenden Blick zu.
    »Erzähle von Ghorogh, dem Drachen!« befahl Moushart.
    Eine eiskalte Hand schien den Legendenerzähler zu berühren. Ausgerechnet Ghorogh…
    *
    »Vor sehr langer Zeit«, begann der Legendenerzähler, »als die Welt noch schöner war als jetzt, gab es einen Drachen, der hieß Ghorogh. Fürchterlich war er anzusehen und viele Mannslängen groß. Was sage ich… Mannslängen? Er war so groß wie eine Stadt, und er war furchtbar in seinem Zorn. Flügel besaß er, und wenn er sie ausbreitete, wurde es Nacht über dem Land. Er spie Feuer und verschlang Mensch und Tier, wenn ihm danach war. Groß war seine Macht, so groß, dass es niemanden gab, der über ihm stand. Ghorogh beherrschte Salamos und darüber hinaus Rukal und die Heymalländer. Die Menschen brachten ihm ihren Tribut, auf dass er sie verschone, doch nicht immer schonte er sie. Seine Willkür war grenzenlos und seine Kraft und Mordlust unüberwindlich.«
    »Das hört sich alles sehr schön an«, unterbrach Oburus spottend. »Vielleicht war der Drache ein Dämon des Schattenreichs?«
    Sekundenlang vergaß der Legendenerzähler, dass er Dämonisierte vor sich hatte. Zornig blitzte es in seinen Augen auf.
    »Schweig ehrfürchtig, wenn ein Berufener das Wissen der Alten erzählt«, knurrte er. Er übersah das abermalige Grinsen des Schwarzen völlig. »Kein Dämon war Ghorogh, sondern ein Drache. Schnell wie ein Gedanke trugen ihn seine mächtigen Schwingen überall hin, und niemand war vor ihm sicher. Weder Speicherburgen noch Zeltdörfer oder Städte. Alle suchte er heim und verlangte seine Opfer, und es gab niemanden, der ihm entgegentrat.«
    »Und wenn er nicht gestorben ist, so lebt er noch heute«, knurrte Herzog Krude. »Ammenmärchen!«
    »Ungläubiger!« schrie der Legendenerzähler. »Lausche meinen Worten und lästere nicht!«
    »Nun gut, ich leihe dir mein Ohr«, brummte Krude grinsend. »Du bist ein unterhaltsamer Gesell.«
    Der kleine Legendenerzähler warf den drei Todesreitern Drudins verärgerte und grimmige Blicke zu. »Sogar die Küste des Strudelsees war nicht vor Ghorogh sicher«, fuhr er schließlich fort. »Immer größer wurden seine Forderungen, immer größer die Zerstörungen, die er anrichtete. Schließlich ermannten sich doch einige tapfere Heroen, gegen den Drachen anzutreten. Doch sie alle starben unter seinen Krallen oder zwischen seinen Zähnen. Der Drache war unbesiegbar, und noch furchtbarer wurde er, nachdem er die Heroen mordete, die ihn nicht mit Waffen und nicht mit List hatten besiegen können.«
    Er wartete förmlich auf eine weitere Zwischenbemerkung eines der drei Dämonisierten, doch diesmal blieben die Bemerkungen aus.
    »Sicher fragt ihr euch, aus welchem Grund der Drache jetzt nicht mehr herrscht und sich weitere Länder unterwirft, wie es zur Zeit die Caer tun.«
    Jetzt beugte sich O’Marn leicht vor. »Bürschchen, hüte deine spitze Zunge«, warnte er. »Erdreiste dich nicht zu behaupten, Ghorogh hätte sich in Drudin verwandelt.« Seine Finger umschlossen den Knauf seines Schwertes.
    »Nicht solches geschah«, wehrte der Legendenerzähler ab. »Und doch war Magie im Spiel. Denn eines Tages erschien ein Nachfolger des Lichtboten. Es war der Shallad Merocca, und er war nicht nur ein großer Held und Krieger, sondern auch ein großer Magier. Er erhob sich und sprach: ›Ich werde wider den Drachen ziehen und ihn besiegen mit der Kraft der Magie des Lichtes.‹ Und so zog er hinaus und stellte sich Ghorogh entgegen.«
    Oburus und O’Marn sahen sich an. »Nachfolger des Lichtboten…«, murmelte der Schwarze nachdenklich. »Sohn des Kometen… Nein, das erscheint doch ein wenig weit hergeholt.«
    »Erzähl weiter!« befahl O’Marn.
    »Einen Tag und eine Nacht dauerte es, bis die Magie den mächtigen Drachen bezwang, doch war er noch nicht tot. Aber die Kraft des Shallad hatte ihn gebannt und ihn in einen todesähnlichen Schlaf versetzt. Darauf erhob sich Jubel unter den Menschen, aber Merocca sprach: ›Holt große Felsen und türmt sie über dem Drachen auf!‹ Sie folgten dem Befehl, und so entstand jener Tafelberg, auf dem heute die Speicherburg Yarman-Rash

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