Mythor - 034 - Drachenflug
Machtstellung zu erreichen, die ich besitze.«
»Die Machtstellung eines Räubers und Plünderers«, sagte Krude spöttisch. »Das ist wirklich eine ruhmreiche Position.«
Moushart fuhr zu ihm herum wie eine getretene Natter. »Du wagst es, mich zu beleidigen?« zischte er. »Zieh dein Schwert und kämpfe!«
Seine eigene Hand umklammerte dabei den Griff seiner Klinge. Doch Krude winkte lässig ab. »Lass deinen Dämon gegen mich antreten«, verlangte er. »Vielleicht ist er stark genug, mir zu widerstehen!«
Eine beeindruckende Sicherheit klang aus seinen Worten. Unwillkürlich zuckte Moushart zurück. Er glaubte Krude! Aber wenn dieser Herzog so stark war wie ein Dämon, dann…
»So mächtig ist Dryazituum wirklich nicht«, sagte Krude mit überheblichem Grinsen. »Es gibt bei weitem stärkere Dämonen.«
»Wirst du von einem beherrscht?« fragte Moushart rasch. »Bist du ein Xandor?«
Krude lachte nur.
»Er ist ebenso wenig ein Xandor wie wir anderen«, warf Oburus ein. »Cran Moushart, kennst du den Namen und die Macht Drudins? Er schickt uns.«
Moushart ließ sich in seinen Schaukelstuhl fallen. »Drudin«, murmelte er. »Ist das der Name des Dämons, der euch dient?«
Die drei Glasgesichtigen brachen in höhnisches Gelächter aus. »Drudin ist kein Dämon. Drudin ist der oberste Priester der Caer, der Statthalter der Mächte der Schattenzone!«
Der Cran räusperte sich heftig. »Ihr seid also Caer«, sagte er. »Was tut ihr in Salamos?«
»Wir schauen, wie hier das Wetter ist«, spottete O’Marn. »Und wir stellen fest, dass es uns hier gefällt. Das Klima ist angenehm trotz der kühlen Jahreszeit. So werden wir ein wenig hier verweilen.«
Moushart senkte die buschigen Brauen. »In Dhachar-Rash?« stieß er hervor. Erst dann erkannte er, dass er dem Dunkelgerüsteten mit dem verbeulten Schild aufgesessen war. Der hatte es geschafft, blitzartig das Thema zu wechseln, aber warum?
Mousharts Blick pendelte zwischen dem Schwarzhäutigen und O’Marn. Er konnte nicht abschätzen, wer von ihnen gefährlicher war. Sein Instinkt sagte ihm, dass Oburus der Mächtigere war, dass aber O’Marn der Gefährlichere sein musste. Er sah so aus, als könne ihm auch im Kampf kaum jemand das Wasser reichen.
Moushart konnte nicht ahnen, dass Coerl O’Marn vor seiner Dämonisierung einer der erfolgreichsten Caer-Ritter gewesen war, dass man von ihm sagte, er sei ein Nachfahre der berüchtigten Alptraumritter. Noch weniger konnte der Cran ahnen, dass O’Marn der einzige Krieger war, der Mythor im Zweikampf Mann gegen Mann hatte besiegen können – damals in der Ebene der Krieger, beim Turnier der Caer… Aber dem Cran war weder der Name Mythor noch das Drudin-Turnier ein Begriff.
»Was tut ihr in Salamos?« wiederholte Moushart, nachdem ihm aufgegangen war, dass O’Marn ihn mit seiner Antwort auf den Arm genommen hatte. Hinter der gläsernen Schicht zeigte sich auf Oburus’ Gesicht ein spöttisches Lächeln.
»Vielleicht haben wir ein Interesse daran, dass Yarman-Rash fällt. Vielleicht deckt sich unser Interesse mit deinem, Cran. Und vielleicht werden wir dir mit unserer Magie helfen, die Yarman-Burg zu erobern.«
»Dryazituums Magie reicht mir völlig«, sagte Moushart. »Er ist ein starker Dämon.«
Oburus, der Schwarze, grinste noch stärker. »Erlaube, Herr über einen mächtigen Dämon, dass ich lache! Dryazituum… es ist so, dass weder ich noch einer meiner Gefährten«, er sah nach rechts und nach links zu Krude und O’Marn, »jemals etwas von einem Dämon Dryazituum hörten. Und das, obwohl Drudin uns aussandte!«
»Ich wiederum kenne euren Drudin nicht!« schrie Moushart erbost. Er war stolz darauf, einem Dämon zu befehlen, und die Versuche der drei Fremden, seinen Stolz zu brechen, ärgerten ihn maßlos. Er fragte sich, warum er sie nicht längst hatte ergreifen und in den Kerker werfen lassen, denn das Gastrecht galt in Dhachar-Rash nicht sonderlich viel.
Aber irgendwie waren die drei dem Cran unheimlich. Diese gläsernen Gesichter… sie flößten ihm Angst ein, die er sich jedoch nicht eingestehen wollte. Und von den Caer hieß es, dass sie ein Land nach dem anderen überfielen und eroberten und ihre Macht immer weiter ausdehnten.
»Eine Bildungslücke«, kicherte Oburus. »Aber du wirst, denke ich mir, Drudin oder zumindest seine Macht früher oder später kennenlernen. Wahrscheinlich früher. Es stände dir gut an, dich mit uns gut zu stellen, das heißt mit den Caer. Denn wir werden die
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