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Mythor - 034 - Drachenflug

Mythor - 034 - Drachenflug

Titel: Mythor - 034 - Drachenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner K. Giesa
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keine Geste, nichts.
    Erwartungsvoll sah Mistra die beiden an. Was würde geschehen?
    *
    Erneut begann das Mittel zu wirken und beflügelte den Geist. Dinge, die vorher unmöglich erschienen, wurden möglich. Die Barrieren des Verstandes wurden durchbrochen. Die bis ins Unfassbare geschärften Sinne erkannten Dinge, die ihnen normalerweise für immer verschlossen bleiben würden. Das Mittel weckte Fähigkeiten und Kräfte, die unglaublich waren. Kaum jemand ahnte, dass jene Kräfte in jedem Menschen verborgen waren. Nur die Großen waren in diese Geheimnisse eingeweiht und verstanden es, die verborgenen Kräfte für sich zu nutzen.
    Die Wölkchen des seltsamen Rauches verflogen. Mistra hütete sich, zu tief durchzuatmen. Was den Großen half, konnte für andere schädlich sein. Gebannt beobachtete sie die beiden und ihr Tun.
    Nach einer Weile erloschen die beiden Pfeifen, der seltsame, berauschende Tabak war aufgebraucht. Vierfaust und Dreifingerauge erhoben sich aus ihrer sitzenden Haltung. Hinter der Vermummung hervor starrten Dreifingerauges Augen Mistra an. Als die Pfeife erlosch, hatte der Weise Große den Gesichtsschutz wieder angelegt. Auch Vierfaust verhüllte sein Gesicht.
    Irgendwie spürte die junge Frau die Kraft, die in den beiden Großen erwacht war. Eine seltsame Aura ging von ihnen aus und berührte die Fischerstochter.
    Kurz berührten sich die Hände der beiden Großen. Durch das Stumme Wort sprachen sie kurz miteinander, fast nur für die Dauer eines Herzschlags.
    Dann zeigte der Weise Große auf eine Stelle neben Mythors Lager. Stell dich dorthin, signalisierte er der Frau.
    Mistra gehorchte widerspruchslos. Die Großen besaßen Kenntnisse und Wissen um Dinge, die anderen Menschen verborgen blieben. Dreifingerauge musste genau wissen, was er tat.
    Unwillkürlich tastete ihre Hand nach der Mythors. Der Krieger schien nicht einmal zu bemerken, dass sie ihn berührte. Mit geschlossenen Augen murmelte er Unverständliches. Sein Atem ging rasselnd wie der eines Todkranken, dem nicht mehr viel Zeit blieb.
    Vierfaust war aus dem Zimmer gehuscht. Augenblicke später kam er wieder herein, in der Hand ein Stück Kreide. Er riss die verrutschte Decke vollends von Mythors Körper und zeichnete dann mit der Kreide einen Kreis um das Lager des Kometensohns und die junge Frau.
    Unwillkürlich erschauerte Mistra.
    Ein Licht wird erscheinen, teilte der Weise Große ihr mit. Und wenn es Mythor trifft, wirst du ihn küssen.
    »Und dann?« fragte sie atemlos.
    Dann wird es geschehen, orakelte der Weise Große.
    Mistra nickte. Sie war bereit. Sie vertraute den Stummen. Und plötzlich wurde alles anders.
    *
    »Die Mauer!« schrie einer der Schurketen, die der Cran ausgesandt hatte, um die Häufungspunkte der Beben festzustellen. Der Mann befand sich nahe der Außenmauer an jener Stelle, wo sich bereits ein breiter Spalt gebildet hatte.
    Unter ihm zitterte wieder der Boden. Von einem Moment zum anderen erschien ein Spalt in der Felsplatte, verästelte sich nach allen Seiten, als wolle etwas von unten hindurchstoßen. Der Riss eilte auf die Mauer zu und spaltete sie an einer anderen Stelle. Knirschend brachen Steine auseinander. Ganz langsam begann das Mauerstück nach außen wegzukippen.
    Zwei Gefährten eilten herbei und verfolgten erschrocken das Schauspiel. Eine Staubwolke bildete sich. Das Mauerstück, etwa zehn Fuß breit, kippte bedächtig weg, zerbrach mehrmals in sich und verschwand unter der Felskante. Mit donnerndem Getöse polterten die Trümmer die steile Felswand hinunter.
    Erschrocken eilten die drei Schurketen zu der Stelle und sahen hinunter. Eine zehn Fuß breite Lücke klaffte jetzt in dem Befestigungswerk. Langsam wurde ihnen klar, was das bedeutete. Die Erschütterungen wurden immer stärker, und wenn man ihnen nicht Einhalt gebot, würden sie über kurz oder lang die ganze Speicherburg zerstören!
    Aber wie sollte man das Unheil stoppen?
    »Der Drache«, flüsterte der Erkunder.
    Wieder zitterte der Boden. Ein dumpfes Grollen kam aus der Tiefe wie von einem Vulkan. Ein Stück Boden stellte sich schräg. Mit einem entsetzten Schrei verschwand der Erkunder über die Kante und folgte dem Mauerrest. Die zugreifenden Hände seiner Gefährten waren nicht mehr schnell genug. Sie verzichteten darauf, dem Unglücklichen nachzublicken, warfen sich herum und eilten davon, einerseits, um aus der gefährdeten Zone zu entkommen, andererseits, um dem Cran Bericht zu erstatten, dass die Schutzmauer der Speicherburg

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